Privatunternehmen, aber auch Bund, Kantone und Gemeinden beschäftigen Heerscharen von Mediensprechern. In der Theorie sind diese dazu da, Fragen von Journalisten zu beantworten. In der Praxis tun sie es häufig nicht, wie das Beispiel des «Kassensturz» zeigt.
Die Fernsehsendung berichtete am 5. Februar darüber, dass die Migros über 200 Teilzeitangestellte an eine andere Firma ausgelagert hat – an die Trade Marketing Intelligence (TMI). An der einstigen Tochterfirma hält die Migros noch eine Minderheitsbeteiligung.
Die Frauen sind als Promotorinnen tätig. Sie verteilen in den Läden Warenmuster an die Kunden. Die Migros versprach diesen Frauen trotz dem Übergang der Arbeitsverhältnisse auf eine neue Firma «gleiche Arbeitszeiten und keine Lohnreduktion».
Doch beides war falsch, wie der «Kassensturz» aufdeckte. Manche Promotorinnen bekamen im neuen Jahr kaum noch Aufträge. Und der Lohn wurde gesenkt. Vor der Kamera nahm die Migros erst nach einer Woche Stellung. Sprecherin Alexandra Kunz zeigte sich einsichtig und kündigte – zumindest für dieses Jahr – eine Kehrtwende an. Die Promotorinnen hätten dieses Jahr «keinerlei Lohneinbussen» zu gewärtigen.
Doch dann zeigte sie im Gespräch mit Moderator Ueli Schmezer, wie man Fragen nicht beantwortet.
«Kassensturz»: «Die Migros hätte von Anfang an eine anständige Lösung suchen können. Warum kommt sie erst jetzt?»
Antwort der Migros: «Wir sind dankbar, dass wir darauf aufmerksam gemacht worden sind und diese Rückmeldungen erhalten haben von den betroffenen Angestellten. So haben wir rasch eine Lösung ausarbeiten können, denn das war definitiv eine unbefriedigende Situation.»
Der K-Tipp findet: Das tönt schön, beantwortet aber die Frage nicht. Zum Glück hakt Schmezer nach.
«Kassensturz»: «Das heisst, wenn wir nicht darüber berichtet hätten, dann wäre es so weitergelaufen?»
Migros: «Wir nehmen diese Kritik sehr ernst, und auch die Rückmeldungen haben uns sicher geholfen, so rasch wie möglich eine gute Lösung voranzutreiben.»
Der K-Tipp stellt fest: Keine Antwort. Also haben es die Promotorinnen tatsächlich dem «Kassensturz» zu verdanken, dass sie 2019 «keine Lohneinbusse» erleiden.
«Kassensturz»: «Jetzt haben wir über 2019 gesprochen. Was ist nachher?»
Migros: «Wie gesagt, wir werden den Prozess sehr eng begleiten und natürlich bestrebt sein, dass die Zahl der Aufträge wieder gesteigert wird. Gleichzeitig hat TMI als eigenständiges Unternehmen in diesem Jahr Zeit, neue Auftraggeber an Bord zu holen. Es ist uns wichtig, dass die Angestellten weiterhin einen sicheren Job haben und einen sicheren Lohn.»
Der K-Tipp rätselt: Was bedeutet das für die Zeit nach 2019? Ueli Schmezer fragt abermals nach.
«Kassensturz»: «Die Frage war, wie sieht es in einem Jahr vertraglich aus? Gilt dann der Vertrag, den wir kritisiert haben – mit weniger Lohn, weniger Ferien und weniger Sozialleistungen?»
Migros: «Wichtig ist, dass die Migros in dieser Übergangsphase weiterhin beratend zur Seite steht und diesen Prozess eng begleiten wird. Ab dem nächsten Jahr werden die neuen Bedingungen von TMI in Kraft treten, die ganz klar über dem Branchendurchschnitt liegen.»
Der K-Tipp fürchtet: Das könnte durchaus weniger Lohn, weniger Ferien und schlechtere Sozialleistungen bedeuten.