Lotterie mit Heizölpreisen
Mehrjährige Verträge für Heizöllieferungen versprechen Sicherheit vor steigenden Preisen. Doch das kann ziemlich teuer werden, wie ein Kunde von Migrol erfahren musste.
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K-Tipp 16/2015
07.10.2015
Darko Cetojevic
Der Titel über dem Vertrag tönt gut: Mit «Wärmesicherheitsvertrag» überschreibt die Migrol ihre mehrjährigen Lieferverträge für Heizöl. Im August 2014 verkaufte Migrol per Telefon dem langjährigen Kunden Otto Baumann aus Forch ZH 10 500 Liter Heizöl zum Preis von 101 Franken pro 100 Liter – lieferbar in drei jährlichen Tranchen. Mit einem solchen Mehrjahresvertrag «eliminiere der Kunde das Risiko von stei...
Der Titel über dem Vertrag tönt gut: Mit «Wärmesicherheitsvertrag» überschreibt die Migrol ihre mehrjährigen Lieferverträge für Heizöl. Im August 2014 verkaufte Migrol per Telefon dem langjährigen Kunden Otto Baumann aus Forch ZH 10 500 Liter Heizöl zum Preis von 101 Franken pro 100 Liter – lieferbar in drei jährlichen Tranchen. Mit einem solchen Mehrjahresvertrag «eliminiere der Kunde das Risiko von steigenden Heizölpreisen», heisst es bei Migrol.
Doch das Resultat der angeblichen Absicherung gegen steigende Heizölpreise ist ernüchternd: Bei der ersten Lieferung von 2206 Litern im Sommer 2015 lag der Durchschnittspreis für Heizöl bei 71 Franken pro 100 Liter. Dafür bezahlte Baumann 2228 Franken – 660 Franken zu viel. Er bemängelt zudem, Migrol habe ihm am Telefon zu viel Heizöl verkauft. Sein Sohn bestätigt: «Er wird nur rund 2000 Liter pro Jahr benötigen, weil seine Frau verstorben ist.» Er verlangt von Migrol, dass sein Vater aus dem Mehrjahresvertrag aussteigen kann.
Migrol fordert für den Fall des Rücktritts vom Kunden weitere 2039 Franken. Somit hätte Baumann für die bezogene Heizölmenge einen überrisenen Preis von 212 Franken pro hundert Liter bezahlt.
Migrol sagt dazu: «Wir prüfen bei der Entgegennahme einer Heizölbestellung, ob die Bestellmenge, verglichen mit den Bezügen der letzten paar Jahre, plausibel ist oder nicht. Das Alter der Kunden und die Tatsache, ob die Besteller handlungsfähig sind oder nicht, kann aufgrund der Anzahl Anfragen und Bestellungen pro Tag nicht überprüft werden.» Dies macht deutlich, dass Migrol mit ihrem Telefonmarketing ungültige Verträge nicht ausschliesst. Denn Handlungsunfähige können keine gültigen Verträge abschliessen.
So kommen Sie zu günstigerem Heizöl
Wer von günstigerem Heizöl profitieren will, muss die Preise kennen. Sie schwanken täglich. Tipps für den vorteilhaften Einkauf:
- Einkaufsgemeinschaft: Bei Ölpooler können sich Hausbesitzer zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammenschliessen. Wegen der grossen Bestellmenge erhalten sie so günstigere Heizölpreise.
- Preisvergleichsportale: Heizoel24.ch, Oelklick.ch oder Oelmarkt.ch geben an, den aktuell günstigsten Verkäufer zu finden. Doch das stimmt nicht immer und überall. Grund: Sie erfassen nicht lückenlos alle Angebote. Beispiel: In Glarus war am Nachmittag des 25. September Oelpooler.ch mit Fr. 70.20 pro 100 Liter am günstigsten. Auf den Vergleichsportalen waren Oel-Hauser mit Fr. 71.55 (Oelklick.ch) oder Fr. 71.84 (Heizoel24.ch) und Migrol mit Fr. 72.35 (Oelmarkt.ch) am günstigsten. Heizoel24.ch konnte je nach Region keine Preisvorschläge liefern – beispielsweise in Sitten.
- Information per SMS oder Mail: Bei vielen Heizölhändlern kann man per Onlineformular seinen Wunschpreis pro 100 Liter festlegen. Wird er erreicht, erhält man ein Mail oder SMS.