Eine Woche Badeferien in der Dominikanischen Republik für zwei Personen ist beim Reisebüro Tui Suisse zur-zeit für 2880 Franken zu haben. Wer per Kreditkarte bezahlt, muss 2 Prozent mehr auf den Tisch legen – das sind Fr. 57.60.
Pikant: Tui dürfte gar keinen Aufschlag mehr erheben. Die Kreditkartenorganisationen Mastercard und Visa haben allen Händlern und Firmen per 1. August untersagt, Kreditkarten gegenüber anderen Zahlungsarten zu benachteiligen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Kreditkartenindustrie, die Kommissionen für die Händler zu senken.
Laut der Wettbewerbskommission Weko spielt es somit für Händler wie Tui kostenmässig keine Rolle mehr, ob ein Kunde bar oder mit Karte bezahlt. Die Weko handelte die Kommissionen letztes Jahr mit den verschiedenen Parteien aus.
Auch andere verstossen gegen die Abmachung. Besonders Unternehmen der Reisebranche und Internethändler halten an Extragebühren fest. Die Fluggesellschaft Swiss verlangt für Europaflüge 11 Franken pro Ticket zusätzlich, bei Interkontinentalflügen 22 Franken. Das Reiseunternehmen Kuoni erhebt bei Buchungen bis 5000 Franken pauschal 50 Franken, darüber 100 Franken.
Manche Internethändler setzen auf prozentuale Zuschläge. So Nettoshop.ch mit 1,6 Prozent, Microspot.ch, Digitec.ch und Galaxus.ch mit 2 Prozent sowie Distrelec.ch und Steg-Electronics.ch mit 2,5 Prozent.
Visa droht mit substanziellen Bussen
Die ersten vier erklären, dass sie per 1. August den Zuschlag bereits gesenkt hätten. Die verbliebenen Gebühren würden den Kosten entsprechen, die bei Kreditkartenzahlung weiter anfallen. Mehrere Händler weisen darauf hin, dass es sich bei der Vereinbarung mit der Weko nicht um ein Gesetz handle. Das sei eine Angelegenheit zwischen den Kreditkartenherausgebern, Zahlungsabwicklern und Händlern. Kuoni-Sprecher Peter Brun: «Zahlungsabwickler müssten eine Änderungskündigung der bestehenden Verträge vornehmen. Das ist bisher nicht geschehen. Deshalb verlangen wir weiterhin einen Zuschlag – zumal wir auch die Kosten tragen müssen.»
Die beiden grössten Abwickler von Kreditkartenzahlungen in der Schweiz sind Six Payment Services und Aduno. Sie setzen für Mastercard und Visa das Verbot der Zuschläge durch. Laut Jürg Schneider von Six ist noch unklar, wie man gegen Händler vorgehen wird, die gegen die neue Regelung verstossen. Weisungen von Mastercard und Visa seien ausstehend. Konkreter wird Aduno-Sprecherin Nadine Geissbühler. Bei Verstössen werde Aduno von Mastercard oder Visa sanktioniert. Diese Bussen will der Zahlungsabwickler an die fehlbaren Händler weitergeben. Laut Visa Schweiz steigen die Bussen im Wiederholungsfall «schnell auf substanzielle Summen».
Auf das Verbot reagiert hat der Elektronikhändler Brack.ch. Grosskunden belastete er bis Anfang August 2 Prozent Kreditkartenzuschlag. Das fällt nun weg. Alle Zahlungsmittel werden gleich behandelt, auch für die Zahlung per Rechnung gibt es keinen Aufschlag.