Media Markt hat die Nase knapp vorn
Ob Unterhaltungselektronik oder PC: Jeder Grossanbieter will Preisführer sein - doch keiner ist es. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe.
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K-Tipp 20/2006
29.11.2006
Pirmin Schilliger - redaktion@ktipp.ch
Preise zum Ausrasten», verspricht Interdiscount. «Ich bin doch nicht blöd», heisst es bei Media Markt. Fust wirbt mit einer Tiefpreisgarantie: «Wenn Sie ein bei uns gekauftes Produkt bei gleicher Leistung in einem anderen Laden offiziell günstiger erhalten, vergüten wir Ihnen bis 5 Tage nach dem Kauf die Differenz», erklärt Spartenchef Thomas Giger.
Auch M-Electronics leistet seit kurzem den «Tiefpreis-Schwur», wie Sprecher Urs-Peter Naef betont. Preisdifferenzen zu den...
Preise zum Ausrasten», verspricht Interdiscount. «Ich bin doch nicht blöd», heisst es bei Media Markt. Fust wirbt mit einer Tiefpreisgarantie: «Wenn Sie ein bei uns gekauftes Produkt bei gleicher Leistung in einem anderen Laden offiziell günstiger erhalten, vergüten wir Ihnen bis 5 Tage nach dem Kauf die Differenz», erklärt Spartenchef Thomas Giger.
Auch M-Electronics leistet seit kurzem den «Tiefpreis-Schwur», wie Sprecher Urs-Peter Naef betont. Preisdifferenzen zu den Konkurrenten werden Kunden bis 7 Tage nach dem Kauf zurückerstattet. Ausgenommen sind Preisvergleiche mit Online-Anbietern und Liquidationen.
Die Slogans und Versprechungen sollen beim Käufer den Eindruck erwecken, die eigenen Preise seien weitaus günstiger als bei der Konkurrenz. Media-Markt-Vertriebsleiter Urs Spahr sagt: «Wir wollen an allen Standorten klarer Preisführer sein.»
Doch so klar sind die Verhältnisse an der Preisfront nicht. Dies zeigt der vom K-Tipp durchgeführte Vergleich: Media Markt führt zwar die Rangliste an. Wer aber sämtliche 26 verglichenen Produkte hier kauft, zahlt im Schnitt 4,5 Prozent mehr als beim jeweils günstigsten Anbieter. Es folgen Conrad (im Schnitt 6 Prozent teurer), M-Electronics (7,5 Prozent) sowie Manor und Interdiscount mit je 9 Prozent. Am Schluss rangiert Fust: 13,5 Prozent teurer.
Das Preisgefälle zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter ist zwar geringer, als die Werbesprüche vermuten lassen:
Es beträgt aber im Schnitt immerhin 9 Prozent.
Einen Preisführer, auf den man sich in jedem Fall verlassen kann, gibt es nicht. Dies wird deutlich, wenn man schaut, wie oft der einzelne Anbieter das günstigste und wie oft er das teuerste Produkt hatte. Am besten schnitt hier wiederum Media Markt ab (siehe Tabelle). Am wenigsten punkten konnten in dieser Wertung Conrad und Interdiscount. Daraus lässt sich folgern: Der deutsche Anbieter Conrrad, der in der Schweiz erst zwei Filialen eröffnet hat, gehört nicht zu den Preisbrechern.
Home Cinema: Bis zu Fr. 150.- sparen
Aus dem Vergleich geht weiter hervor: Die Unterschiede bei einzelnen Produkten können beträchtlich sein. Beispiele:
- Das Home-Cinema-System Philips HTS 3100 kauft man am günstigsten bei Conrad - bei M-Electronics kostet es fast 150 Franken mehr.
- Das Eingabegerät Microsoft WL Optical Desktop 2000 ist im Media Markt etwa 30 Franken günstiger als bei Manor oder Interdiscount.
Mehr oder weniger sparen lässt sich je nach Anbieter in den meisten Produktkategorien. Einzig bei der Software, den Spielkonsolen und den Videospielen ?nden sich nur geringe Unterschiede.
Dank K-Tipp: Preissenkungen
Der K-Tipp konfrontierte die sechs Anbieter mit den Ergebnissen des Preisvergleichs. Erfreuliche Folge, gerade auch auf die Weihnachtszeit hin: Einige Anbieter haben einzelne Preise bereits gesenkt!
- Manor bietet seit dem 21. November die Canon Digital Ixus 65 um 50 Franken billiger, für 449 Franken, an.
- M-Electronics sieht beim Handy LG KG 800 dringenden Handlungsbedarf. «Der Preis wird in Kürze von 548 auf 448 Franken gesenkt», verspricht Urs-Peter Naef.
- Und auch Fust will laut Thomas Giger «die vom K-Tipp gefundenen Preisdifferenzen anpassen, sofern entsprechende und gleichwertige Angebote verfügbar sind».
Im letzten Nebensatz steckt Zündstoff. Denn diverse Händler beschuldigen sich gegenseitig, mit Lockvogelangeboten unlauteren Wettbewerb zu betreiben. «Wir sind vermutlich der einzige Anbieter, der konsequent auf Lockvogelangebote verzichtet», sagt Giger. Gleiches behauptet jedoch auch Interdiscount-Chef Joos-Rudolf Sutter: «Unsere Discountangebote sind nicht etwa selten erhältliche Lockvögel, sondern sie sind stets in sämtlichen 178 Läden in ausreichender Menge vorhanden.»
So wurden die Produkte ausgewählt
Der K-Tipp hat die Preise von 26 Produkten aus den Sparten Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und Computerartikel geprüft.
Besucht wurden sechs Fachmärkte und Warenhäuser: Conrad Electronic, Fust, Interdiscount, Manor, M-Electronics und Media Markt. Es wurden identische Artikel ausgewählt, die in möglichst allen Ladenketten erhältlich sind.
Aus diesem Grunde wurden z. B. Notebooks, PCs und DVD-Player ausgeklammert. Denn bei diesen Artikeln gibt es eine solche Fülle mit höchst unterschiedlichen Typenbezeichnungen, dass ein Vergleich mangels identischer Geräte bei den verschiedenen Anbietern unmöglich ist.
Oft günstiger - ohne die Versandkosten
Harte Konkurrenz für Fachmärkte und Warenhäuser sind die Internetanbieter. Rund 40 Prozent der potenziellen Käufer recherchieren die Preise für ein gewünschtes Produkt im Web. Die günstigsten Angebote findet man am leichtesten über Online- Preisvergleichsdienste wie preissuchmaschine.ch und preisvergleich.ch (siehe auch K-Tipp Nr. 18/06). Das Problem allerdings: Fast alle Preisvergleichsdienste erfassen zwar Online-Shops, aber kaum normale Ladengeschäfte.
Dort finden sich, wie K-Tipp-Stichproben ergeben haben, zwar für fast alle Artikel noch günstigere Angebote als in Fachmärkten. Meist sind aber im aufgeführten Preis von Online-Shops die Versandkosten nicht inbegriffen. Diese können bei einem schwereren Gerät den anfänglichen Preisvorteil schnell wieder zunichte machen.
Deshalb sollte man zuerst den Endpreis berechnen. Und wie immer bei Käufen im Internet gilt: Klären Sie die Seriosität des Anbieters, Lieferfrist, Garantieregelung und Rückgaberecht ab, bevor Sie bestellen!