Kreuzfahrten: Costa costa viel
Reisebüros in Deutschland verkaufen Costa-Kreuzfahrten auch an Schweizer Kunden – trotz des «Verbots» durch die Reederei, die in der Schweiz hohe Preise durchsetzen will.
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K-Tipp 08/2012
14.04.2012
Letzte Aktualisierung:
16.04.2012
Gery Schwager
Deutsche Agenturen dürfen nur noch Buchungen von Personen annehmen, die in Deutschland wohnen: Mit diesem Befehl hat der italienische Kreuzfahrtengigant Costa vor Jahresfrist nicht nur Reisebüros in Deutschland massiv verärgert, sondern auch Konsumenten in der Schweiz.
Die Reederei wollte erreichen, dass Schweizer eine Costa-Kreuzfahrt nicht mehr günstig in Deutschland buchen können. Sie sollten zu den teils drastisch höheren Preisen in der Schweiz res...
Deutsche Agenturen dürfen nur noch Buchungen von Personen annehmen, die in Deutschland wohnen: Mit diesem Befehl hat der italienische Kreuzfahrtengigant Costa vor Jahresfrist nicht nur Reisebüros in Deutschland massiv verärgert, sondern auch Konsumenten in der Schweiz.
Die Reederei wollte erreichen, dass Schweizer eine Costa-Kreuzfahrt nicht mehr günstig in Deutschland buchen können. Sie sollten zu den teils drastisch höheren Preisen in der Schweiz reservieren müssen (siehe Kasten).
Bei den Schweizer Kreuzfahrtenverkäufern erntete Costa Applaus. Sie rief aber auch die Wettbewerbskommission auf den Plan, die u. a. zu sondieren begann, ob allenfalls «eine kartellrechtlich unzulässige Gebietszuweisung» vorliege. Die Abklärungen dauern noch an.
Unterdessen hat Costa bekanntlich auch anderweitig für Schlagzeilen gesorgt: mit der Havarie der «Costa Concordia» bei der toskanischen Insel Giglio am 14. Januar und mit dem Maschinenbrand auf der «Costa Allegra» im Indischen Ozean rund sechs Wochen später.
Insider: Rederei droht «fehlbaren» Agenturen
Jetzt müsste die Reederei eigentlich für jede Buchung dankbar sein – selbst wenn sie von Schweizern in Deutschland getätigt wird. Deshalb die Frage: Gilt das «Buchungsannahmeverbot» für deutsche Reisebüros noch immer? Costa bleibt die Antwort gegenüber dem K-Tipp schuldig. Dafür spricht ein deutscher Brancheninsider, der anonym bleiben möchte, Klartext: «Wir spüren bei Costa nach wie vor keine Bereitschaft, sich in dieser Frage zu bewegen.» Die Reederei drohe «fehlbaren» Agenturen z. B. damit, für Buchungen aus der Schweiz keine Provision zu zahlen.
Entsprechend gross ist der Unmut unter süddeutschen Reisebüros. Einige haben Costa gleich ganz aus ihrem Angebot entfernt. «Eine Reederei, die Kunden aufgrund ihres Wohnsitzes diskriminiert, ist für uns nicht akzeptabel», so stellvertretend ein Reisebüro in Weil am Rhein. «Schweizer Gäste mussten über Jahre hinweg in der Schweiz für die genau gleichen Leistungen wesentlich mehr zahlen und haben somit die europäischen Märkte subventioniert.»
Schweizerinnen und Schweizer, die trotz allem mit Costa in See stechen möchten, haben allerdings noch heute durchaus intakte Chancen, jenseits des Rheins zu buchen und so viel Geld zu sparen. Das zeigen die Reaktionen auf eine Buchungsanfrage, die der K-Tipp anonym an 15 Reisebüros und Internetanbieter in Deutschland gerichtet hat: 10 hätten die Buchung aus der Schweiz ohne Weiteres akzeptiert.
Reichlich gespart
Costa-Kreuzfahrten sind in Deutschland zuweilen viel günstiger als in der Schweiz. Das hat der K-Tipp schon mehrmals aufgezeigt (siehe z. B. Ausgabe 7/11). Es gilt noch immer, wie ein Leser berichtet: Er hatte Anfang März in Deutschland für sich und seine Frau eine Mini-Suite auf der «Costa Deliziosa» gebucht, für eine zwölftägige Kreuzfahrt entlang den norwegischen Fijorden bis ans Nordkap. Die Reise kostete umgerechnet 7083 Franken – 2389 Franken weniger als in der Schweiz. «Mit dem gesparten Geld können wir pro Halt locker einen Ausflug sowie das Ultra-All-Inclusive-Getränkepaket dazubuchen. Und es bleibt erst noch Sackgeld übrig», so der Leser.