Nach einem Praxistest der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Produktsicherheit rief das europäische Schnellwarnsystem Rapex kürzlich elf Löschdecken zurück – allesamt zertifizierte Modelle (siehe K-Tipp 2/15). Und auch bei Tests des belgischen Konsumentenmagazins «Test-Achats» fingen 13 von 16 Decken Feuer, nachdem sie über brennendes Öl gelegt worden waren.
Deshalb untersuchte der K-Tipp die in der Schweiz erhältlichen Löschdecken auf ihre Tauglichkeit. Eingekauft wurden dafür zwölf verschiedene Modelle. Sie sollen alle Fett- und Ölbrände löschen können – und sind dafür entsprechend zertifiziert. Ebenfalls in den Praxistest einbezogen wurden sechs Feuerlöschsprays. Um den Ernstfall in der Küche praxisnah zu testen, wurden jeweils 3 Liter frisches Rapsöl zum Entzünden gebracht (siehe «So wurde getestet»).
Die wichtigsten Ergebnisse: Neun von zwölf Löschdecken fielen durch. Deutlich wirksamer gegen Fettbrände sind Löschsprays. Bei praktisch allen Löschdecken brannte das entzündete Öl weiter. Zwar gab es einzelne Produkte, die das Feuer zumindest rund 20 Sekunden ersticken konnten (zum Beispiel die Unitec IU-201). Doch danach brannte das Öl erneut.
Nur gerade die Protex-P100-, die Swissfire- und die Primus-Löschdecke bestanden den Test. Die Schlussfolgerung der Feuerwehrausbildner: Beim Brand eines Adventskranzes zum Beispiel können Löschdecken wirksam sein. Bei Öl- und Fettbränden bringen sie hingegen kaum etwas.
Abus-Spray wirkt mit wenig Löschmittel
Anders die eingesetzten Löschsprays: Vier von sechs Produkten bestanden den Test. Klarer Sieger war das Produkt von Abus. Das Feuer konnte mit diesem Spray innert weniger Sekunden gelöscht werden. Zudem wurde nur wenig Löschmittel benötigt – im Gegensatz zu den anderen Produkten.
Doch auch bei den Sprays fielen zwei durch: Beim GEV FLS 3484 brannte das Feuer weiter, nachdem die Dose leer war. Gleiches gilt für den Spray Reinhold Max Stop Fire.
Hersteller überrascht von Testresultaten
Da alle überprüften Löschdecken gemäss EU-Norm 1869 zertifiziert sind, zeigten sich die Hersteller von den Testresultaten überrascht. Minimax schreibt dem K-Tipp, das Normfeuer mit drei Litern Öl weise ein sehr grosses Hitzepotenzial auf, das in normalen Haushalten üblicherweise nicht vorkomme. Die Löschdecke Minimax habe deshalb ihre Berechtigung. Nur: Die EU-Norm 1869 sieht vor, dass die Löschdecken auch drei Liter brennendes Öl löschen müssen.
Laut der Flextron AG wurden im vergangenen Herbst rund 1300 Brände mit Fireflex-Decken erfolgreich gelöscht. Man prüfe jetzt aber die Herstellung eines Schulungsvideos, das die korrekte Verwendung der Löschdecken erkläre.
Ikea (Patrull) und die Intertec Tegro AG (Pro) kündigten an, die heute gültig zertifizierten Decken nochmals untersuchen zu lassen. Ikea will zudem im Internet weitere Sicherheitshinweise für die Benützung von Löschdecken veröffentlichen.
Die Mentrex AG schreibt, dass ihre Löschdecke FlameStop «die Richtlinien der EN 1869 jederzeit erfüllt». Zudem habe die Decke mehrere unabhängige – nach der Norm durchgeführte – Tests lückenlos bestanden.
Diese Löschdecken bestanden den Test:
- Protex P100, gekauft bei Migros Do it + Garden für Fr. 27.90
- Swissfire, bei Swissfire für Fr. 25.–
- Primus, bei Primus-AG.ch für Fr. 45.35
Diese Löschdecken fielen durch:
- Pentatech LD3, gekauft bei Brack.ch für Fr. 18.90
- FlammEx, bei Conrad.ch für Fr. 19.95
- Unitec IU-201, bei Conrad.ch für Fr. 24.95
- Unitec rot, bei Coop Bau + Hobby für Fr. 19.95
- Pro, bei Hornbach für Fr. 39.–
- Patrull, bei Ikea für Fr. 17.95
- FireFlex, bei Glarnersach für Fr. 15.–
- Minimax, bei Minimax.ch für Fr. 65.–
- Flame Stop, bei Mentrex.ch für Fr. 24.–
Diese Löschsprays bestanden den Test:
- Abus, gekauft bei Mcsafe.ch für Fr. 59.50
- Fire-Ex 1.5F, bei Flame Guard AG für Fr. 19.50
- Elro Fire Stop BS650, bei Westfalia.ch für Fr. 24.50
Dieser Löschspray bestand den Test teilweise:
- Radikal Polizei 750, gekauft bei SSZ-Equipment.ch für Fr. 74.40
Diese Löschsprays fielen durch:
- GEV FLS 3484, gekauft bei Obi für Fr. 29.90
- Reinhold Max Stop Fire, bei Galaxus.ch für Fr. 14.–
So wurde getestet
Der K-Tipp testete 12 verschiedene Löschdecken und 6 verschiedene Löschsprays – jeweils zwei Stück pro Modell. Alle Löschdecken sind nach der Europäischen Norm (EN) 1869 zertifiziert, die auch in der Schweiz gilt, und müssten einen Fett- oder Speiseölbrand löschen können.
Der Praxistest orientierte sich weitestgehend an den in der EN 1869 aufgeführten Anforderungen bei der Prüfung des Brandverhaltens von Löschdecken. Konkret heisst das: 3 Liter Speiseöl wurden in einer Brandschale mit einem Durchmesser von rund 34,5 Zentimetern und einer Tiefe von 10 Zentimetern gleichmässig erhitzt. Brandbeschleuniger kamen dabei nicht zum Einsatz.
Sobald sich das Öl entzündet hatte, wurde das Gas abgestellt. Danach musste das Feuer 2 Minuten frei brennen. Auch die Grösse des Tisches und der Abstand der Gasbrenner zur Tischkante entsprachen den Vorgaben der EN 1869. Damit die Decken desselben Typs die gleichen Bedingungen hatten, wurden gleichzeitig je zwei Gasbrenner und Brandschalen verwendet.
Durchgeführt wurde der Praxistest durch professionelle Feuerwehrausbildner im Ausbildungszentrum in Andelfingen ZH.
Fettbrand: So gehen Sie vor
- Ganz wichtig im Brandfall: Überschätzen Sie sich nicht. Bringen Sie sich im Zweifelsfall in Sicherheit, schliessen Sie die Türe hinter sich und bieten Sie die Feuerwehr auf.
Weitere Tipps
- Sofort Wärmezufuhr stoppen.
- Deckel auf die Pfanne legen und warten, bis die Flammen erstickt sind.
- Kein Wasser einsetzen, sonst droht eine Fettexplosion.
- Beim Einsatz eines Feuerlöschsprays kann die Flamme zuerst noch grösser werden, weil dem Feuer Sauerstoff zugeführt wird. Sich davon nicht abschrecken lassen.
Brandklassen
- F: Bei einem Fettbrand muss ein Löschgerät der Brandklasse F eingesetzt werden.
- A: Fürs Löschen von Holz, Papier, Textilien, Kohle und Autoreifen.
- B: Für Benzin, Öl, Kunststoff, Teer, Lacke, Alkohol und Paraffine.
- C: Für Gase wie Methan, Propan, Wasserstoff, Acetylen und Erdgas.
- D: Für brennbare Metalle wie Aluminium, Magnesium, Lithium, Natrium und Kalium.