Leser ärgern sich über zu hohe Preise
Bei der Abdeckung schneidet die Swisscom in der K-Tipp-Umfrage am besten ab. Bei den Preisen hagelt es hingegen Kritik für alle drei Mobilfunk-Anbieter.
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K-Tipp 4/2005
23.02.2005
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Die K-Tipp-Leser werden deutlich, wenn sie zu den Handytarifen in der Schweiz befragt werden: Von «Abzockerei» ist die Rede, von «Abriss» und gar von «Raub». Eine Leserin kann nicht verstehen, dass die Swisscom jährliche Gewinne in Milliardenhöhe macht und gleichzeitig im grossen Stil Personal abbaut.
Insgesamt haben sich fast 750 Leserinnen und Leser an der K-Tipp-Umfrage beteiligt. Es handelte sich dabei zwar nicht um eine repräsentative Umfrage, aber sie lässt trotzde...
Die K-Tipp-Leser werden deutlich, wenn sie zu den Handytarifen in der Schweiz befragt werden: Von «Abzockerei» ist die Rede, von «Abriss» und gar von «Raub». Eine Leserin kann nicht verstehen, dass die Swisscom jährliche Gewinne in Milliardenhöhe macht und gleichzeitig im grossen Stil Personal abbaut.
Insgesamt haben sich fast 750 Leserinnen und Leser an der K-Tipp-Umfrage beteiligt. Es handelte sich dabei zwar nicht um eine repräsentative Umfrage, aber sie lässt trotzdem auf die wunden Punkte schliessen.
Sehr unzufrieden sind die K-Tipp-Leser in erster Linie mit den Kosten für Gespräche auf ein anderes Mobilnetz. Aber auch die Preise für Anrufe von der Schweiz ins Ausland und vom Ausland in die Heimat erhielten schlechte Noten (siehe Tabelle).
Von überhöhten Gesprächsgebühren wollen die Verantwortlichen der Mobilfunkgesellschaften nichts wissen: «Mit dem neuen Tarifsystem Optima ist Orange ab einem Gesprächsvolumen von 50 Minuten pro Monat zum günstigsten Anbieter für Kunden mit Monatsrechnung geworden», gibt sich Sprecherin Therese Wenger selbstsicher. Und bei den Prepay-Kunden sei Orangeclick ebenfalls das preiswerteste Angebot.
Allerdings beansprucht auch Konkurrent Sunrise die Position des günstigsten Anbieters. Sprecher Kian Ramezani sagt zur K-Tipp-Umfrage: «Es freut uns sehr, dass die Konsumenten erneut festgestellt haben, dass Sunrise klar das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.»
«Tarife sind kaum vergleichbar»
Kein Wunder deshalb, dass angesichts dieser widersprüchlichen Aussagen ein Leser klagt, die Tarife der Anbieter seien «viel zu kompliziert und untereinander kaum vergleichbar». Ein anderer ärgert sich darüber, dass die Anbieter «Handys verschenken, im Gegenzug aber überhöhte Gesprächsgebühren verlangen». Im Gegensatz dazu finden einige Leser, die Tarife seien zu tief - darum werde so viel und so unnütz telefoniert. «In Zug, Bus oder Tram ist das eine Belästigung», hält ein Leser ergänzend fest. Ein anderer meint: «Nur deshalb braucht es so viele Antennen.»
Die Leser, welche sich an der K-Tipp-Umfrage beteiligt haben, sind grösstenteils zwischen 25 und 60 Jahre alt. Gut die Hälfte telefoniert mit der Swisscom, je ein knappes Viertel mit Sunrise und Orange. Über 80 Prozent haben ein Abo, der Rest telefoniert via vorbezahlter Gebühren (Prepay).
Fast die Hälfte gibt im Durchschnitt pro Monat weniger als 50 Franken für Abo und Gespräche aus. Einzelne Monatsrechnungen können aber ganz schön ins Geld gehen. So gaben über 60 Prozent der Befragten an, schon mindestens einmal eine Monatsrechnung für über 200 Franken erhalten zu haben (siehe Grafiken).
Treuerabatt - ein nervendes Thema
Tief benotet haben die Leser neben den Preisen auch die Treuerabatte. Es sei nicht klar, wer wann Anspruch auf ein vergünstigtes Handy habe. Einige Umfrageteilnehmer nerven sich, weil «Neukunden mit Vergünstigungen überhäuft werden, langjährige Kunden hingegen leer ausgehen».
Als grundsätzlich gut wird der Empfang beurteilt. Abstriche gibts beim Empfang in den Bergen und innerhalb von Gebäuden. Auffallend ist, dass die Swisscom in diesem Bereich rund eine halbe Note besser abschneidet als Orange und Sunrise. Etliche Leser geben denn auch an, sie hätten wegen der besseren Empfangsqualität wieder zur Swisscom zurückgewechselt.
Swisscom-Sprecher Sepp Huber sieht sich bestätigt: «Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigte uns, dass die Kundenzufriedenheit sehr hoch ist.» Immerhin decke die Swisscom laut Huber 99,7 Prozent der bevölkerten Gebiete in der Schweiz ab.
Auch die Sprecher von Orange und Sunrise verweisen auf Prozentzahlen. Bei Orange sind nach eigenen Angaben «nahezu 99 Prozent der Schweizer Bevölkerung» abgedeckt, bei Sunrise «über 99 Prozent».
Schlecht schneidet die Swisscom hingegen bei den Rechnungen ab. Die beigelegten Broschüren seien lästig und schwer verständlich. Viele Leser finden zudem die Rechnungen nicht besonders übersichtlich. Immer wieder tauchen Fragen auf, die sich die Leser mit einem Anruf auf die Hotline beantworten lassen müssen.
Immerhin sind die Hotline-Angestellten - so ein Ergebnis der Umfrage - freundlich und einigermassen kompetent, wenn auch nicht besonders gut erreichbar. Ein Leser verrät zudem sein Rezept bei Schwierigkeiten rund ums Handy: «Nicht die Hotline anrufen - da ist sowieso niemand zuständig. Ein Besuch im Shop des Anbieters führt viel schneller zum Ziel.»
So benoteten die Leser
Rund 750 Leserinnen und Leser haben den K-Tipp-Fragebogen ausgefüllt (Ausgabe 1/05) und die Leistungen der Mobiltelefonie-Anbieter benotet. Bei der Empfangs-qualität liegt die Swisscom mit einer halben Note vor den Konkurrenten Orange und Sunrise.
Bei den Preisen für Anrufe vom Ausland aus bekam Orange die schlechteste Note - 2,34. Aber auch mit den anderen Anbietern sind die Handynutzer alles andere als zufrieden. Gut schnitten einzig die Hotline-Mitarbeiter der drei Anbieter ab - und auch das nicht etwa in Sachen Kompetenz, sondern weil sie freundlich sind.