«Mehlig und schlaff»
Tomaten aus Marokko, Erdbeeren aus Spanien und Trauben aus Südafrika: Im Laden ist das ganze Jahr über Sommer. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch geschmacklich ein Desaster.
Inhalt
K-Tipp 06/2008
21.03.2008
Stephan Dietrich
«Gebundenes Wasser», «mehlig und schlaff», «charakterlos». So lauteten einige der wenig schmeichelhaften Urteile der Absolventen der Hotelfachschule Belvoirpark Zürich. Einziger Lichtblick bei der K-Tipp-Blinddegustation: Die bei Globus gekauften Trauben aus dem hochsommerlichen Südafrika erhielten die Note 5 (siehe Tabelle im Artikel-pdf).
Die Früh-Erdbeeren von Coop stammen aus Spanien und wurden vom Grossverteiler Mitte M&au...
«Gebundenes Wasser», «mehlig und schlaff», «charakterlos». So lauteten einige der wenig schmeichelhaften Urteile der Absolventen der Hotelfachschule Belvoirpark Zürich. Einziger Lichtblick bei der K-Tipp-Blinddegustation: Die bei Globus gekauften Trauben aus dem hochsommerlichen Südafrika erhielten die Note 5 (siehe Tabelle im Artikel-pdf).
Die Früh-Erdbeeren von Coop stammen aus Spanien und wurden vom Grossverteiler Mitte März zur «Frucht der Woche» gekürt. In Spanien herrschten jetzt ideale Erntebedingungen, was Coop ermögliche, das Bedürfnis der Kundinnen und Kunden nach Erdbeeren zu befriedigen, sagt Coop-Mediensprecher Takashi Sugimoto.
Ob mit oder ohne Bedürfnis nach Erdbeeren im März: Die Testesser im Belvoirpark gaben den Coop-Früchten lediglich ein «ungenügend». Generelles Urteil bei den Erdbeeren: geschmacklich eine herbe Enttäuschung. Am miesesten kamen die Früchte von Aldi weg. Dazu nahm der Konzern keine Stellung.
Als fast «völlig geschmacklos» entpuppten sich die Aktions-Tomaten von Coop aus dem 3000 Kilometer entfernten Agadir in Marokko. Dieses Test-Urteil sei nicht repräsentativ, so Coop-Sprecher Sugimoto. «Wir testen die Produkte täglich nach ihrem Geschmack.»
Immerhin: Fast alle Früchte identifiziert
Die Tomaten waren deutlich günstiger als im Sommer. Der Grund: Sobald im Mai oder Juni in den hiesigen Gewächshäusern die Tomaten erröten, werden die Grenzen dicht gemacht respektive die Importe massiv verteuert. Bei kaum einem anderen Agrarprodukt laufen Preise und Saison so stark auseinander wie bei den Tomaten.
Im K-Tipp-Test mit Fr. 9.20 pro Kilo mit Abstand am teuersten, aber trotzdem fad: die bei Globus gekauften holländischen Rispen-Tomaten. Bei internen Vergleichen hätten sie bezüglich Erscheinungsbild, Geschmack und Frische am besten abgeschnitten, begründet Globus den Entscheid, die energiefressenden Tomaten anzubieten.
Immerhin: Mit einer einzigen Ausnahme haben die Testpersonen alle Früchte richtig erkannt, obwohl sie nicht wussten, was sie assen. Bei so viel Fadheit keine Selbstverständlichkeit.
So wurde getestet
Am 15. März hat der K-Tipp in Basel und Zürich in diversen Geschäften Erdbeeren, Tomaten und Trauben eingekauft (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Alle Früchte und Gemüse wurden anschliessend in kleine Stücke geschnitten. 17 Absolventen der Hotelfachschule Belvoirpark Zürich bewerteten mit verbundenen Augen das Aroma, die Reife sowie bei Trauben und Erdbeeren auch die Süsse.