Marlene Thür (Name geändert) wohnt in Founex VD nahe der französischen Grenze. Medikamente kauft sie in der Apotheke von Divonne-les-Bains in Frankreich. Dort kosten sie oft nur halb so viel wie in der Schweiz.
Bislang übernahm Thürs Krankenkasse Assura den von der Krankenversicherung gedeckten Teil der Kosten. Doch im Februar teilte Assura der Patientin mit, im Ausland bezogene Medikamente werde sie künftig nicht mehr erstatten. Und das auf Geheiss des Bundesamts für Gesundheit – der Aufsichtsbehörde der Krankenversicherer.
Gesetz begünstigt Hochpreisinsel
Tatsächlich: Das Bundesamt will nicht, dass Krankenkassen und Versicherte sparen. Denn es setzt das Krankenversicherungsgesetz kompromisslos durch. Dieses begünstigt die Hochpreisinsel Schweiz, indem es verlangt: Krankenkassen dürfen ein im Ausland gekauftes Medikament nur vergüten, wenn es dort wegen eines medizinischen Notfalls besorgt wurde. Bei geplanten Einkäufen ennet der Grenze ist dies nicht der Fall.
Sparsame Versicherte werden nicht belohnt
Dabei möchten einige Krankenversicherungen sparsame Kunden belohnen und im Ausland gekaufte günstigere Medikamente freiwillig erstatten – so etwa die Kassen CSS, Helsana, Sanitas, Swica und Visana. Doch das Bundesamt hat in letzter Zeit nicht nur die Assura zurückgepfiffen, sondern Ende letzten Jahres auch die CSS-Tochter Sanagate und die Sanitas Compact. Und seit mehr als einem Jahr darf die Visana-Tochter Vivacare sparsame Versicherte nicht mehr belohnen.
Das Bundesamt für Gesundheit bestätigt auf Anfrage: Die Krankenkassen würden regelmässig überprüft – weitere Kassen werden folgen. Falls sie günstigere Leistungen im Ausland erstatten, werde eingeschritten – mit Weisungen und nötigenfalls mit einem Strafverfahren.
Durch diese Politik des Bundesamts steigen die Kosten der Krankenkassen. Dafür müssen letztlich die Prämienzahler aufkommen. Fazit: Der Bundesrat schützt die Pharmakonzerne und die Apotheken – nicht die Patienten.
Einkauf im Ausland: Bis 30 Franken weniger für das gleiche Medikament
Medikamente sind im Ausland teils massiv günstiger. Das gilt nicht nur für frei erhältliche, sondern auch für rezeptpflichtige Präparate. Einige Beispiele:
Der Blutdrucksenker «Hygroton» von Novartis (50 mg, 100 Tabletten) ist in der Schweiz für Fr. 40.45 erhältlich, in Deutschland bereits für Fr. 16.60 (ohne Mehrwertsteuer, Umrechnungskurs Fr. 1.10).
Differenz: Fr. 23.85
Für das Herz-Kreislauf-Medikament «Sortis» von Pfitzer (10 mg, 30 Tabletten) zahlt man in der Schweiz
Fr. 57.05, in Deutschland Fr. 35.90. Differenz: Fr. 21.15
Das «Sortis»-Generikum «Atorvastatin» von Actavis (40 mg, 30 Tabletten) kostet in der Schweiz Fr. 28.20, in Deutschland Fr. 12.40.
Differenz: Fr. 15.80
Das gegen hohen Blutdruck eingesetzte «Co-Irbesartan» von Sandoz (98 Stück) kostet in der Schweiz Fr. 52.65, in Frankreich Fr. 23.50. Differenz: Fr. 29.15
Die Insulinspritzen «Lantus Solostar» von Sanofi (5x 3 ml) gegen Diabetes sind in der Schweiz für Fr. 85.75 erhältlich, in Frankreich für Fr. 59.70. Differenz: Fr. 26.05
Tipp: Auch in der Schweiz lässt sich sparen. Für viele Originalmedikamente gibt es günstigere Generika, für die der Selbstbehalt nur 10 statt 20 Prozent beträgt. Falls vorhanden, sind Generika unter Med.mymedi.ch ersichtlich.
Schweizer Versandapotheken wie Mediservice.ch und Zurrose.ch bieten Rabatte bis 12 Prozent. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob mit einer Versandapotheke ein Vertrag besteht.