Die Geschichte fing so an, wie Trauerspiele um Geldverluste häufig anfangen: Jasmin Bergholz aus dem Raum Aarau (Name geändert) vertraute einem freien Vermittler von Finanzanlagen. Auf seinen Rat hin zeichnete die Frau im Jahr 2007 Partizipationsscheine im Wert von 50 000 Franken. Mit dieser Summe beteiligte sie sich an der Firma OFL-Vermögensverwaltungs AG in St. Gallen.
Verwaltungsrat der Firma war damals der Deutsche Frank Peinelt. Im Emissionsprospekt stand, er habe mit seiner «Kompetenz» in der Bankbranche «eine hohe Reputation» erworben. Doch aus aktuellen Steuerbescheinigungen geht hervor, dass der Wert von Bergholz’ Anlage inzwischen nur noch 2500 Franken beträgt. Und vom damals in Aussicht gestellten «Dividendenziel» von 6,5 Prozent hat die Anlegerin noch nie einen Franken gesehen (siehe «Vom Regen in die Traufe»; K-Geld 5/2013).
Partizipationsscheine: Buchwert von gerade mal 5 Prozent
Im Juli 2014 schrieb Frank Peinelt seinen Anlegern, das Geschäft habe nicht funktioniert, die Firma sei nicht mehr «geschäftsfähig» gewesen – und nur dank seines Einsatzes habe die Schliessung und damit der Totalverlust verhindert werden können. So hätten die Partizipationsscheine wenigstens noch einen Buchwert von 5 Prozent. Im Oktober machte Peinelt seiner Kundschaft Hoffnung: Er habe jetzt ein Angebot zum «Abkauf» der Partizipationsscheine. «Damit sichern Sie sich die Rückzahlung Ihres investierten Geldes», schrieb er.
Doch das vermeintlich attraktive Angebot hat einen Haken: «Es erfordert Ihre Mitwirkung und Ihre Bereitschaft, einen geringen Betrag Ihres Vermögens neu in Icash-Lizenzen zu investieren», teilte Peinelt den Anlegern mit. Hinter dem Projekt steht wiederum er selber – dieses Mal mit der Firma «Finanzwert Projekt GmbH» im deutschen Cottbus, bei der er jetzt Geschäftsführer ist.
Rückzahlung nur mit «einer grossen Anzahl Icash-Nutzern» möglich
Mit dem Projekt «Icash» will Peinelt Geld verdienen, um die alten Partizipationsscheine zurückzuzahlen. Es handelt sich dabei um eine Internetplattform. Dort suchen die Teilnehmer nach renditestarken Anlagevehikeln und investieren gemeinsam zu niedrigen Gebühren. Laut Peinelt soll das Geld über Nutzungsgebühren hereinkommen. Zudem sei die Finanzwert Projekt GmbH im «rentablen Immobilien-Handel» tätig. Beides «sichert Ihnen zuverlässige Einnahmen», hält Peinelt fest.
So kam es, dass Jasmin Bergholz bald Besuch von Paul Gutmann erhielt. Er betreibt im Cham ZG das Treuhandbüro Azapol und stellt Peinelt seine Büroräumlichkeiten als Sitz für dessen Firmen zur Verfügung. Den Verkaufsvertrag für Anteile an der Icash-Lizenz hatte Gutmann schon dabei. Bergholz erinnert sich: «Er sagte, es wäre gut, wenn man die Angelegenheit mit einer Einzahlung von 10 000 Franken so schnell wie möglich erledigen könnte.»
Doch die Anlegerin liess sich nicht drängen. Denn für «Icash» gilt wohl das, was schon im Emissionsprospekt der OFL-Vermögensverwaltungs AG stand: Es besteht das Risiko des Totalverlusts.
In einem E-Mail an K-Geld gibt sich Peinelt selber ebenfalls skeptisch. Die Rückzahlung der alten Partizipationsscheine sei «vom Erfolg von Icash abhängig». Das Geld zur Rückzahlung lasse sich nur mit «einer grossen Anzahl von Icash-Nutzern erwirtschaften». Und: «Wir haben den Besitzern von Partizipationsscheinen deutlich gesagt, dass wir ihnen nichts versprechen können.»
K-Geld findet: Wenn Inhaber von Partizipationsscheinen der OFL glauben, mit diesem neuen Investment könnten sie ihr Geld «sichern», sind sie wohl auf dem Holzweg.