Lizenz zum Geldverdienen
Alle Frankiermaschinen müssen von der Post abgenommen werden. Das verschafft drei grossen Herstellern eine Monopolstellung. Die Zeche bezahlen die Kunden.
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K-Tipp 10/2010
16.05.2010
Letzte Aktualisierung:
18.05.2010
Silvio Bertolami, Christian Birmele
Schnell und rationell Briefe frankieren kann man nur mit Frankiermaschinen. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Vereine brauchen sie. So eine Frankiermaschine steht im Büro von K-Tipp-Leser Daniel Bühler aus Gelterkinden BL. Der Hersteller: die Firma Neopost.
Die Frankiermaschine hat für Bühler grosse Nachteile:
- Die Tintenpatronen gibts einzig bei Neopost. Patronen anderer Hersteller funktionieren nicht.
- Nach einem Jahr muss ...
Schnell und rationell Briefe frankieren kann man nur mit Frankiermaschinen. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Vereine brauchen sie. So eine Frankiermaschine steht im Büro von K-Tipp-Leser Daniel Bühler aus Gelterkinden BL. Der Hersteller: die Firma Neopost.
Die Frankiermaschine hat für Bühler grosse Nachteile:
- Die Tintenpatronen gibts einzig bei Neopost. Patronen anderer Hersteller funktionieren nicht.
- Nach einem Jahr muss Bühler die fast 200 Franken teuren Patronen entsorgen – auch wenn sie noch halb voll sind. Denn in den Patronen ist ein elektronisches Verfalldatum eingebaut.
«Das ist doch Abzockerei und erst noch ein ökologischer Unsinn», nervt sich Daniel Bühler. Dem hält Martin Schwade von Neopost entgegen: «Nur so lässt sich bei dieser Maschine eine gleichbleibend hohe Druckqualität erreichen.»
Jährliche Inspektion: Vorschrift der Post
Zum Verfalldatum kommt ein weiteres Ärgernis: Wer sich eine Frankiermaschine kauft, muss sie einmal pro Jahr inspizieren lassen. Und das zwingend durch den Hersteller. Das schreibt die Post vor. Im Fall von Neopost-Maschinen darf also nur Neopost die Inspektion durchführen – das kostet rund 200 Franken. Unabhängigen Firmen wird so verwehrt, die gleiche Arbeit gleich gut, aber günstiger zu machen.
Nicht nur bei Patronen und Inspektionen ist der Wettbewerb eingeschränkt. Auch bei den Frankiermaschinen selber gibt es keinen freien Markt. Denn kaufen kann man nur Maschinen, die von der Post abgenommen worden sind. Martin Schwade von Neopost begründet die starren Vorschriften mit der «Natur der Frankiermaschine: Sie drucken Frankierwerte, also Geld.»
Was Schwade nicht sagt: Die Vorschriften schotten den Markt ab. Hubert Keller (Name geändert), ehemaliger Angestellter bei Neopost, erklärt: «Wer eine Frankiermaschine auf den Markt bringen will, muss einen grossen Aufwand betreiben. Es gibt Tests durch die Post ‹bis a Bach abe›.» Aussenseiter, kleine und mittlere Unternehmen haben keine Chance mehr. Den Aufwand können sich nur Firmen leisten, die ihre Geräte in vielen Ländern absetzen können.
«Firmen verdienen gutes Geld»
Drei Hersteller beherrschen heute den Schweizer Markt: Neopost, ein französischer Multi. Pitney Bowse, ebenfalls ein weltweit tätiger Konzern mit Hauptsitz in den USA. Und die Schweizer Firma Frama. «Sie verdienen gutes Geld und haben kein Interesse, dass sich an der Marktordnung etwas ändert», sagt Keller. Irgendwelche personellen oder kapitalmässigen Verflechtungen zwischen den drei Firmen und der schweizerischen Post gebe es nicht, sagt Post-Sprecher Mariano Masserini.
Martin Schwade von Neopost weist darauf hin, dass es jetzt neue Frankiermaschinen gibt – mit Patronen ohne Verfalldatum. Für Daniel Bühler ist das aber keine Lösung: «Nochmals 3500 Franken ausgeben – sicher nicht! Unsere Maschine ist erst zwei Jahre alt.»