Sechs Skigebiete hatte der K-Tipp vergangenen Februar besucht, um zu überprüfen, ob die Pistenberichte stimmen. Der Befund war niederschmetternd. Praktisch alle Bergbahn-Betreiber beschönigten die Situation. Wirklich zutreffend war nur der Bericht von Zweisimmen BE.
Und ein Jahr später? Das Resultat ist noch schlimmer. Ein Besuch der Kurorte erübrigt sich. Denn schon ein flüchtiger Blick auf den nationalen Wintersportbericht von Schweiz Tourismus und vom Seilbahnverband auf www.myswitzerland.com zeigt Fehler über Fehler.
Ein paar Beispiele aus dem Berner Oberland, auf die der K-Tipp am 14. Januar gestossen ist und die einige Fragen offen lassen:
Wo sind die Lifte?
Laut Wintersportbericht hat Abländschen BE zwei Skilifte und ein Pistengebiet, das bis auf Meereshöhe hinunterreicht. Richtig ist: Die Skilifte fahren seit Jahren nicht mehr. Inzwischen sind sie demontiert.
Licht ohne gespurte Loipe?
In Adelboden ist die Nachtloipe angeblich bis 21.30 Uhr beleuchtet. Gleichzeitig heisst es, die Loipe sei nicht gespurt.
Ein bisschen steil?
Ebenfalls in Adelboden sind 300 Meter Schlittelweg mit fast 500 Metern Höhendifferenz geschlossen. Zum Glück, müsste man angesichts eines solchen Gefälles fast sagen.
Offen oder nicht?
In Frutigen sind laut Bericht 14 Kilometer markierte Schneeschuhpfade offen. Gleichzeitig heisst es, kein einziger Pfad sei offen.
Falsch gerechnet?
In Gstaad sind von den 160 Kilometer Winterwanderwegen laut Bericht 197 Kilometer offen. Wie geht denn das?
Wann fiel Schnee?
In Kandersteg ist der letzte Schnee am 12. Januar gefallen. Trotzdem hiess es am 14. Januar noch, in den vergangenen 24 Stunden habe es 20 cm geschneit.
Wo sind die Pisten?
Meiringen publiziert die Schneehöhen fürs Pistengebiet an der Grossen Scheidegg. Nur hat es an der Grossen Scheidegg weit und breit keine Pisten, sondern einzig Schlittel- und Wanderwege.
Wie viel Schnee?
In Saanenmöser hat es im Ort auf 1268 m 50 Zentimeter Schnee, im Pistengebiet auf 1269 m aber 80 Zentimeter. Ein arg grosser Unterschied bei praktisch gleicher Meereshöhe.
Schon Saisonschluss?
Ebenfalls in Saanenmöser hat der Funpark offenbar Saisonschluss. Ein bisschen früh, am 14. Januar.
Viele Fehler kämen zustande, weil die Verantwortlichen in den Wintersportorten mit einem anderen Computersystem arbeiteten als Schweiz Tourismus, rechtfertigt sich dessen Sprecher Roger Waber. Möglich sei auch, dass die Verantwortlichen falsche Angaben eintippten oder sie nicht aktualisierten.
Wie auch immer: Ein solcher Wintersportbericht ist nutzlos, findet der K-Tipp. Roger Waber ist anderer Meinung: «Im Bericht sind 250 Stationen mit etwa 90 Daten aufgeführt. Das macht insgesamt 22 500 Daten. Die 20 vom K-Tipp gefundenen Fehler machen weniger als 0,1 Prozent aus.»
Eine seltsame Rechnung: Der K-Tipp hat nämlich nicht die ganzen 22 500 Daten überprüft, sondern nur eine kleine Stichprobe bei ein paar Berner Oberländer Orten gemacht.
Die Stichprobe liesse sich aber ohne Weiteres ausdehnen – zum Beispiel aufs Tessin: Obwohl es dort schon früh im Januar 2008 ergiebig geschneit hatte, gaben die Stazioni montane ticinesi, zu denen Airolo, Bosco Gurin und Cardada gehören, an, der letzte Schneefall gehe auf den 8. März 2007 (!) zurück.
Immerhin pocht jetzt Schweiz Tourismus im Tessin auf eine seriösere Bewirtschaftung der Daten. Und das auch im Berner Oberland. Tatsächlich: Einige Touristen-Orte haben ihre Angaben mittlerweile korrigiert.