Küken werden massenhaft verstümmelt

Die Schnäbel von Hühnern sind hochempfindlich. Trotzdem lassen viele Züchter bei Küken die Schnäbel ohne Betäubung kürzen.

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K-Tipp 12/2012

10.06.2012

Letzte Aktualisierung:
25.06.2012

Darko Cetojevic

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Hühner in Massenhaltung sind oft verhaltensgestört: Sie reissen sich gegenseitig Federn aus und verletzen sich durch Picken. Experten reden von Federnpicken und Kannibalismus.

Die Gründe: Oft sind mehrere Tausend Legehennen auf engstem Raum eingepfercht. Die Luft ist stickig. Den Hühnern fehlt es an Beschäftigungsmöglichkeiten.

Doch statt die Ursachen dafür zu beseitigen, machen sich die Züchter an den Schnäbeln der Tiere zu schaffen: In Holland, Deutschland und Frankreich kürzen die Produzenten die Schnäbel der Tiere kurz nach dem Schlüpfen. Eine schmerzhafte Prozedur: Ein Mitarbeiter packt das Küken und steckt dessen Schnabel in eine Scheibe mit einem Loch. Dahinter bewegt sich ein heisses Messer von oben nach unten und schneidet den Ober- und Unterschnabel ab.

Schweizer Hühner werden «touchiert»

In der Schweiz ist dieses «Coupieren» der Schnäbel seit 2008 verboten. Weiterhin erlaubt ist laut dem Bundesamt für Veterinärwesen jedoch das «Touchieren». Dabei wird der Schnabel der Küken so gekürzt, dass er funktionsfähig bleibt und weiterhin geschlossen werden kann. Die Methode mit der Scheibe ist gleich, beim Touchieren wird aber nur die vorstehende Schnabelspitze gekürzt. Oder der Schnabel wird kurz an eine heisse Fläche gehalten, bis die Schnabelspitze abgebrannt ist.

In Deutschland wird fast allen der rund 30 Millionen Legehennen in Boden- und Freilandhaltung die Schnabelspitze vorsorglich abgezwackt oder abgebrannt. In der Schweiz werden die Schnäbel von rund einer halben Million oder einem Viertel aller Legehennen «touchiert».

Der Schnabel von Hühnern ist von Nerven durchzogen und deshalb äusserst sensibel. Doch die Schnäbel werden ohne Betäubungsmittel gekürzt. In mehreren wissenschaftlichen Arbeiten – unter anderem auch in einem Forschungsprojekt des Bundesamtes für Veterinärwesen und des Bundesamtes für Landwirtschaft – ist die Rede von «anhaltendem Schmerz» der Küken, der auch das Verhalten der Hühner verändere. Das Bundesamt erklärt, das in der Schweiz zugelassene Touchieren sei schonender, weil die Funktion des Schnabels im Gegensatz zum Coupieren erhalten bleibe.

«Kleinere Ställe sind überschaubarer»

Dass es auch ohne Schmerzen geht, zeigt die Nutztierschutz-Organisation KAG-Freiland: In den 150 Hühnerbetrieben unter dem KAG-Label mit knapp 40 000 Legehennen und 6000 Junghennen ist das Schnabelkürzen ausdrücklich verboten. Und es kommt in KAG-Betrieben auch kaum zu gegenseitigem Zerfleischen durch die Hühner.

Geschäftsleiterin Nadja Brodmann sieht mehrere Gründe: artgerechte Haltung und Fütterung sowie viel Beschäftung. In KAG-Betrieben seien maximal 2000 Tiere in einem Stall erlaubt. Brodmann: «Das ist überschaubar und erlaubt schnelleres Eingreifen als in einem Stall mit bis zu 18 000 Tieren.» Zudem seien Hähne vorgeschrieben. Ihre Präsenz fördere das ausgeglichene Verhalten unter den Hühnern.

Übrigens: Normalerweise werden Hähne schon als Küken gleich nach der Geburt vergast. In der Schweiz sind das jährlich mehrere Millionen Tiere. Grund: Hähne legen keine Eier und sind auch in der Mast nicht beliebt, weil sie deutlich mehr Futter brauchen als Hennen, bis sie das gewünschte Schlachtgewicht erreicht haben.

Bio Suisse legt Wert auf die Ergänzung, dass das Kürzen von Schnäbeln bei Geflügel ebenso nach der schweizerischen Bioverordnung wie auch nach den Bio-Suisse-Richtlinien verboten ist.

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