So schnell kann es gehen: Ein 83-jähriger Rentner stellt seinen Kochherd an, um das Öl in der Pfanne zu erhitzen. Weil sein Telefon klingelt, verlässt der Mann die Küche, ohne vorher die Pfanne vom Herd zu nehmen. Als er zehn Minuten später in die Küche zurückkehrt, schlagen ihm Rauch und Flammen entgegen. In der Küche entsteht ein Sachschaden von mehreren Zehntausend Franken.
Dieser Brand in einem Zweifamilienhaus in Wartau SG von Mitte Dezember ist kein Einzelfall. Laut einer Statistik der Beratungsstelle für Brandverhütung (BfB) kommt es in Schweizer Haushalten am häufigsten wegen Herdplatten und überhitzten Bratöls zu Unfällen. Bereits ab einer Temperatur von 350 Grad Celsius kann sich Fett von selbst entzünden.
Brennendes Fett oder Öl darf man auf keinen Fall mit Wasser bekämpfen, sonst kommt es zu einer Explosion. Vielmehr muss man das Feuer systematisch und möglichst rasch ersticken. Als wirksames Mittel werden spezielle Löschdecken empfohlen. In der europäischen, auch für die Schweiz gültigen Norm EN 1869 heisst es ausdrücklich: «Löschdecken müssen einen Speiseölbrand löschen können.»
Elf Löschdecken zurückgerufen
Aktuelle Praxistests der niederländischen Lebensmittel- und Produktsicherheitsbehörde belegen aber, dass auch Löschdecken mit dem Normzeichen EN 1869 auf der Verpackung untauglich sein können.
Nach dem Test der holländischen Behörden hat das europäische Schnellwarnsystem Rapex reagiert und elf Löschdecken-Modelle zurückgerufen. Zwei dieser Produkte werden auch in der Schweiz verkauft:
- Brennenstuhl BLD-01 (Fr. 16.80; erhältlich bei Swissmania.ch)
- Bavaria BABD11 (Fr. 28.–)
Der K-Tipp hat die Hersteller dieser Löschdecken gefragt, warum die Händler ihre Produkte weiterhin verkaufen. Wolfram Bauer von der Hugo Brennenstuhl GmbH & Co. KG zweifelt die Methode der holländischen Behörden an. Totzdem hat die Firma «die Auslieferung der Ware gestoppt, um den Sachverhalt mit Behörden und Prüfhäusern zu klären». Bavaria hat auf die K-Tipp-Anfrage nicht reagiert.
Das Problem der Löschdecken bewirkt der sogenannte Dochteffekt: «Bei siedend heissem Öl in einer Fritteuse oder Bratpfanne können ölhaltige Dämpfe entstehen, die an der Löschdecke haften bleiben und dort weiter brennen», erklärt Robert Schmidli, Direktor des Schweizerischen Feuerwehrverbandes. Die Decke erstickt die Flammen also nicht, sie fängt selbst Feuer.
Erst ein Deckel, dann ein Schaumlöscher
Die wichtigsten Tipps bei Fett- und Ölbränden: Keine Flüssigkeiten einsetzen, sondern zuerst einen Deckel auf die in Brand geratene Pfanne legen. Wenn das die Flammen nicht erstickt: einen Schaumlöscher der Brandklasse F einsetzen. Löschdecken sind bei Kleinbränden etwa von Adventkränzen oder bei Speiseresten in der Pfanne wirksam.
Für jeden Brand den richtigen Feuerlöscher
Das Löschgerät muss auf die jeweilige Brennstoffkategorie abgestimmt sein. Damit erzielt man eine optimale Löschwirkung. Für Feuerlöscher gibt es deshalb fünf Brandklassen mit entsprechenden Symbolen, wobei einzelne Produkte mehrere Kategorieren abdecken können.
- Brandklasse A: fürs Löschen fester Stoffe wie Holz, Papier, Textilien, Kohle und Autoreifen
- Brandklasse B: bei Benzin, Ölen, Kunststoffen, Lacken, Teer, Alkohol und Paraffinen
- Brandklasse C: bei Gasen wie Methan, Propan, Wasserstoff, Acetylen und Erdgas
- Brandklasse D: bei brennbaren Metallen wie Aluminium, Magnesium, Lithium, Natrium und Kalium
- Brandklasse F: bei Fett- und Ölbränden in Frittier- und anderen Küchengeräten