Die Volumen-Shampoos von Hair Culture und Cien sind günstig. Sie kosten in der 300-ml-Flasche bei Aldi bzw. Lidl Fr. 1.49 – das sind rund 50 Rappen pro 100 Milliliter. Für dieselbe Menge des Volumen-Shampoos von Wella des Procter-&-Gamble-Konzerns zahlt man fast Fr. 1.80. Kommt hinzu: Im K-Tipp-Test schnitt das Wella-Shampoo bloss «genügend» ab. Die Produkte von Aldi und Lidl erreichten ein «gut».
Das Beispiel zeigt: Die Konsumenten sind nicht auf überteuerte Markenartikel angewiesen. Sie haben Alternativen. Deshalb dürfen sie es auch gelassen nehmen, wenn sie bei Coop Löcher in den Regalen finden. Diese gibts, weil der Grossverteiler diverse Markenartikel vorübergehend aus dem Sortiment geworfen hat. Damit reagiert Coop auf die Weigerung grosser Markenartikelkonzerne, ihre Wechselkursgewinne an die Konsumenten weiterzugeben.
Wegen des schwachen Euros sollten nämlich Produkte aus dem Euroraum vom Schweizer Detailhandel günstiger eingekauft und somit auch günstiger an die Kunden verkauft werden können. Doch einige Grosskonzerne bzw. Importeure seien kaum bereit, die Preise für Lieferungen in die Schweiz anzupassen, kritisiert Coop.
Überteuerte Produkte nach wie vor im Regal
Ende September waren im Coop-Sortiment total 48 Lücken auszumachen. Sie betrafen Artikel der Konzerne Ferrero, Procter & Gamble und L’Oréal. Allerdings: Zahlreiche Produkte zum Beispiel von Gillette, Pampers und Alldays hatte Coop nicht entfernt, obwohl sie auch von Procter & Gamble stammen. Dasselbe gilt für diverse Artikel von Ferrero und L’Oréal. Begründung von Coop: Um den Kundenerwartungen gerecht zu werden, müsse man gewisse Marken und Artikel halt auch dann im Sortiment belassen, wenn man mit den Einkaufsbedingungen nicht zufrieden sei.
Ähnlich tönts bei der Migros, die bisher darauf verzichtet hat, Produkte aus dem Angebot zu streichen. «Es gibt Lieferanten, deren Vergünstigungsofferte von uns als zu gering betrachtet wird – da verhandeln wir weiter», sagt Sprecher Urs Peter Naef und nennt stellvertretend Gillette und L’Oréal.
Damit wird klar: Auch wenn die Grossverteiler schon einige Preisabschläge durchgesetzt haben, stehen noch immer viele Markenartikel zu überhöhten Preisen in den Läden.
Günstigere und gar bessere Alternativen
Aber wie gesagt: Es gibt Alternativen. Das zeigt ein Blick in die Tests von K-Tipp und «Saldo» sowie der deutschen Konsumentenmagazine «Test» und «Öko-Test». Der K-Tipp hat beispielhaft bei neun zu teuren Markenartikeln nach getesteten Alternativen gesucht – zweimal vergeblich (siehe Kasten), in sieben Fällen mit Erfolg (siehe Tabellen). Zur Alternative erkoren wurde stets das günstigste noch erhältliche Produkt, das im Test «sehr gut» oder «gut» abgeschnitten hatte. Beim Shampoo, beim Haarspray und bei den Babyfeuchttüchern sind die Alternativprodukte nicht nur billiger, sie haben im Test auch die besseren Noten erhalten.
Günstigere Artikel ausprobieren
Die Artikelvielfalt bei Konzernen wie Procter & Gamble, L’Oréal und Ferrero ist gross. Da lassen sich nicht immer getestete Alternativen aufspüren.
Milchschnitten etwa hat der K-Tipp nicht getestet. Deshalb sind keine Angaben zur Qualität der Kinder-Milchschnitte von Ferrero und der Alternativprodukte von Prix Garantie (Coop) und M-Budget (Migros) möglich. Fakt ist aber: Die Prix-Garantie- und die M-Budget-Schnitten kosten – die Packung zu 5 Stück à 28 Gramm – Fr. 1.50, während Coop die gleiche Packung Kinder-Milchschnitten vor der Streichung aus dem Sortiment für Fr. 1.95 verkaufte.
Ähnlich das Bild bei den Tumbler-Tüchern: Tests gibt es keine, Preisunterschiede schon. So kosteten 25 Stück Lenor Aprilfrisch von Procter & Gamble bei Coop Fr. 5.50 – also 22 Rappen pro Stück. Die Migros verkauft die Tumbler-Tücher Exelia Florence im 40er-Pack für Fr. 6.50 – also für rund 16 Rappen pro Stück.
In solchen Fällen gilt: Ob die günstigeren Alternativen qualitativ genügen, kann für sich nur entscheiden, wer sie ausprobiert.