Den richtigen Schalter drücken – und dann geht alles automatisch: Wie von Geisterhand parkt das Auto perfekt ein. Oder: Weil man zu dicht aufschliesst, ertönt ein Warnton – und das Auto bremst von alleine und verhindert so einen Auffahrunfall.
Solche Hightech-Hilfen gibts mittlerweile auch für normale Mittelklasse-Wagen. Beispiel Ford Focus: Hier erhält man sieben verschiedene elektronische Helfer – etwa ein System, das vor Autos warnt, die im toten Winkel fahren, eine automatische Einparkhilfe, ein Verkehrsschilderkennungs-System, einen Spurhalteassistenten, einen Müdigkeitswarner, eine Auffahrunfall-Notbremse und einen Fernlichtassistenten.
Nur: Diese elektronischen Hilfen bieten Ford und die meisten anderen Marken nicht serienmässig an, sondern nur als teure Extras oder als Teil von noch teureren Paketen. Ein Beispiel ist die automatische Notbremse bei Mercedes, die Auffahrunfälle verhindern soll. Das System misst die eigene Geschwindigkeit sowie den Abstand zum Vordermann und leitet notfalls eine Notbremsung ein. Doch man bekommt es beim Mitelklassemodell «C-180 Blueefficiency» nur im Paket mit fünf anderen Systemen. Gesamter Aufpreis: Fr. 3495.–. Und das Ganze wiederum gibt es nur in Verbindung mit einem Unfallfolgen-MilderungsSystem für Fr. 595.–, einem Navigationsgerät für Fr. 1345.–, einem Automatik-Getriebe für Fr. 3765.– und in der gehobeneren Ausstattungslinie «Avantgarde» für weitere Fr. 3845.–.
Gewisse Systeme sind zudem nicht nur teuer, sie funktionieren auch nicht immer einwandfrei. So ist zum Beispiel die Müdigkeits-Erkennung zu ungenau, und die automatische Abstandsregelung arbeitet träge. Dies zeigen Tests des Touring Clubs Schweiz (TCS), des Deutschen Automobilclubs (ADAC), des Technischen Überwachungs-Vereins (TÜV) sowie der Zeitschrift «Auto-Bild». Der K-Tipp fasst die Urteile all dieser Tests in der obenstehenden Infografik zusammen.
Weiterführende Informationen bietet auch die TCS-Broschüre «Uneingeschränkt mobil». Sie ist gratis bestellbar unter www.infotechtcs.ch – TopLinks – «Uneingeschränkt mobil».
Auffahrunfall-Notbremse
Das System bremst bei drohenden Auffahrunfällen automatisch ab. Gewisse Systeme reagieren nur bis 30 km/h (City-Notbremsung). Andere sind mit einer Abstandsregelung kombiniert und wirken auch bei höheren Tempi.
Kostenbeispiele: Bei den Volvo-Modellen S60, V60, XC70, V70 und XC60 ist die City-Notbremse ohne Aufpreis dabei, beim Ford Focus kostet das System Fr. 500.–.
Fazit: Im Nahverkehr können diese System Kollisionen mit Fussgängern und Velofahrern relativ zuverlässig verhindern.
Dynamisches Fahrlicht
Die Scheinwerfer folgen der Strasse und blenden bei Gegenverkehr ab. Nachher schaltet sich wieder das optimale Licht ein.
Kostenbeispiele: Beim Audi A1 im Paket für Fr. 1540.– und beim Land Rover Freelander für Fr. 1700.– erhältlich.
Fazit: Ein gutes System – mehr Sicht bedeutet mehr Sicherheit.
Spurhalteassistent
Das System erkennt die Markierungsstreifen. Droht man auf die Gegenfahrbahn zu geraten, vibriert das Lenkrad oder der Sitz.
Kostenbeispiele: Beim Citroën C5 Exclusive für Fr. 750.–, beim Audi A4 für Fr. 920.– und beim Honda Accord Sedan Executive Plus serienmässig.
Fazit: Diese Systeme arbeiten nicht immer zuverlässig. Sie können bei schlechten Fahrbahnmarkierungen versagen.
Abstandsregelung
Im Auto messen Sensoren den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen. Das Auto bremst oder beschleunigt selbständig, wenn der Abstand zu klein oder zu gross wird.
Kostenbeispiele: Von Fr. 1550.– beim Ford Mondeo bis Fr. 12 995.– bei Mercedes (C-Klasse; nur in Kombination mit anderen Systemen und Automatikgetriebe).
Fazit: Experten kritisieren einhellig, dass diese Systeme oft sehr teuer sind, zu hart bremsen und zu träge beschleunigen.
Totwinkelwarnung
Sensoren überwachen den toten Winkel und warnen bei heiklen Spurwechseln mit Licht oder Warntönen.
Kostenbeispiele: Beim Volvo C30 Basis für Fr. 1200.– und beim Citroën C4 Exclusive für Fr. 1450.– erhältlich.
Fazit: Das System reagiert auch, wenn man entlang einer Leitplanke fährt. Bei mehrspurigen Strassen lenkt es eher ab, als dass es hilft.
Verkehrszeichen-Erkennung
Eine Kamera filmt die Verkehrszeichen am Strassenrand und blendet sie auf einem speziellen Bildschirm in der Mittelkonsole ein. Damit soll der Fahrer auf Tempobegrenzungen oder Überholverbote aufmerksam gemacht werden.
Kostenbeispiele: Beim VW Tiguan Sport&Style serienmässig dabei, beim Opel Insignia nur mit drei anderen Systemen im Paket für Fr. 1200.–.
Fazit: Das System erkennt nicht alle Verkehrsschilder. Hauptkritikpunkt: Die Gefahr der Ablenkung (Kontrollblick auf den Bildschirm) ist grösser als der effektive Nutzen.
Müdigkeitswarner
Hier soll eine Kamera zufallende Augen erkennen. Es erklingt dann ein Warnton.
Kostenbeispiele: Beim VW Passat Trendline für Fr. 40.– (nur in Verbindung mit Tempomat) und beim Volvo V60 für Fr. 950.–.
Fazit: Die Müdigkeitserkennung wie auch die Warnung zeigen Schwächen.
Nachtsichtsystem
Auf einem Bildschirm werden mit speziellen Nachtkameras schlecht erkennbare Passanten, Velofahrer oder andere Hindernisse angezeigt.
Kostenbeispiele: Beim 6er-BMW für Fr. 3030.– und beim Audi A6 für Fr. 3410.–.
Fazit: Grosses Ablenkungspotenzial: Der Blick wandert während des Fahrens ständig von der Strasse zum Display.
Unfallfolgenmilderung
Kurz vor einem Aufprall wird das Auto abgebremst, die Sicherheitsgurten gestrafft, die Sitze in aufrechte Position gebracht und Seitenfenster sowie Schiebedach geschlossen.
Kostenbeispiele: Bei den C-Klasse-Mercedes für Fr. 551.–, beim Toyota Prius Linea Sol Premium nur im Paket für Fr. 4500.–.
Fazit: Das System erhöht die Sicherheit deutlich.
Einparkhilfe
Das Auto soll im Vorbeifahren automatisch Parklücken aufspüren und beim Einparkieren helfen.
Kostenbeispiele: Beim Lancia Delta für Fr. 590.–, beim Ford C-Max Carving im Paket für Fr. 850.–.
Fazit: Die meisten Systeme funktionieren nur, wenn viel Parkraum zur Verfügung steht.