Landesweit fragte die Migros-Bank in den letzten Wochen auf Plakaten: «Langweiliger Job?!?» Illustriert mit einer offensichtlich gelangweilten, sehr jung aussehenden Frau. Auch der Kreditvermittler E-Broker.ch zielt auf junge Kunden. Er warb auf seiner Website: «Karriere machen dank Weiterbildungskredit.» Das sei die ideale Finanzierungsmöglichkeit, «damit Sie sich voll auf Ihre beruflichen Ziele konzentrieren können». Bebildert waren die Aussagen mit dem Foto einer Klasse mit Schülern, die klar unter zwanzig Jahre alt sind.
Max Klemenz von der Schuldenberatung des Kantons Zürich kritisiert: «Das Ziel dieser Werbung ist, dass die Leute bei finanziellen Engpässen zuerst an einen Konsumkredit denken, bevor sie günstigere Möglichkeiten in Betracht ziehen.» Mario Roncoroni von der Berner Schuldenberatung verweist darauf, dass diese Art von Kreditwerbung, die sich an junge Erwachsene unter 25 Jahren richtet, gegen eine Konvention der Kreditbranche selbst verstösst.
Solche Bankkredite sind die teuerste Methode, eine Ausbildung zu finanzieren. Die Migros-Bank verlangt 4,7 Prozent Zins pro Jahr, E-Broker je nach finanzieller Situation sogar bis zu 14,5 Prozent. Darlehen sind deutlich günstiger (siehe Unten).
Die Migros-Bank bestreitet auf Anfrage, dass sich die Werbung an Leute unter 25 Jahren richtet. Zudem würde man den unter 25-Jährigen zurückhaltender Kredite geben. Auch Ronny Schürch von E-Broker.ch behauptet, die Anzeige sei nicht an Jugendliche gerichtet, sondern an Eltern und Leute über 30 Jahre. Er entfernte das Bild der Schulklasse nach der Intervention des K-Tipp umgehend.
Günstigere Alternativen zu einem Bankkredit
Die Kantone gewähren neben Stipendien auch Darlehen. Diese müssen in der Regel erst nach Abschluss der Ausbildung verzinst und dann innerhalb einer bestimmten Frist zurückgezahlt werden. Die Zinsen sind unterschiedlich: Der Kanton Sankt Gallen verlangt 0,2 Prozent, Bern 1,4 Prozent, Zürich 4 Prozent. Auf der Website Stipendien.educa.ch findet man Links zu den zuständigen kantonalen Stellen.
Erhält man vom Staat kein Geld, sollte man bei Verwandten und Bekannten wegen eines Darlehens anfragen. Viele verzichten auf einen Zins, weil auch das Geld auf dem Sparkonto zurzeit praktisch keinen Zins abwirft. Auch Arbeitgeber und einzelne Stiftungen sind unter Umständen bereit, Geld für eine Weiterbildung vorzuschiessen. Auf Ktipp.ch/eo7e68 findet man entsprechende Stiftungen.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten gibts auf Berufsberatung.ch ! «Aus- und Weiterbildung» ! «Ausbildung und Weiterbildung finanzieren».