Am extremsten ist es beim Knoblauch: 500 Gramm Knoblauch aus biologischer Landwirtschaft kosten bei Coop Fr. 12.67. Knoblauch aus konventioneller Landwirtschaft kostet Fr. 1.50. Das heisst: Der Bio-Knoblauch kostet mehr als das Achtfache.
Das gleiche Bild beim Schwarztee aus der Migros: 100 Beutel in Bio-Qualität kosten Fr. 14.50, 100 Beutel in normaler Qualität nur Fr. 1.75. Auch für den Bio-Tee blättert der Kunde also mehr als das Achtfache hin.
Das ist das Ergebnis eines Preisvergleichs des K-Tipp von je 39 Lebensmitteln aus biologischer und aus normaler Landwirtschaft. Eingekauft wurden die Produkte bei Coop und Migros sowie bei Aldi, Denner und Lidl. In der Tabelle sind die Preise der Discounter nicht enthalten, da sie nur wenige Bio-Artikel im Sortiment führen. Im Durchschnitt ist der Bio-Aufschlag dort deutlich geringer als bei Coop und Migros (siehe Kasten).
Weitere Ergebnisse des K-Tipp-Vergleichs:
Bio-Produkte sind massiv teurer als normal produzierte Lebensmittel. Im Durchschnitt kosten sie bei Coop zweieinhalb Mal so viel. Bei der Migros etwas weniger.
Am grössten sind die Unterschiede bei Gemüse und Früchten, am kleinsten bei tierischen Produkten.
Sehr gross sind die Preisdifferenzen – abgesehen von Knoblauch und Tee – bei Äpfeln, Rüebli und Konfitüre. So kostet etwa Bio-Erdbeerkonfitüre bei Coop (500 g) Fr. 6.80, andere Konfitüre nur Fr. 1.33.
Der ganze Bio-Warenkorb kostet bei Coop fast 229 Franken, in der Migros rund 219 Franken. Der normale Warenkorb ist bei beiden mit rund 92 Franken fast gleich teuer.
Ähnliche Preisvergleiche führte der K-Tipp bereits in den Jahren 2008, 2010 und 2014 durch. Auffallend: Obwohl die Konsumenten immer mehr Bio-Produkte kaufen, ist der Bio-Aufschlag im Laufe der Jahre gestiegen. Aktuell beträgt er bei Coop und Migros im Durchschnitt knapp 145 Prozent. 2008 betrug er 75 Prozent, 2010 66 Prozent. 2014 waren es 88 Prozent.
Coop liefert für die grösseren Unterschiede keine plausible Erklärung. Die Migros behauptet: «Der Preisabstand ist über die letzten Jahre konstant geblieben.»
Übrigens: Alle Grossverteiler versuchen, die grossen Preisunterschiede zwischen «bio» und «normal» zu verschleiern, indem sie unterschiedlich grosse Packungen anbieten. Aldi verkauft beide Tomaten-Varianten zum gleichen Preis. Aber in der Bio-Packung hat es nur ein halbes Kilo, in der anderen ein ganzes Kilo.
Bei Denner ist die Bio-Haferflocken-Packung günstiger als die normale. Aber sie enthält nur die Hälfte. Die Migros verkauft den Bio-Obstessig in einer Flasche, die 5,7 Deziliter fasst. So ist es für Konsumenten fast nicht möglich, die Übersicht über die Preise zu behalten.
Discounter mit kleinem Bio-Sortiment
Die Discounter führen klar weniger Bio-Produkte als Coop und Migros. Bei Aldi und Lidl ist rund die Hälfte des K-Tipp-Warenkorbs erhältlich, bei Denner nur ein Viertel. Denner sagt: «Wir machen die Erfahrung, dass viele Bio-Produkte preislich über der Schmerzgrenze unserer Kunden liegen.»
Interessant: Bio-Produkte sind bei Aldi & Co. fast immer günstiger als bei Coop und Migros. Der Bio-Aufschlag ist mit durchschnittlich 114 Prozent geringer als bei Coop und Migros (145 Prozent).
Bio: Gutes Geschäft für Migros und Coop
Der Bio-Landbau ist aufwendiger als der konventionelle. Deshalb muss der Bio-Bauer auch mehr Geld erhalten als der konventionelle Bauer. Doch an Bio-Produkten verdienen vor allem die Detailhändler. Schon vor über zehn Jahren wies der K-Tipp nach, dass sie bei Bio-Rüebli eine Marge von 50 bis 70 Prozent haben, bei konventionellen nur eine Marge von 25 bis 30 Prozent. Weder Migros noch Coop nahmen damals dazu Stellung.
Das Bundesamt für Landwirtschaft zeigte vor fünf Jahren anhand der Kartoffelpreise auf, dass Grosshändler und Detailhändler an Bio-Produkten besonders viel verdienen. Zwar könnten beim Grosshandel und beim Detailhandel die Verarbeitung und die Lagerung von Bio-Produkten teurer sein, schrieb das Bundesamt. Trotzdem spiele die Konkurrenz wahrscheinlich nicht, zudem würden die Detailhändler einfach «die Zahlungsbereitschaft» der Bio-Kunden ausnützen.