Die Prämien für die obligatorische Krankenkasse stiegen dieses Jahr durchschnittlich um 4 Prozent. Auch nächstes Jahr müssen die Versicherten tiefer in die Tasche greifen. Der Bundesrat gibt die neuen Prämien Ende September bekannt.
An den hohen und steigenden Kosten tragen die Krankenkassen eine Mitschuld. Jeden Herbst geben sie Dutzende von Millionen für Werbung und Kundenvermittler aus. Im Jahr 2016 flossen gemäss der Krankenkassenstatistik des Bundesamts für Gesundheit rund 33 Millionen Franken an Vermittler, die den Kassen neue Grundversicherte zuschanzten. Diese Kosten zahlen letztlich wieder die Prämienzahler.
Der K-Tipp wollte von den grossen Krankenkassen wissen, wie viel sie für einen neuen Kunden zahlen. Assura, EGK, Groupe Mutuel, ÖKK, Sanitas und Sympany gaben an, maximal 50 Franken Provision zu bezahlen. Sie orientieren sich damit an einer Vereinbarung der Mitglieder des Krankenkassenverbands Santésuisse. Laut der «Sonntagszeitung» will die Branche den Betrag auf 150 Franken erhöhen.
Keine Antwort gaben Helsana und Visana. Dies ist wenig erstaunlich: Gemäss dem K-Tipp vorliegenden Vermittlerverträgen bezahlt die Helsana je nach Versicherungsmodell (Hausarzt, Telmed etc.) und Franchise bis zu 250 Franken. So viel zahlt auch die Visana, wie der «Kassensturz» berichtete.
Die Helsana schreibt, sie sei nicht Mitglied von Santésuisse und habe die Vereinbarung der Branche nicht unterschrieben.
Gegen die kostentreibenden Zahlungen formiert sich politischer Widerstand. So ist unter anderem eine Standesinitiative des Kantons St. Gallen hängig, die ein Verbot dieser Zahlungen fordert.
Nicht alle Kassen zahlen Provisionen
Dass es auch ohne geht, zeigen etwa die Krankenkassen Aquilana, Birchmeier und Klug: Sie bezahlen laut eigenen Angaben keine Vermittlerprovisionen – weder in der Grund- noch bei den Zusatzversicherungen.
Auch im Bereich der freiwilligen Zusatzversicherungen zahlen viele Krankenkassen Provisionen an Vermittler. Diese sind zum Teil deutlich höher als im Bereich der Grundversicherung, weil sie mehr Gewinn abwerfen. So bezahlt etwa die CSS für einen einzigen Versicherungsabschluss bis zu 998 Franken. Dazu kommen Superprovisionen. Beispiel: Erreicht ein Vermittler Provisionen in der Höhe von 100 000 Franken, erhält er nochmals 35 Prozent dazu – also 35 000 Franken.
Telefonterror und Werbemails: So tappen Sie nicht in die Falle
Im Herbst haben Krankenkassenvermittler Hochsaison. Mit Anrufen und Werbemails gehen sie auf Kunden- und Datenfang. So warb etwa die Internetseite Krankenkassen-Winner.ch jüngst in einem E-Mail: «Wir zahlen Ihnen ein Jahr lang Ihre Krankenkasse!» Wer am Wettbewerb mitmacht, macht vor allem eines: seine Daten an Versicherungsmakler und Finanzberater weitergeben. So steht es im Kleingedruckten.
Callcenter und Makler versuchen mit den Werbeanrufen, einen Termin für eine Beratung zu vereinbaren. Auf diese Anrufe sollte man nicht eingehen. Solche Makler machen nur Angebote von Krankenkassen, die Vermittlungsprovisionen zahlen – und das sind oft weder die günstigsten noch die besten Unternehmen.