Jenisse Beckmann aus Wallisellen ZH arbeitet als Betreuerin in einer Kindertagesstätte. Im Februar hatte sie einen Schnupfen: Zur Sicherheit machte sie in einer Arztpraxis einen PCR-Test.
Das Testresultat ist in der Regel erst nach 24 bis 48 Stunden bekannt. Deshalb bat der Arbeitgeber die 19-Jährige, zusätzlich einen Antigen-Schnelltest zu machen. Also liess sie sich in der Arztpraxis gleich zwei Abstriche nehmen: einen für den Schnelltest und einen für den vermeintlich zuverlässigeren PCR-Test.
Resultat: Der Schnelltest zeigte ein positives Resultat. Jenisse Beckmann erhielt eine Meldung des Contact-Tracings und musste sich danach in die behördlich verordnete Isolation begeben. Zwei Tage später erhielt sie das Ergebnis ihres PCR-Tests. Es war negativ. Die Arztpraxis schliesst eine Verwechslung aus.
Tests haben nur eine beschränkte Aussagekraft – das ist seit längerem bekannt. Schnelltests zum Beispiel erkennen nur rund 60 Prozent der Ansteckungen, falls jemand keine Beschwerden hat («Gesundheitstipp» 6/2021). Laut dem Bundesamt für Gesundheit ist es «in der aktuellen Situation trotz eines negativen Testresultats eines Antigen-Schnelltests möglich, infiziert und ansteckend zu sein».
Bei PCR-Tests gilt: Selbst ein positiver Test sagt nichts darüber aus, ob jemand krank oder ansteckend ist. Viele Getestete erhalten ein positives Ergebnis, obwohl sie eine so geringe Menge an Virusmaterial im Körper haben, dass sie niemanden anstecken können (K-Tipp 5/2021).
Der Bundesrat führte die Antigen-Schnelltests im Oktober 2020 als Ergänzung zu den PCR-Tests ein. Sie sollten ursprünglich dazu dienen, Infizierte schneller zu erkennen und rasch isolieren zu können. Tatsächlich aber nutzten die Behörden und auch viele Medien die täglich publizierten Fallzahlen, um die Angst vor dem Virus zu schüren und so Massnahmen wie Isolation und Zertifikatspflicht in den Restaurants zu rechtfertigen. Trotz der belegten Unzuverlässigkeit der Tests will der Bundesrat auch künftig – nach Aufhebung aller Massnahmen – an den Tests festhalten, wie er am 16. Februar bekannt gab.
PCR-Tests für Labors eine Goldgrube
Das dürfte Pharmafirmen, Labors und Testcenter freuen. Denn die Tests sind ein Milliardengeschäft: So verkaufte allein der Basler Konzern Roche im letzten Jahr Schnelltests für 4,7 Milliarden Franken. Im aktuellen Geschäftsbericht schreibt Roche, die Tests hätten «signifikant zum Gesamtumsatz» beigetragen. Der Gewinn des ganzen Konzerns betrug 2021 knapp 15 Milliarden Franken.
Für Labors wiederum sind PCR-Tests eine Goldgrube: Vom Bund bekommen sie 82 Franken pro Test, wenn es sich um Personen mit Symptomen handelt. Zum Vergleich: Deutschland und Frankreich zahlen den Labors dafür 46 Franken.
Seit Februar 2020 wurden gemäss Bundesamt für Gesundheit knapp 14 Millionen PCR-Tests durchgeführt. Das heisst: Schweizer Labors dürften mit den Analysen von PCR-Tests in den letzten zwei Pandemie-Jahren einen Umsatz von geschätzt weit über 1 Milliarde Franken erzielt haben.
Auch mit Antigen-Testzentren verdienen sich Labors eine goldene Nase. Gemäss Bundesamt wurden seit Herbst 2020 in der Schweiz rund 4,6 Millionen Schnelltests durchgeführt. Zu Beginn erhielten Apotheken, Spitäler und Testzentren vom Bund 47 Franken pro Test, seit November noch 36 Franken. Das sind rund 200 Millionen Franken. Deutschland vergütet pro Schnelltest maximal 16 Franken, Frankreich und Österreich zahlen Apotheken 26 Franken.
Die Marge der Schweizer Testzentren liegt gemäss Insidern bei rund 50 Prozent. Die Betreiber machen also bei 100 Franken Umsatz fabelhafte 50 Franken Gewinn.