Kulante Kassen
Wer im Ausland Pillen & Co. kauft, hat kaum Probleme: Viele Krankenkassen vergüten die Kosten.
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K-Tipp 8/2006
19.04.2006
Vera Sohmer - vera.sohmer@ktipp.ch
Medikamente sind im benachbarten Ausland viel günstiger als in der Schweiz. Zwei Beispiele (Preise ohne MwSt.):
- Das den Blutdruck senkende Cosaar (50 mg pro Tablette, 28 Filmtabs) kostet
in der Schweiz Fr. 58.-, in Frankreich 36.-. Differenz: Fr. 22.- oder 38 Prozent.
- Fr. 90.- kostet das Asthma-Mittel Seretide Diskus (60 Dosen à 250 Mikrogramm) in Deutschland. In der Schweiz wird das Medikament für Fr. 133.- angeboten. Preisdifferenz: Fr. 43.- oder 32 Prozent.
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Medikamente sind im benachbarten Ausland viel günstiger als in der Schweiz. Zwei Beispiele (Preise ohne MwSt.):
- Das den Blutdruck senkende Cosaar (50 mg pro Tablette, 28 Filmtabs) kostet
in der Schweiz Fr. 58.-, in Frankreich 36.-. Differenz: Fr. 22.- oder 38 Prozent.
- Fr. 90.- kostet das Asthma-Mittel Seretide Diskus (60 Dosen à 250 Mikrogramm) in Deutschland. In der Schweiz wird das Medikament für Fr. 133.- angeboten. Preisdifferenz: Fr. 43.- oder 32 Prozent.
Für beide Präparate gibt es noch keine Generika.
Laut Krankenversicherungsgesetz (KVG) dürfen Krankenkassen Medikamente aus dem Ausland nur dann vergüten, wenn es sich um einen Notfallkauf handelt oder der Versicherte ein Grenzgänger ist. In der Praxis jedoch zeigen sich viele Kassen grosszügig. Sie stützen sich dabei auf eine Empfehlung ihres Dachverbands Santésuisse. Demnach kann die Grundversicherung die Kosten auch übernehmen, wenn
- ein Schweizer Arzt das Medikament verschrieben hat
- es sich um ein Präparat handelt, das in der Schweiz registriert und zugelassen ist
- der Krankenkasse die Rezeptkopie oder die Originalquittung vorliegt
- das Medikament günstiger ist als in der Schweiz
- der Beipackzettel in einer Landessprache verfasst ist
Setzt sich Santésuisse über das KVG hinweg? Die Rechtslage sei umstritten, sagt Santésuisse-Sprecher Peter Marbet. Der Dachverband berufe sich auf ein Urteil des Zürcher Sozialversicherungsgerichts. Demnach dürfen Schweizer medizinische Leistungen auch im EU-Raum beanspruchen.
Grosszügig auch bei Brillen und Linsen
Eine K-Tipp-Umfrage unter 12 Krankenkassen ergab:
- Assura, Atupri, CSS, Helsana, KPT, Sanitas, Swica und Visana vergüten Medikamente aus dem Ausland grundsätzlich.
Begründung laut CSS: Versicherte hätten es nicht mehr nachvollziehen können, dass ihnen ihre Kasse die Kosten für günstigere Medikamente aus dem Ausland nicht erstatte - während die teureren Präparate aus der Schweiz anstandslos bezahlt wurden.
- ÖKK und Groupe Mutuel übernehmen die Kosten je nach Einzelfall.
- Concordia zahlt vor allem dann, wenn der Versicherte im Grenzgebiet wohnt.
- Intras vergütet Mittel aus dem Ausland nur in Notfallsituationen.
Bei Brillen und Kontaktlinsen zeigen sich die meisten Krankenkassen ebenfalls kulant. Sie zahlen ihre Beiträge aus der Grundversicherung auch dann, wenn Versicherte bei einem ausländischen Optiker eingekauft haben.
Atupri, KPT und Sanitas vergüten die Beiträge jedoch nur aus der entsprechenden Zusatzversicherung (siehe K-Tipp 7/06).