Kriegsveteranen als Geldeintreiber

Ein Aargauer Inkassobüro will Schuldnern mit «harten Jungs» Beine machen.

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K-Tipp 18/2010

31.10.2010

Letzte Aktualisierung:
02.11.2010

Beatrice Walder K-Tipp

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Sind wir nun in Osteuropa?» Das fragt sich ein K-Tipp-Leser, der im «Blick» vom 8. Oktober 2010 das Stelleninserat der Inkassogroup.com GmbH aus Baden AG gesehen hat. Darin werden «Hardcore-Jungs zum Schulden eintreiben» gesucht.

Die Bewerber sollen circa 40 Jahre alt, 190 Zentimeter gross und Kampfsportler, Bodybuilder oder Kriegsveteranen und ja keine «Spargeltarzane» sein.

Erforderlich sind laut dem Stelleninserat auch «Grips im Hirn» und das Wissen, dass man die Gesetze respektieren müsse. Der letzte Punkt ist wichtig: Geldeintreiber, die bedrohlich auftreten, bewegen sich juristisch auf sehr dünnem Eis.

Laut dem Freiburger Strafrechtsprofessor Christof Riedo kann schnell ein strafbares Verhalten vorliegen: «Erwecken Schuldeneintreiber bewusst den Eindruck, dass etwas Schlimmes passiert, wenn man nicht zahlt, ist das eine strafbare Nötigung.» Eine solche Drohung müsse nicht in Worten ausgedrückt werden, das könne auch durch entsprechendes Auftreten geschehen.

«Russisches Inkasso» im Thurgau

Nicht nur die Geldeintreiber, sondern auch die Auftraggeber können sich strafbar machen. Christof Riedo: «Wer diese Firma beauftragt, für ihn Geld einzutreiben, könnte wegen Anstiftung zur Nötigung verurteilt werden.» Und zwar dann, wenn dem Auftraggeber aufgrund des Auftritts der Inkassogroup.com klar sei, welche Methoden sie allenfalls anwendet.

Auch das Bundesgericht hat solche Inkassomethoden als problematisch eingestuft: «Wird eine Forderung mit Nachdruck eingefordert, besteht stets die Gefahr, dass der Inkassobeauftragte in den Bereich der strafbaren Nötigung gerät.»

Die höchsten Richter betrachteten die Tätigkeit eines Thurgauer Inkassobüros, das seine Dienstleistung als «russisches Inkasso» anpries, als eine «Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit».

Markus Suter, Geschäftsführer der Inkassogroup, bestreitet, dass bei seinen Inkasso-Methoden eine strafbare Nötigung vorliegen kann: Es sei nicht möglich, allgemeine Aussagen zur allfälligen Strafbarkeit zu machen.

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