Lästige Gäste
Wer höchstens zwei Nächte bleibt, wird zur Kasse gebeten: Kurzaufenthalts-Zuschläge sind in Schweizer Hotels keine Seltenheit.
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K-Tipp 5/2006
08.03.2006
Gery Schwager - gery.schwager@ktipp.ch
Bei der Hotelsuche für seinen Zwei-Tages-Trip nach Arosa entdeckte Rolf Seitz (Name geändert) Erstaunliches: Für Aufenthalte unter drei Nächten verrechnet man einen «einmaligen Kurzaufenthalts-Zuschlag von 10 Franken pro Person», las er auf der Website des Hotels Obersee. Auch das Hotel Hohe Promenade verlangt von seinen Gästen einen «Zuschlag für Kurzaufenthalte».
Tatsächlich sind Preiszuschläge für jene Gäste, die nur wenige Nächte absteigen, immer öfter anzutref...
Bei der Hotelsuche für seinen Zwei-Tages-Trip nach Arosa entdeckte Rolf Seitz (Name geändert) Erstaunliches: Für Aufenthalte unter drei Nächten verrechnet man einen «einmaligen Kurzaufenthalts-Zuschlag von 10 Franken pro Person», las er auf der Website des Hotels Obersee. Auch das Hotel Hohe Promenade verlangt von seinen Gästen einen «Zuschlag für Kurzaufenthalte».
Tatsächlich sind Preiszuschläge für jene Gäste, die nur wenige Nächte absteigen, immer öfter anzutreffen. Es gibt sie in der ganzen Schweiz, wie eine Umschau des K-Tipp auf Hotel-Websites aller Landesgegenden gezeigt hat. In 3-Sterne-Häusern beträgt der Aufpreis meist 10 bis 20 Franken pro Person und Nacht. Das läppert sich, denn in Schweizer Hotels liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 2,2 Tagen; die Zahl der Kurzbesuche mit maximal zwei Übernachtungen ist demzufolge gross.
Hauptmotiv für die Zuschläge: Kurzaufenthalter sind als Gäste nicht sehr beliebt. Beim Branchenverband Hotelleriesuisse heissts knapp und bündig: «Was festgestellt werden kann, ist, dass ein Kurzaufenthalter für den Hotelier einen höheren Aufwand generiert.» Ins Feld geführt werden administrative Umtriebe, grösserer Wäscheverbrauch und häufigere Zimmer-Endreinigung. Zudem sei das Zimmer für Wochenbuchungen blockiert und drohe mehrere Nächte leer zu bleiben, begründet man im Aroser Hotel Hohe Promenade die Kurzaufenthalts-Zuschläge.
Doch in der Branche gibt es auch gegenläufige Tendenzen. Die Sunstar-Hotels etwa schaffen den letztes Jahr eingeführten Kurzaufenthaltszuschlag in der kommenden Sommersaison bereits wieder ab.
«Marketingmässig ist es eher problematisch, Zuschläge zu erheben», so Geschäftsführer Beat Hess. Die Auslastung soll künftig über «Wochen-, Midweek- und Weekendpauschalen» sowie «Treue-, Frühbucher- und Internetrabatte» gesteuert bzw. gesteigert werden.
Hoteliers ziehen alle Register
Womit deutlich wird, dass Hotelmanager in Sachen Tarifgestaltung so ziemlich alles ausprobieren: Viele arbeiten mit Pauschalen und unterschiedlichen Preisen für Werktags- und Wochenendaufenthalte. Andere passen die Tarife fast täglich den aktuellen Buchungen an. Und nicht wenige verkaufen dieselben Zimmer über unterschiedliche Kanäle zu unterschiedlichen Preisen.
Wer ein Zimmer buchen will, ist heute ganz schön gefordert.
Finden Sie es gerechtfertigt, dass Hotels Zuschläge für Kurzaufenthalte verlangen? Stimmen Sie ab auf www.ktipp.ch.