Lockvögel im Salon
Die grossen Coiffeurketten Gidor und Varibelle werben mit zu tiefen Preisen. Beispiel: Den Damen-Haarschnitt für Fr. 29.50 auf der Gidor-Preisliste gibt es nur mit happigen Zuschlägen.
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K-Tipp 13/2010
23.08.2010
Letzte Aktualisierung:
24.08.2010
Esther Diener-Morscher
Haarschnitt Fr. 29.50: Das schreibt die Coiffeurkette Gidor auf ihren Preislisten. Als sich Monika Berger (Name geändert) zu diesem Preis die Haare schneiden lassen wollte, folgte die Enttäuschung. Die Coiffeuse in der Gidor-Filiale an der Neuengasse in Bern erklärte: «Da kommen noch Waschen und Trocknen dazu. Das macht dann 59 Franken.»
Berger, die mit ihren frisch gewaschenen Haaren und ihrem unkomplizierten Schnitt sowieso keinen grossen Wert aufs Wasc...
Haarschnitt Fr. 29.50: Das schreibt die Coiffeurkette Gidor auf ihren Preislisten. Als sich Monika Berger (Name geändert) zu diesem Preis die Haare schneiden lassen wollte, folgte die Enttäuschung. Die Coiffeuse in der Gidor-Filiale an der Neuengasse in Bern erklärte: «Da kommen noch Waschen und Trocknen dazu. Das macht dann 59 Franken.»
Berger, die mit ihren frisch gewaschenen Haaren und ihrem unkomplizierten Schnitt sowieso keinen grossen Wert aufs Waschen und Föhnen legt, wollte darauf verzichten. «Den Haarschnitt allein gibt es nicht», beschied ihr die Coiffeuse. Die Kundin könne allenfalls aufs Föhnen verzichten. Der Schnitt inkl. Haare waschen koste dann Fr. 38.–.
Das ist kein Einzelfall. Eine andere Kundin schildert, wie die Coiffeuse freundlich gefragt habe, ob es für die Haarwäsche «etwas Pflegendes» sein dürfe. Und danach habe sie «ein wenig Festiger» empfohlen. Dass diese Produkte alle zusätzlich kosten, habe sie verschwiegen. Erst an der Kasse erhielt die Kundin die Quittung: Shampoo, Balsam und Festiger kosteten insgesamt Fr. 13.50 – zusätzlich zum Haarschnitt für Fr. 61.–.
Auch bei der Coiffeurkette Varibelle gibt es den auf den Preislisten angepriesenen Haarschnitt zu Fr. 38.– nur zusammen mit anderen Leistungen. Solche Einzelpreise seien übersichtlich und kundenfreundlich, verteidigt sich Varibelle.
Laut Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) entsprechen die Preislisten jedoch nicht den Vorschriften: «Wird ein Haarschnitt zu einem bestimmten Preis angeboten, muss er zu diesem Preis erhältlich sein», hält Seco-Mitarbeiter Guido Sutter unmissverständlich fest. Und weiter: «Ist ein Haarschnitt nur in Kombination mit anderen Leistungen erhältlich, muss der Gesamtpreis des Dienstleistungspakets angegeben werden.»
Seco: «Anbieter muss über Preise informieren»
Louis und Philipp Giger, Geschäftsleiter der 71 Gidor-Filialen in der Schweiz, verteidigen ihre Preisliste: «So können die Kundinnen und Kunden die Leistungen selber zusammenstellen.» Beide räumen aber ein, dass es in letzter Zeit «zu Fragen bei den Preisen» gekommen sei. Gidor hat deshalb bereits vor einiger Zeit entschieden, ab Oktober neue Preislisten aufzuhängen.
Die Geschäftsleiter geben auch zu, dass bei Gidor «nicht immer ausdrücklich auf den Preis von angebotenen Zusatzprodukten hingewiesen wird». Dass diese zusätzlich verrechnet würden, sei der Kundschaft jedoch bekannt, behaupten sie.
Offensichtlich wissen das aber nicht alle Kunden. Selbst Coiffure Suisse, der Verband Schweizer Coiffeurgeschäfte, ist der Meinung, dass Stylingprodukte im Bedienungspreis inbegriffen sein sollten. Zentralpräsident Kuno Giger empfiehlt, sicherheitshalber nachzufragen, ob die verwendeten Produkte separat berechnet werden.
Genau das sollte gemäss der Preisbekanntgabe-Verordnung des Bundes aber nicht nötig sein. Guido Sutter vom Seco: «Es ist nicht die Pflicht des Kunden, den Preis zu erfragen, sondern Aufgabe des Anbieters, über die Preise zu informieren.»