Grelle Autoscheinwerfer sind für Fotograf M. Z. aus Zürich problematisch. Besonders, wenn er nachts unterwegs ist: «Diese grellen, weissen Lichter blenden mich stark und reizen meine Augen.» Zudem sei es sehr unangenehm, wenn ihm ein Auto mit so intensiven Lichtern entgegenkomme. Als sich schliesslich der Sehnerv entzündete, handelte Z.. «Sehr weisses LED-Licht versuche ich zu meiden.»
Heute trägt er in der Nacht beim Autofahren eine Schutzbrille gegen das grelle Licht. «Ich will mit den LED-Lichtern nicht mein Augenlicht gefährden.»
Immer häufiger sind Autos, Velos und Taschenlampen mit solchen Leuchtdioden ausgestattet. Sie erzeugen mehr Licht, verbrauchen weniger Energie und haben erst noch eine längerer Lebensdauer als Glühbirnen.
Doch das Licht kann die Augen schädigen. Ljiljana Udovicic, Leiterin einer deutschen Studie zu LED-Licht, sagt: «Der direkte Blick in eine LED-Lichtquelle aus geringer Distanz kann die Netzhaut verletzen.» Die Forscherin untersuchte 23 Leuchtdioden, die Hersteller in handelsüblichen Taschen- und anderen Lampen einsetzen. Acht davon seien ein «mittleres Risiko». Das heisst: Schaut man länger als eine Viertelsekunde in eine 20 cm entfernte Lichtquelle, kann dies das Auge schädigen. Der natürliche Schliessreflex des Augenlids reicht nicht immer aus, um sich zu schützen. «Die Schädigungen können sich auch im Laufe eines Tages ansammeln», sagt Udovicic. Mehrmalige, kurze Blicke in LED-Licht erhöhen das Risiko zusätzlich: Denn dem Auge bleibt nicht genügend Zeit, um sich zu erholen und die beschädigten Zellen zu erneuern.
Helle LED-Lampen sind «gefährlicher»
Martin Schmid, Co-Chefarzt der Augenklinik im Luzerner Kantonsspital, warnt vor allem vor hellem LED. «Es ist energiereicher als anderes Licht.» Deshalb sei es bei gleicher Helligkeit «gefährlicher» für die Augen.
LED-Licht setzt sich wie jedes andere Licht aus einem Farbspektrum von Ultraviolett bis Infrarot zusammen. Für grelles, weisses Licht von LED-Lampen ist ein hoher Anteil an blauem Licht notwendig (siehe Grafik). Je höher der Blaulichtanteil, umso energiereicher und schädlicher ist das Licht für das Auge. Solche Lichtquellen sind vor allem in Taschenlampen und Autoscheinwerfern eingebaut.
Sehr helle und weisse LED- Leuchten haben eine Farbtemperatur von gegen 6000 Kelvin. Dies entspricht dem hellen Licht bei Sonnenhöchststand am Mittag (siehe Tabelle). Fachleute rechnen damit, dass bei Lampen ab 3000 Kelvin Schäden im Auge entstehen können. Um diesen Wert herum ändert sich das Licht von einem warmen Weiss zu einem kühlen Hellweiss.
Kinderaugen können Licht nicht so gut filtern
Auf Lampen und LED-Birnen ist die Farbtemperatur angegeben. Auf Velolichtern und Taschenlampen sucht man eine solche Bezeichnung allerdings vergeblich.
Fachleute sorgen sich vor allem um die Kinder, wie zum Beispiel Augenarzt Frank Klinkenberg aus Sursee LU: «Sie experimentieren gern und ein nicht sachgemässer Gebrauch einer Lampe ist daher wahrscheinlicher.» Die Augen von Kindern sind zudem empfindlicher als bei Erwachsenen. Denn ihre Linsen sind noch sehr klar und können Licht nicht so gut filtern. Somit steigt auch die Gefahr, dass sie beim Spielen ihre Augen mit einer LED-Taschenlampe schädigen.
Doch nicht nur LED-Licht aus Taschen-, Velolampen und Autoscheinwerfern ist riskant – auch das indirekte Licht von Innenbeleuchtungen. Das zeigt eine Untersuchung des französischen Instituts Inserm. Das staatliche Forschungsinstitut befasst sich mit Gesundheitsfragen. Die Forscher setzten Ratten während 24 Stunden unterschiedlichen Lichtquellen in einer hohen Lichtintensität aus. Resultat: Unabhängig von der Lichtquelle wurde bei allen Tieren die Netzhaut angegriffen.
Anschliessend setzten die Forscher Ratten dem Licht in einem durchschnittlichen Wohnraum aus – und zwar eine Woche lang im normalem Tag-Nacht-Rhythmus. Ergebnis: Nur die LED-Lampen schädigten dabei die Netzhaut der Tiere. Glühbirnen oder Leuchtstoffröhren waren kein Problem.
Deshalb empfehlen die Fachleute: In Innenräumen sollte man nur warmweisses Licht einsetzen, dass nicht mehr als 3000 Kelvin erzeugt. Das gilt vor allem für Kinderzimmer.
Tipps: Der richtige Umgang mit Leuchtdioden
- Schauen Sie nie direkt in ein Autolicht, in eine Velo- oder Taschenlampe.
- Leuchten Sie niemals mit einer LED-Taschenlampe jemandem direkt ins Gesicht.
- Kaufen Sie keine Kinderspielsachen mit LED-Licht.
- Verzichten Sie auf helle und weisse LED-Lampen in Innenräumen.
- Kaufen Sie für zu Hause nur LEDs, die weniger als 3000 Kelvin erzeugen
- Tragen Sie eine LED-Schutzbrille, wenn Sie nachts Autofahren. Solche Brillen sind in Internet- und Fachgeschäften erhältlich.