Liebe vorgespielt – Geld kassiert
Er hat sieben Frauen die grosse Liebe vorgespielt – und ihnen rund 250 000 Franken abgenommen. Jetzt wurde «Julius Wayne» zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Geld können die Opfer wohl vergessen.
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K-Tipp 08/2013
24.04.2013
Gery Schwager
Der K-Tipp hat erstmals vor vier Jahren über den Fall Lydia Sachs (Name geändert) berichtet (K-Tipp 4/09). Die damals 53-Jährige hatte über eine Internet-Partnerbörse einen Mann kennengelernt. Er nannte sich Julius Wayne und gab an, er sei in Südafrika aufgewachsen und wohne jetzt in der Schweiz.
Lydia Sachs verliebte sich, obwohl sie mit Wayne nur via Chat, Telefon, SMS und Mail ...
Der K-Tipp hat erstmals vor vier Jahren über den Fall Lydia Sachs (Name geändert) berichtet (K-Tipp 4/09). Die damals 53-Jährige hatte über eine Internet-Partnerbörse einen Mann kennengelernt. Er nannte sich Julius Wayne und gab an, er sei in Südafrika aufgewachsen und wohne jetzt in der Schweiz.
Lydia Sachs verliebte sich, obwohl sie mit Wayne nur via Chat, Telefon, SMS und Mail kommunizierte. Sie war auch bereit, ihm Geld nach Ghana zu senden. Er reiste dorthin, um angeblich vom Vater geerbtes Vermögen in die Schweiz zu transferieren.
Mit Verweis auf unerwartete Auflagen von Behörden und Banken sowie immer wieder neuen Begründungen überredete er die Schweizerin mehrmals zu weiteren Überweisungen. Sachs äusserte durchaus kritische Bedenken – doch Wayne vermochte diese jeweils plausibel zu zerstreuen. Bis sie merkte, dass sie einem Betrüger auf den Leim gekrochen war, hatte sie bereits weit über 10 000 Franken nach Afrika überwiesen.
Lydia Sachs ist nicht die einzige Frau, die auf Julius Wayne hereingefallen ist. Bei ihr meldeten sich weitere Opfer, nachdem ihre Geschichte im K-Tipp erschienen war. Sie beschlossen, Anzeige zu erstatten. Die Frauen hatten insgesamt rund 250 000 Franken an Wayne verloren.
Eines der Opfer stand zu diesem Zeitpunkt noch mit Wayne in Verbindung. Die Polizei konnte ihn deshalb an seinem Wohnort im Kanton Bern festnehmen. Er verbrachte fünf Monate in Untersuchungshaft. Mitte März dieses Jahres wurde ihm vor dem kantonalen Wirtschaftsstrafgericht in Bern der Prozess gemacht.
Mehrfacher Betrug nachgewiesen
Der Mann war nicht geständig. Dennoch fiel das Urteil eindeutig aus: Wayne wurde des mehrfachen Betruges für schuldig erklärt und zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt. Die Berufungsfrist hat er ungenutzt verstreichen lassen. «Jetzt können wir die leidige Geschichte endlich abschliessen», sagt Sachs.
Gegenüber dem K-Tipp erklärt Staatsanwältin Sara Schödler, das Gericht habe klargemacht, dass Waynes Opfer keineswegs besonders leichtgläubig gewesen seien. Wayne habe sich geduldig ihr Vertrauen erschlichen und ein durchdachtes, mit raffinierten Täuschungen abgesichertes Lügengebäude errichtet, das kritischen Nachfragen lange standhielt. Zudem habe er es ausgenützt, dass die Frauen sich in ihn verliebt hätten. «Liebe macht halt ein bisschen blind», so Schödler. Das werde auch vom Bundesgericht bei der Beurteilung solcher Fälle berücksichtigt.
Ob Waynes Opfer ihr Geld wiedersehen, ist fraglich. Das Gericht hat Wayne zwar zur Rückzahlung verurteilt. Nur: «Das meiste Geld floss nach Ghana. Was dann passiert ist, konnten wir nicht herausfinden», sagt Staatsanwältin Schödler. An seinem Berner Wohnort hat Wayne im Jahr 2011 null Vermögen versteuert.
Kontakt sofort abbrechen
Dating-Betrügereien im Stil von Julius Wayne sind nicht selten. Davon zeugen die vielen Foren im Internet (z.B. www.contra-romance-scam.de). Julius Wayne und Konsorten sind höchst gerissen, wenn es darum geht, Liebe vorzugaukeln und Geld zu ergaunern. Darum gilt auf Partnersuche: Kontakt sofort beenden, wenn um Geld gebeten wird. Ist man bereits in die Falle gegangen: Anzeige erstatten – es ist nicht sinnlos. Auch das hat der Fall Wayne gezeigt.