Kurz vor Weihnachten stiess ich auf eine Werbung der Post. Sie warb für einen neuen «Textgenerator». Die Post sagt, sie wolle ­damit das Verfassen von Briefen verein­fachen, indem sie eine «künstliche Intelligenz» den Text schreiben lässt. Als Kunde muss ich nur wenige Angaben machen:

Geht der Text an eine Freundin? An einen Kollegen? Will ich zum Geburtstag gratulieren oder nach einem Todesfall kondolieren?

Sogar den Schreibstil kann man wählen – zwischen Optionen wie «Ausserirdischer», «Rapper» oder «Normal».

Ich habe den Textgenerator ausprobiert und dafür den «normalen» Stil gewählt.

Für eine ­Trauerkarte schlug der Roboter ­folgenden Satz vor: «Kleiner Tipp, schau, wo das Licht brennt, es ist immer da.» Beim zweiten ­Versuch verfasste der Generator ­Zeilen, die eher für eine Trauerrede als auf eine Beileidsbekundung mittels Karte passen: «Es tut mir so leid, dass wir uns heute an ­diesem schweren Tag wegen des Verlustes eines geliebten Menschen versammeln.»

Auch bei der Glückwunschkarte zur Beför­derung eines Arbeitskollegen irritierte mich das Programm. Der Textgenerator riet dem Kollegen nämlich davon ab, weiterzuarbeiten: «Bitte nutzen Sie die Gelegenheit, sich zu ­erholen und zu feiern.»

Vielleicht braucht es mehrere Anläufe, bis ein brauchbarer Text entsteht. Die Post scheint das zu wissen, denn ab dem vierten Versuch, den Textgenerator zu benutzen, werden 50 Rappen pro Text fällig. Für die Post ist das ein gutes Geschäft: Sie betreibt das Programm nicht selber, sondern bezahlt dem dafür zuständigen US-Unternehmen Open-AI rund 5 Rappen pro Text, 45 Rappen verdient sie selbst daran.