Schänked Sie mir zwei Minute?»: Mit diesen Worten stellten sich letzte Woche junge Frauen in der Poststelle Bern-Länggasse den Kunden in den Weg. Die meisten Kunden reagierten unwirsch. Da nützte es auch nichts, dass es eigentlich um einen guten Zweck ging. Die Frauen baten um Spenden für das Hilfswerk Terre des Hommes.
Der Stand in der Poststelle Bern-Länggasse ist kein Einzelfall. Seit rund zehn Jahren vermietet die Post kleine Flächen in den Schalterhallen. In 130 grossen Poststellen gibts eine Fläche von vier Quadratmetern für 324 bis 432 Franken pro Tag. Ein Teppich markiert die Fläche. Die Standbetreiber dürfen laut der Post allerdings «auch ausserhalb dieser Fläche Poststellenbesucher ansprechen, bedienen sowie Waren und Dienstleistungen verkaufen». Weiter wirbt die Post: «Sie begegnen einer grossen Zahl von Interessenten in einer entspannten Atmosphäre.»
In rund 500 kleineren Poststellen können Firmen, Veranstalter oder Hilfswerke ebenfalls Stände aufstellen. Dort müssen sie selber schauen, wo sie zwischen Schaltern und Regalen mit Büchern, Handys und Kugelschreibern Platz finden. «Die Fläche richtet sich nach den gegebenen Raumverhältnissen», schreibt die Post. Die Standbetreiber zahlen zwischen 135 und 189 Franken.
«Erlaubt ist, was nicht stört»
«Erlaubt ist, was nicht stört», schreibt die Post im Werbeprospekt. «So sind etwa Geruchsemissionen (zum Beispiel Raclette) zu vermeiden.» Die Abgabe von Suppe oder Kaffee sei aber ohne weiteres möglich. Und natürlich auch deren Verkauf. Ein Nagelstudio kann auch Manicure und Pédicure anbieten.
Bemerkenswert: Von den Betreibern «darf das Schaltergeschäft nicht gestört und Warenträger nicht verschoben werden». Was gegenüber den Postkunden erlaubt ist und was nicht – dazu äussert sich die Post nicht. Entsprechend aufdringlich verhalten sich die Standbetreiber.
Gerne hätte der K-Tipp von Terre des Hommes gewusst, wie das Echo auf die Standaktionen in den Poststellen ist. Und wie gross der Sammelerfolg. Doch das Hilfswerk gab dem K-Tipp keine Auskunft.
Post publiziert keine Umsatzzahlen
Die Post verkleinert nach eigenen Angaben gegenwärtig ihr Gemischtwaren-Sortiment in den Filialen. So sollen noch im ersten Quartal «Süssigkeiten und Snacks» verschwinden. Gleichzeitig vermietet die Post Flächen in den ohnehin schon engen und mit Regalen voller Handys, Bücher oder Papeterieartikel überstellten Schalterhallen.
Dazu sagt die Post: Die Stände von Firmen, Veranstaltern und Hilfswerken hätten nichts mit dem eigenen Sortiment in den Poststellen zu tun. Und weiter: «Wir von der Post verzeichnen kaum Reaktionen.» Also auch keine negativen.
Der K-Tipp hätte von der Post gerne gewusst, wie viel Ertrag sie mit den Ständen pro Jahr erwirtschaftet. Antwort: «Die Post publiziert keine detaillierten Geschäfts- oder Umsatzzahlen zu einzelnen Produkten oder Dienstleistungen.»
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