Seit Jahren verteilt die Migros ihr Rezeptheft «Migusto». Oft schneide ich die Rezepte aus und klebe sie in mein persönliches Kochbuch. Vor kurzem schlug mir «Migusto» vor, Portobellos zuzubereiten. Das sind, wie ich im Rezept erfuhr, besonders grosse Champignons.

Wie man diese am besten zubereitet – nämlich auf dem Grill – blieb mir jedoch vorerst verborgen. Denn seit neustem braucht es für viele Menüs aus dem Heft ein Handy. Im Rezeptheft der Migros fehlen nämlich oft die Rezepte.

An ihrer Stelle findet man einen QR-Code. «Migusto» hätte zwar einfach schreiben können, dass ich die Portobellos entstielen, vier Eier in den Pilzhut füllen und die Pilze dann bei direkter Hitze 15 Minuten garen muss. Doch so einfach will mir die Migros die Zubereitung nicht machen. Neu muss ich das Smartphone zur Hand nehmen, den QR-Code mit der Kamera erfassen und das Rezept im Internet nachschlagen. Ich erkundigte mich bei der Migros, weshalb sie statt Rezepten neuerdings QR-Codes drucke.

Antwort: Sie wolle das Heft so attraktiver machen. Doch das glaubt nicht einmal die Migros selbst. Auf meine Nachfrage hin räumt sie ein: Man zähle jeden Scan, den «Migusto»-Leser mit dem Handy tätigen. So erfasst der Detailhändler nicht nur, wie viele Leute das Rezept lesen, sondern gleich noch viele persönliche Daten der Leser. Sind diese zudem während des Scans in ihrem Migros-Konto eingeloggt, erkennt der Grossverteiler, wer das Rezept aufgerufen hat.

Das ärgert mich aus zwei Gründen. Erstens, weil es die Migros nichts angeht, was es bei mir zum Znacht gibt. Und zweitens, weil mir ein Rezept nichts nützt, wenn ich beim Kochen mit klebrigen Fingern im Internet surfen muss.