Kolumne: Kalt, kälter, SBB
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K-Tipp 03/2023
14.02.2023
Christian Gurtner
Kürzlich musste ich am Bahnhof in Wiesendangen ZH 20 Minuten auf den Zug warten. Es war kalt, und ein beissender Wind ging. Schnell lief ich zum einzigen Wartehäuschen auf dem Perron. Ich wusste zwar, dass die SBB die Häuschen seit 2008 nicht mehr beheizen. Was ich aber nicht wusste: Die neuen Wartehäuschen haben keine Türe mehr. Auf drei Seiten befinden sich dünne Glasscheiben. Die vierte Seite ist einfach offen. Folge: Drinnen ist es genauso kalt wie draussen.<...>
Kürzlich musste ich am Bahnhof in Wiesendangen ZH 20 Minuten auf den Zug warten. Es war kalt, und ein beissender Wind ging. Schnell lief ich zum einzigen Wartehäuschen auf dem Perron. Ich wusste zwar, dass die SBB die Häuschen seit 2008 nicht mehr beheizen. Was ich aber nicht wusste: Die neuen Wartehäuschen haben keine Türe mehr. Auf drei Seiten befinden sich dünne Glasscheiben. Die vierte Seite ist einfach offen. Folge: Drinnen ist es genauso kalt wie draussen.
Ich fragte an einem SBB-Schalter in der Nähe nach, nur zur Sicherheit: Vielleicht lag ja doch ein Fehler vor, und die Türe war vergessen gegangen. Nein, kein Fehler, versicherte die Angestellte. Häuschen ohne Türen seien doch ganz normal. Bereits hätten über 100 Wartehäuschen keine Türen mehr.
Das ist sicher ein Sparprojekt? Ein Häuschen ohne vierte Seite kostet einen Viertel weniger? Das müsse ich die SBB-Kommunikationsabteilung in Bern fragen, so die Schalterangestellte. Die Abteilung schrieb mir zu den Gründen ein E-Mail: «Kunden fühlen sich sicherer ohne Türe.» Und: «Ohne Türe ist die Luftqualität besser.» Und dann noch: «Ohne Türe sind die Reisenden schneller auf dem Zug.»
Übrigens: Für mein SBB-Abo bezahle ich pro Jahr 3860 Franken. 2007, als es noch beheizte Wartehäuschen mit vier Türen gab, waren es 2990 Franken.
Am Bahnhof Wiesendangen wartete ich schliesslich in der Unterführung auf den Zug. Denn dort war es weniger kalt und weniger windig als im Wartehäuschen. Ich sehe schon die nächste Medienmitteilung der SBB vor mir: «Wartehäuschen werden abgeschafft.» Man habe festgestellt, dass die Kunden sie nicht nutzen würden.