Bundesrat Alain Berset verkündete an der alljährlichen Medienkonferenz zu den Krankenkassenprämien: «Es ist das erste Mal seit 2008, dass es keinen Prämienanstieg gibt.» Viele Medien übernahmen diese Botschaft: «Die Krankenkassenprämien sinken nächstes Jahr um 1,3 Prozent», titelte etwa die Gratiszeitung «20 Minuten». Auch der «Blick» freute sich über die «guten Neuigkeiten».
Wer nachrechnet, merkt aber: Die Prämien sinken längst nicht für alle. Das zeigt eine K-Tipp-Analyse von 5730 Prämien der 30 grössten Krankenkassen für die Jahre 2021 und 2022. Verglichen wurden bei den Erwachsenen
- die Normalprämien (Franchise 300 Franken, mit Unfall, freie Arztwahl),
- die Sparprämien (Franchise 300 Franken, mit Unfall, günstigstes Sparmodell),
- die absolut günstigsten Prämien (Franchise 2500 Franken, ohne Unfall, günstigstes Sparmodell).
- Analysiert wurden auch die Prämien von Kindern mit Sparmodell oder freier Arztwahl (keine Franchise, mit Unfall).
Bei hohen Franchisen sinken Prämien eher
Resultat: Je höher die Franchise, desto eher sinken nächstes Jahr die Prämien. Versicherte mit tiefer Franchise und Kinder zahlen dagegen gleich viel oder mehr als dieses Jahr.
Versicherte mit Sparmodellen profitieren in zwei Dritteln aller Fälle von tieferen Prämien. Wer jedoch seinen Arzt selbst wählen will, zahlt nur in gut einem Drittel aller Fälle weniger als heute.
Ob die persönliche Prämie steigt oder sinkt, hängt stark von der Krankenkasse ab: So sinken zum Beispiel bei der CSS, der Krankenkasse Luzerner Hinterland und der Supra (gehört zur Groupe Mutuel) alle analysierten Prämien. Im Gegensatz dazu steigen über die Hälfte der analysierten Prämien bei Provita (Swica), Atupri, SLKK, Swica, Sanitas, Assura, Visana, Sana24 (Visana) und Vivacare.
Tipp: Vergleichen Sie die Prämien anhand der Tabellen in K-Tipp 16/2021 und 17/2021. Diese sind im Internet unter www.ktipp.ch/praemien2022 abrufbar. Mit einem Wechsel der Grundversicherung können Versicherte je nach Kanton mehrere Tausend Franken pro Jahr sparen.