Einige Trinkflaschen aus Edelstahl sind ihr Geld nicht wert. Das zeigen die Ergebnisse des K-Tipp-Tests. Die beauftragten Laborexperten liessen zwölf Flaschen aus doppelwandigem Edelstahl rund 20 Prüfungen absolvieren.
Eine gute Gesamtnote erzielte einzig die Flasche von Dowabo. Nur sie und das zweitplatzierte Modell von Asobu hielten Flüssigkeit ausreichend lang heiss oder kalt. Beispiel: Einen halben Tag nach dem Einfüllen von 95 Grad heissem Wasser mass das Labor noch immer fast 70 Grad. Zum Vergleich: In der Flasche von Camelbak war das Wasser nach einem halben Tag nur noch 40 Grad warm.
Auch bei der Kühlung gab es Unterschiede: Bei den zwei besten Flaschen war ursprünglich 6 Grad kaltes Wasser nach 24 Stunden nur ein wenig wärmer: Das Thermometer zeigte 11 Grad. Bei andern Produkten mass das Labor bis zu 15 Grad.
Wer seine Trinkflasche nur für heisse Getränke benutzt, ist auch mit den Modellen von Mizu, S’Well, Chilly’s und Ochsner Shoes zufrieden. Sie hielten die Getränke recht lange warm. Aber Vorsicht: Sind die Flaschen von S’Well, Chilly’s und Ochsner Shoes leer, können sie auf leicht geneigten Oberflächen kaum stehen. Sie kippten im Labor auch mit wenig Flüssigkeit rasch um.
Viele verformen sich bei Stürzen stark
Robuste Edelstahlflaschen sind rar. Sehr gut schnitten in diesem Prüfpunkt nur die Flaschen von S’Well und Corkcicle ab. Andere Modelle waren nach fünf Stürzen aus 80 Zentimeter Höhe auf eine Hartholzplatte stark verformt. Die Experten entdeckten auch Einkerbungen an den Deckeln, Absplitterungen des Lacks oder losgelöste Teile. Und: Jedes zweite Modell stand nach dem Falltest nur noch unsicher.
Im täglichen Gebrauch erfordern alle Produkte viel Geduld und Geschick. Lediglich das Chilly’s-Produkt erreichte bei der Handhabung eine knapp gute Note. Im Labor begann der Ärger bereits beim Öffnen und Schliessen. Viele Deckel liessen sich nicht gut greifen, weil sie zu glatt waren. Andere hatten scharfe Kanten. Oder man konnte sie wie bei Sigg und Hydro Flask nur mit viel Kraft auf- und zudrehen. Neun Flaschen liessen sich aufgrund der kleinen Öffnungen nicht gut abfüllen.
Aufgepasst, wenn man den Inhalt in eine Tasse giesst: Bei Sigg, Hydro Flask und Corkcicle spritzte es stark nach allen Seiten. Bei Sigg zählten die Experten sogar über hundert Spritzer. Keine Kleckerei gab es nur bei Quokka, Chilly’s und Asobu. Auch die Reinigung der Flaschen erforderte Fingerspitzengefühl. Das Problem waren kleine Öffnungen, hohe und enge Hälse sowie Deckel mit Vertiefungen.
Selbst das Trinken war bei vielen Flaschen eine Herausforderung. Bei fünf Modellen stiessen die Experten mit der Nase an der Öffnung an. Richtig schwierig wurde es bei den Produkten von Quokka, 24 Bottles und Corkcicle.
Nichts für feine Gaumen sind die Flaschen von Quokka, Chilly’s und Camelbak. Das eingefüllte Wasser nahm bereits nach einer Stunde einen leicht metallischen Geschmack an. Und nach 24 Stunden schmeckte auch das Wasser bei Hydro Flask und Corkcicle nach Metall. Immerhin: Nach 10 Stunden mit eingefülltem starkem Kaffee und der Reinigung danach rochen alle Flaschen noch neutral.
Positiv: Alle Behälter hielten kopfüber dicht. Zudem konnten die Experten die Flaschen trotz kochend heissem Wasser im Innern gefahrenlos anfassen.
Quokka schreibt, die Temperaturveränderungen seien «im Normbereich». Camelbak hält fest, dass ihre Flasche Getränke in erster Linie lange kühl und erst in zweiter Linie warm halten soll. Hydro Flask sagt zum Kraftaufwand beim Öffnen und Schliessen: «Es ist ein Kompromiss, um eine absolute Dichtigkeit garantieren zu können.» Ochsner Shoes schreibt, ihre Flasche sei zertifiziert und habe die erforderlichen Qualitätstests bestanden. Sollte man das Produkt künftig erneut ins Sortiment aufnehmen, würde man «ein Augenmerk auf die beanstandeten Punkte legen».
So wurde getestet
Das Stuttgarter Institut für Produktforschung (Ipi) testete für den K-Tipp zwölf Trinkflaschen aus Edelstahl mit fünf bis sechs Deziliter Füllmenge. Die Prüfpunkte im Überblick.
Isolierfähigkeit: Die Experten gaben 95 Grad heisses Wasser in die Flaschen und prüften nach 6 und 12 Stunden den Wärmeverlust. Eine Minute nach dem Eingiessen massen sie zudem, wie heiss die Flaschen an den Aussenflächen wurden. Weiter füllten sie die Produkte vollständig mit gekühltem Wasser. Gemessen wurde die Wassertemperatur beim Befüllen und nach 24 Stunden Lagerung.
Robustheit: Die Labormitarbeiter füllten die Flaschen und liessen sie in aufrechter Position 5 Mal aus 80 Zentimeter Höhe auf ein Hartholzbrett fallen.
Trinken: Ist eine extra Trinköffnung vorhanden? Stösst die Nase beim Trinken an? Wie stark muss man die Flaschen kippen, um sie leeren zu können?
Öffnen und Schliessen: Geprüft wurde etwa, wie viel Kraft dafür benötigt wird, wie gut greifbar die Deckel sind und ob die Deckel beim Aufsetzen verkanten.
Befüllen: Wie gut lassen sich die Produkte mit einem Wasserkocher und vom Wasserhahn füllen? Wie gut lässt sich abschätzen, wann die Flaschen voll sind?
Ausgiessen: Eine Tasse mit einer Öffnungsweite von 8 Zentimetern wurde auf ein 20 mal 20 Zentimeter grosses Blatt Papier gestellt. Das Labor goss Kaffee aus 5 Zentimeter Höhe aus den Flaschen in die Tasse: Je mehr Spritzer ausserhalb der Tasse landeten, desto schlechter.
Reinigung: Wie weit oder eng sind die Flaschenhälse? Gibt es schlecht zugängliche Ecken und Vertiefungen?
Kippstabilität: Die Fachleute stellten die Flaschen im Leerzustand aufrecht auf eine um 10 Grad geneigte Fläche und drehten sie um ihre eigene Achse. Standen die Produkte, hatten sie bestanden. Kippten sie, wurden sie in 10-Milliliter-Schritten befüllt, um herauszufinden, ab welcher Füllmenge sie stehen.
Veränderung des Geschmacks, Fremdgeruch: Zwei Experten füllten die Flaschen mit Leitungswasser und testeten es sensorisch nach 9 und 24 Stunden. Sie verglichen es mit einem in einer Glasflasche gespeicherten Referenzwasser. Weiter kam schwarzer Kaffee in die Produkte. Nach 10 Stunden wurden die Modelle mit Spülmittel gewaschen und wurde geprüft, wie stark Flaschen und Deckel nach Kaffee rochen.
Dichtigkeit: Die Flaschen wurden von den Labormitarbeitern je einmal mit kohlensäurehaltigem sowie siedendem Wasser gefüllt und für 10 Minuten auf den Kopf gestellt. Danach wurden die Verschlüsse je 1000 Mal geöffnet und geschlossen. Es erfolgte ein erneuter Dichtigkeitstest.