Coop schraubt die Preise runter», «Neuer Preisabschlag bei der Migros», «Unser Einsatz lohnt sich für Sie», «Für Währungsgewinne in Ihrem Portemonnaie»: Im Herbst 2011 duellierten sich «Coopzeitung» und «Migros-Magazin» über Wochen mit Schlagzeilen, in denen sie marktschreierisch auf Preisreduktionen im Sortiment hinwiesen.
In den Monaten zuvor stürzte der Kurs des Euro teilweise auf einen Wert von unter Fr. 1.10 und damit in den Keller. Die Schweizerische Nationalbank legte schliesslich im September 2011 den Euro-Mindestkurs auf Fr. 1.20 fest. Diese Untergrenze gilt noch immer.
Der Euro-Absturz heizte die Debatte zur Hochpreisinsel Schweiz massiv an. Migros und Coop wiesen die Schuld am hohen Schweizer Preisniveau vehement von sich und prangerten Markenartikelhersteller an: Diese seien oft nicht oder höchstens teilweise bereit, Wechselkursvorteile weiterzugeben.
Grossspurige Ankündigungen
Gleichzeitig kündigten die Grossverteiler an, «für tiefere Preise kämpfen» und mit den Produzenten und Lieferanten ausländischer Markenartikel «hart verhandeln» zu wollen. Und tatsächlich: In der zweiten Jahreshälfte 2011 wurden viele Produkte günstiger – und die Grossverteiler nicht müde, sich selber für ihren «entschlossenen Einsatz» werbewirksam auf die Schultern zu klopfen.
Doch wie siehts heute aus? Schlagzeilen über umfangreiche Preisreduktionen im Detailhandel sind kaum mehr zu finden. Vielmehr hat der Preisüberwacher kürzlich aufgrund einiger exemplarisch beobachteten Importprodukte festgestellt: «Die Preise steigen seit 2013 eher wieder.»
Der K-Tipp wollte das genauer wissen. Er hat deshalb für eine Stichprobe mehrere Ausgaben der «Coopzeitung» und des «Migros-Magazins» vom Herbst 2011 durchforstet und alle darin publizierten Preisabschläge auf Markenartikeln aus dem Food- und dem Non-Food-Bereich zusammengetragen. Daraufhin klärte er ab, zu welchen Preisen diese Produkte nun verkauft werden.
«Nur» ein Drittel der Produkte wieder teuer
Die Erhebung erfolgte am 5. August. Die wichtigsten Resultate:
- Coop: 33 der 101 erfassten Artikel sind wieder teurer geworden, darunter Produkte bekannter Marken wie Kellogg’s, Maggi, De Cecco, Uncle Ben’s und Coral. Kräftig aufgeschlagen hat auch die 125-Gramm-Packung Toffifee-Konfekt – um 20 Prozent auf Fr. 2.10. 38 Produkte kosten noch gleich viel wie im Herbst 2011 und 30 weniger.
- Migros: Höhere Preise bei 16 der 53 erfassten Produkte. So schlug z. B. die 3,3-Deziliter-Dose Coca- Cola «regular» bzw. «zero» um ein Drittel auf 80 Rappen auf. Teurer wurden auch Artikel der Marken Heinz, Kellogg’s, Nestlé, Kinder, Rio Mare und Carambar. 17 Produkte aus der Stichprobe blieben im Preis gleich, 20 wurden günstiger.
Es ist also nicht so, dass vom Preisrutsch im Herbst 2011 nichts übrig geblieben wäre. Für rund ein Drittel der vom K-Tipp erfassten Markenartikel zahlt man inzwischen wieder mehr. Das ist viel, denn seit Herbst 2011 war keine Teuerung zu verzeichnen, und der Euro/Franken-Kurs blieb ebenfalls stabil.
Coop und Migros begründen die Aufschläge vor allem mit gestiegenen Rohstoffpreisen. Die «Coopzeitung» hat aber auch die Hersteller diverser Marken wie Becel, Chirat, Knorr, Lipton und McCormick wegen «einseitiger Preisaufschläge» kritisiert.