Komplizierte Tour de Suisse
Wer für eine Bahnreise den Internet-Fahrplan nutzt, staunt oft über die Ergebnisse: lange Fahrzeit, mehrmaliges Umsteigen, hoher Billettpreis.
Inhalt
K-Tipp 05/2010
06.03.2010
Letzte Aktualisierung:
09.03.2010
Marco Diener
Beispiel Strecke St. Gallen–Zürich: Reisende gehen davon aus, dass der Intercity und der Intercity-Neigezug über Winterthur die beste – weil schnellste und direkteste – Verbindung bieten. Doch der Internet-Fahrplan hat noch ganz andere «Ideen»: Der Kunde könnte auch über Uznach SG und Rapperswil SG reisen. Unglaublicherweise aber auch über Romanshorn TG und Weinfelden TG (siehe Karte im pdf-Artikel). Die Folge: Er müsste früher ...
Beispiel Strecke St. Gallen–Zürich: Reisende gehen davon aus, dass der Intercity und der Intercity-Neigezug über Winterthur die beste – weil schnellste und direkteste – Verbindung bieten. Doch der Internet-Fahrplan hat noch ganz andere «Ideen»: Der Kunde könnte auch über Uznach SG und Rapperswil SG reisen. Unglaublicherweise aber auch über Romanshorn TG und Weinfelden TG (siehe Karte im pdf-Artikel). Die Folge: Er müsste früher losfahren, käme später an und wäre 40 Minuten länger unterwegs. Er müsste zweimal umsteigen, und das Retourbillett mit Halbtax in der 2. Klasse wäre erst noch Fr. 6.– teurer.
lFür die Fahrt von Bern nach Parpan GR sind der Intercity nach Zürich, dann der Intercity nach Chur und das Postauto nach Parpan die beste Verbindung. Der Internet-Fahrplan listet zusätzlich eine Reise via Luzern und Thalwil ZH auf. Der Hauptnachteil: Sie dauert eineinhalb Stunden länger (Karte im pdf-Artikel).
- Beispiel Luzern–Pruntrut JU: Neben der normalen Strecke via Basel und Delsberg JU bietet der Fahrplan zwei Alternativen an – über Bern und Biel BE sowie über Olten SO und Biel. Keine hat Vorteile. Und das Billett kostet bis zu Fr. 13.– mehr.
- Strecke Basel–Thun BE: Logisch wäre der direkte Intercity nach Thun. Doch der Fahrplan schlägt ausserdem noch vor, dass der Reisende in Olten umsteigt und nochmals in Bern. Das Resultat ist klar: früher losfahren, später ankommen, länger unterwegs sein, zweimal umsteigen.
Einige Macken lassen sich beseitigen
Die Macken des Internet-Fahrplans sind lästig. Für Ortskundige, weil die Liste von sinnvollen und unsinnigen Verbindungen unübersichtlich ist. Und für Ortsunkundige, weil sie nicht abschätzen können, welche Verbindungen sinnvoll und günstig sind. Der Internet-Fahrplan liefere Verbindungen, die schnell sind und auf denen Reisende wenig umsteigen müssen, heisst es von Seiten der SBB. Aber auch Verbindungen «mit anderen Vorteilen. Zum Beispiel eine landschaftlich attraktive Reiseroute.»
So rühmen die SBB für die Strecke St. Gallen– Zürich die Fahrt durchs Toggenburg und die Fahrt den Bodensee entlang. Unklar bleibt, weshalb das Umsteigen zwischen Basel und Thun attraktiv sein soll. Immerhin: Bahnkunden können dafür sorgen, dass die Qualität der Treffer steigt.
Und das geht so:
- www.sbb.ch aufrufen
- Felder «Von» und «Nach» ausfüllen
- Das Häkchen bei «Zusätzliche Alternativverbindungen suchen» wegklicken
Das reduziert die Zahl der gelieferten unsinnigen Verbindungen, eliminiert sie aber nicht ganz. Und Vorsicht: Das Häkchen nistet sich immer wieder ein.