Lausig geschützte Gelenke
Beim Snowboarden sind die Handgelenke speziell gefährdet. Nur: Ausreichenden Schutz bietet keiner der im Handel erhältlichen Protektoren.
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K-Tipp 18/2005
02.11.2005
Annik Ott - annik.ott@ktipp.ch
Pro Winter verunfallen in der Schweiz rund 26 000 Snowboarder. Davon verletzen sich laut Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) rund 11 Prozent am Handgelenk oder an der Hand - bei den Skifahrern machen solche Verletzungen nur gerade 3 Prozent aus. Grund: Snowboarder wollen mit dem Griff in den Schnee, einen Sturz verhindern. Das Resultat dieser Rettungsversuche ist oft ein geschundenes Handgelenk.
Ein Handgelenkschutz - ein so genannter Protektor - gehört deshalb zu j...
Pro Winter verunfallen in der Schweiz rund 26 000 Snowboarder. Davon verletzen sich laut Statistik der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) rund 11 Prozent am Handgelenk oder an der Hand - bei den Skifahrern machen solche Verletzungen nur gerade 3 Prozent aus. Grund: Snowboarder wollen mit dem Griff in den Schnee, einen Sturz verhindern. Das Resultat dieser Rettungsversuche ist oft ein geschundenes Handgelenk.
Ein Handgelenkschutz - ein so genannter Protektor - gehört deshalb zu jeder guten Snowboard-Ausrüstung: Eine stabile Handgelenkstütze also, die entweder im Snowboardhandschuh integriert ist oder separat unter diesem getragen wird.
Laut Othmar Brügger von der BfU liessen sich bis zu 80 Prozent der Handverletzungen vermeiden, würden alle Snowboarder einen Protektor tragen. In Zusammenarbeit mit Schneesportexperten und Ärzten hat die BfU einen Anforderungskatalog mit zehn Kriterien erarbeitet, die einen optimalen Schutz der Handgelenke garantieren sollen. Die zwei wichtigsten Punkte sind:
- Der Protektor muss von der Handfläche (und nicht vom Handrücken!) über das Handgelenk bis zur Mitte der Unterarm-Innenseite verlaufen.
- Man muss den Schutz am Handgelenk und am Unterarm fixieren können.
Die BfU fordert zudem:
Die Teile des Handgelenkschutzes, die direkten Hautkontakt haben, müssen aus hautverträglichem Hartplastik gefertigt und waschbar sein.
Erfüllt ein Handgelenkschutz alle sicherheitsrelevanten Punkte, vergibt die BfU ein entsprechendes Sicherheitszeichen. Dazu ist es allerdings bis heute noch nicht gekommen. Denn, so stellt Brügger fest: «Kein auf dem Markt erhältlicher Handgelenkschutz erfüllt den Zehn-Punkte-Katalog vollumfänglich.»
Wieso aber haben die Hersteller von Protektoren bisher noch kein wirklich sicheres Produkt entwickelt? Thomas Schumacher von Scott verspricht: «Für die übernächste Wintersaison sind Protektoren geplant, die alle Anforderungen der BfU erfüllen.» Bei Snowlife steht das Problem der Benutzer-Akzeptanz im Vordergrund: «Es dürfte schwierig sein, ein solches Produkt zu verkaufen, weil es unter Snowboardern als uncool gilt, eine Stütze zu tragen», sagt Sprecher Dany Wenk.
«Optimales» Produkt genügt BfU nicht
Bei Level will man bereits für die kommende Wintersaison einen verbesserten Protektor anbieten: «Mit Biomex - einer Handgelenkstütze, die in diversen Level-Handschuhmodellen integriert ist - kommt ein optimales Produkt auf den Markt», verkündet Level grossspurig. Nur: Auch dieser Protektor erhält die BfU-Auszeichnung nicht, weil er im Bereich des Unterarms zu kurz geraten ist.
Tipp: Als Alternative zu Snowboard-Handschuhen mit integriertem Protektor schlägt Brügger vor: «Handgelenkschützer für Inlineskater müssen einer Sicherheitsnorm entsprechen, weshalb von einer guten Qualität ausgegangen werden kann. Diese können ganz einfach unter einem Snowboard-Handschuh getragen werden.»
Handschuhe gegen Nässe und Kälte
Ein Handgelenkschutz verhindert Verletzungen, vor Kälte und Nässe aber schützt er nicht. Dafür brauchts Snowboard-Handschuhe. Auf folgende Punkte sollten Sie beim Handschuhkauf achten:
- Grösse: Der Handschuh sollte auf keinen Fall zu klein sein, weil sonst das Blut nicht gut zirkulieren kann, was schneller zu kalten Händen führt.
- Material: Als Aussenmaterial eignet sich vor allem Nylon (Polyamid); es ist besonders reiss- und scheuerfest. Die Innenseite des Gewebes sollte mit einer Teflonschicht - zum Beispiel Gore-Tex - beklebt sein, damit der Handschuh atmungsaktiv ist. Die Nähte müssen abgedichtet sein, sonst dringt trotz Teflon Feuchtigkeit ein.
- Innenhandschuh: Besonders gut sind Innenhandschuhe aus Fleece, denn dieses Material leitet Feuchtigkeit an die nächste Schicht weiter.
- Lüftung: Der Handschuh sollte auf dem Handrücken über eine zusätzliche Lüftung verfügen, gut isolieren und einen Klettverschluss haben, damit der Protektor darunter nicht verrutscht.