Kuh-Hörner: Bauernverband contra Tierschutz
Eine Volksinitiative will jene Bauern belohnen, die Kühen die Hörner lassen. Tierschützer begrüssen das, der Bauernverband aber will nichts davon wissen.
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K-Tipp 06/2016
23.03.2016
Letzte Aktualisierung:
20.11.2019
Luc Müller
Die meisten Kälber werden in den ersten drei Wochen nach der Geburt enthornt. Rund 90 Prozent der 600 000 Schweizer Mutter- und Milchkühe tragen keine Hörner. Die Hornkuh-Initiative will, dass Bauern ihren Milchkühen die Hörner lassen. Das geht am besten über finanzielle Anreize: Die Bundeskasse soll den Bauern über die Direktzahlungen für jede behornte Kuh einen Beitrag zahlen.
Mit-Initiant ist Bergbauer Armin Capaul aus Perrefitte BE. ...
Die meisten Kälber werden in den ersten drei Wochen nach der Geburt enthornt. Rund 90 Prozent der 600 000 Schweizer Mutter- und Milchkühe tragen keine Hörner. Die Hornkuh-Initiative will, dass Bauern ihren Milchkühen die Hörner lassen. Das geht am besten über finanzielle Anreize: Die Bundeskasse soll den Bauern über die Direktzahlungen für jede behornte Kuh einen Beitrag zahlen.
Mit-Initiant ist Bergbauer Armin Capaul aus Perrefitte BE. Er rechnet mit jährlich rund 500 Franken pro behornter Kuh. Das würde den Bund rund 30 Millionen Franken kosten. Laut Capaul sind die nötigen 100 000 beglaubigten Unterschriften zusammengekommen.
Für den Bergbauern und seine Mitkämpfer stehen die Tiere im Mittelpunkt, nicht der Profit. Anders gesagt: Das Stallsystem soll den Tieren angepasst werden, nicht das Tier dem Stallsystem. Capaul: «Tiere mit Hörnern benötigen mehr Platz. Das bedeutet weniger Einnahmen. Der Hornkuh-Beitrag soll Unterstützung bieten – auch dafür, dass die Würde des Tiers gewahrt wird.» Die Hörner seien für die Tiere wichtig: zur Kommunikation untereinander und fürs Rangverhalten. Zudem sei das Entfernen der Hörner trotz vorgeschriebener Betäubung für die Tiere schmerzhaft: «Das Horn ist warm und lebendig – und deshalb auf Berührung empfindlich.»
«Kein Sparpotenzial bei Direktzahlungen»
Bei der Hornkuh-Initiative nicht mit im Boot ist der Bauernverband: Grundsätzlich sollte jeder einzelne Bauer selber entscheiden können, «ob er seine Kuh enthornen will oder nicht», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein.
Der Bauernverband will behornte Kühe nicht via Direktzahlungen fördern, sondern über höhere Konsumentenpreise. Helfenstein nennt ein Beispiel: Eine Sennerei im bündnerischen Andeer zahlt 1 Rappen mehr pro Liter Milch, sofern diese von behornten Kühen stammt. «Wenn die Hörner über Direktzahlungen gefördert werden sollen, muss bei den Direktzahlungen sonst irgendwo Geld eingespart werden – doch wir sehen kein geeignetes Sparpotenzial», so Helfenstein.