Mineralwasser wird unbehandelt aus tiefen Gesteinsschichten direkt in Flaschen abgefüllt. Darum gilt es als besonders rein. Dafür müssen Konsumenten teils einen happigen Preis zahlen: 1,5 Liter Mineralwasser kosten je nach Marke 20 Rappen bis Fr. 6.75. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Leitungswasser kostet in Zürich weniger als 1 Rappen.
Doch ist das Flaschenwasser sein Geld auch wert? Der K-Tipp schickte 20 der meistverkauften stillen Mineralwasser ins Speziallabor. 9 stammen aus der Schweiz, 5 aus Italien und 4 aus Frankreich. Gestestet wurden auch ein deutsches Wasser sowie eines von den weit entfernten Fidschi-Inseln.
Die Experten von Simec im aargauischen Zofingen untersuchten jedes Wasser auf den Gehalt an Mineralien, aber auch auf Schadstoffe und Keime. Zusätzlich wollte der K-Tipp wissen, ob Verschmutzungen von der Erdoberfläche bis zu den Mineralwasserquellen gelangen. Deshalb suchte das Labor nach dem in der Landwirtschaft häufig verwendeten Unkrautvernichter Glyphosat und nach Hormonen.
Die gute Nachricht: In den vom K-Tipp untersuchten Wasserproben war keine derartige Verunreinigung nachweisbar. Die Mineralwasserquellen sind also ausreichend vor Umweltverschmutzung geschützt. Das ist nicht selbstverständlich: Untersuchungsergebnisse der deutschen Stiftung Warentest weisen nämlich darauf hin, dass Rückstände von Süssungsmitteln und Pestiziden aus der Landwirtschaft in tiefere Erdschichten einsickern können.
Testresultate:
Die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Giftstoffe Uran und Arsen halten alle getesteten Mineralwasser ein. Das ist wegen der grosszügigen Grenzwerte nicht verwunderlich – sie wurden in den letzten Jahren laufend erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Richtlinien für den Urangehalt in Trinkwasser in mehreren Etappen von 2 auf heute 30 Mikrogramm pro Liter (µg/l) angehoben.
Die USA und die Schweiz lehnten sich an diese Richtlinien an und führten Grenzwerte von 30 Mikrogramm ein. Deutschland ist bei Leitungswasser deutlich strenger: 10 µg/l.
Das Schwermetall Uran kann Nieren, Hirn und Knochen schädigen. Laut Fachmann Ewald Schnug, Professor für Pflanzenbau und Bodenkunde in Braunschweig (D), sollte man möglichst wenig Uran zu sich nehmen. Das Schwermetall kommt natürlicherweise im Boden und im Wasser vor. Das Problem wird sich in den kommenden Jahren verschärfen: Über Düngemittel gelangt laufend zusätzlich Uran in die Böden.
Der K-Tipp war deshalb bei der Beurteilung des Urangehalts vergleichsweise streng: Nur die drei Wasser, in denen kein Uran festgestellt wurde, erhielten in diesem Kriterium ein sehr gut. Ein Gehalt bis 2 µg/l wurde als gut bewertet. Solche Wasser eignen sich nach deutschem Recht auch für Säuglinge und dürfen entsprechend beworben werden. Bis zu 10 Mikrogramm Uran pro Liter Wasser gelten im Test noch als genügend.
Arsenspuren in drei Mineralwassersorten
Das Labor stellte nur in Vittel, Volvic und M-Budget Spuren von Arsen fest. Die Werte liegen mit 2 bis 5 µg/l unter dem geltenden Grenzwert von 10 Mikrogramm. Der K-Tipp hat Gehalte von über 1 Mikrogramm trotzdem nur als «genügend» eingestuft, da in 17 Wassern gar kein Arsen gefunden wurde.
Ebenfalls positiv: Problematische Keime wurden in keinem der 20 getesteten Mineralwasser festgestellt. Das Konsumentenmagazin «Saldo» hat vor drei Jahren Mineralwasser untersucht (Ausgabe 14/11). Damals wurde der Schadstoffgehalt von Leitungs- und Mineralwasser verglichen. Resultat: Alle 30 Leitungswasserproben enthielten weniger als 2 Mikrogramm Uran. Stilles Mineralwasser schnitt schlechter ab. Nur 18 der getesteten 25 Mineralwasser enthielten weniger als 2 Mikrogramm Uran.
Mineralien
Wer Wasser in Flaschen kauft, erwartet nebst Reinheit auch gesunde Mineralien. Die wichtigsten zwei, die in nennenswerten Konzentrationen im Mineralwasser vorkommen, sind Kalzium und Magnesium. Kalzium stärkt Knochen und Zähne. Magnesium benötigt der Körper in erster Linie für die Muskeln. Der Tagesbedarf liegt bei Erwachsenen bei 300 bis 500 Milligramm (mg) Magnesium und 800 bis 1000 mg Kalzium.
Auch Leitungswasser enthält Mineralien: Je nach Region und Quelle schwankt ihr Gehalt. In Zürich sind es laut den industriellen Betrieben pro Liter 52 mg Kalzium und 7,6 mg Magnesium. Der K-Tipp hat dies im Test als Massstab genommen: Mineralwasser, die weniger Kalzium und Magnesium enthalten, erhielten in diesem Kriterium ein ungenügend. Sehr wenig Kalzium und Magnesium hats in sechs Produkten, darunter «Saskia Naturis». Es enthält nur 2,75 mg Kalzium pro Liter. Zum Vergleich: Bei Contrex sinds 531 mg pro Liter.
Testsieger ist das Wasser von Volg aus der Cristallo-Quelle Lostorf SO. Es ist schadstofffrei und hat einen überdurchschnittlich hohen Mineraliengehalt. Mit 90 Rappen pro 1,5-Liter-Flasche liegt es preislich im Mittelfeld.
Die meisten Abfüller kommentieren die Test-Resultate nicht – alle gesetzlichen Vorschriften seien erfüllt. So auch die Migros, deren Wasser am meisten Uran enthalten. Valser sagt, die bescheidene Mineralisierung von «Silence» sorge für «angenehm sanften Geschmack».
So bleibt Mineralwasser länger frisch
- Qualität: Riecht Wasser in einer angebrochenen Flasche faulig, verfärbt es sich oder schmeckt es seltsam, sollte man es nicht mehr trinken. Die Qualität verschlechtert sich vor allem dann, wenn Schmutzkeime in die Flasche gelangen und sich dort vermehren. Darum gilt: Nicht direkt aus der Flasche trinken und diese nach dem Einschenken wieder verschliessen. Grundsätzlich sind stille Wasser anfälliger für Keime als solche mit Kohlensäure. Grund: Das CO2 hindert Bakterien daran, sich allzu stark zu vermehren.
- Lagerung: Angebrochene Flasche kühl und vor der Sonne geschützt lagern. Dann bleibt das Wasser ein bis zwei Wochen lang gut. Lässt man die Flasche offen stehen – oder hat man daraus getrunken –, das Wasser innerhalb von zwei bis drei Tagen aufbrauchen. Ungeöffnetes Mineralwasser in Glasflaschen ist bei richtiger Lagerung fast unbegrenzt haltbar.
- PET-Flaschen: Die Getränke beiben weniger lang frisch, weil das Flaschenmaterial weniger dicht ist als Glas. Kohlensäure kann schneller entweichen.
Mineralwasser: Immer mehr Fremdstoffe
Mineralwasserquellen liegen deutlich tiefer im Boden als Grundwasser. Sie sind durch verschiedene Erd- und Gesteinsschichten geschützt. Auf dem Weg in die Tiefe wird das Wasser filtriert und mit Mineralien versetzt. Laut dem Verband Schweizerischer Mineralquellen kann der Weg bis zur Quelle 10 bis 20 Kilometer betragen.
Mineralwasser galt bisher als besonders rein. Leitungswasser aus Grund-, See- und Quellwasser hingegen ist aufgrund der Nähe zur Erdoberfläche anfälliger für Verunreinigungen – etwa durch Pestizide.
Der Vorteil des Mineralwassers könnte jedoch allmählich verloren gehen: Die Stiftung Warentest hat in einer Untersuchung in jedem 3. von 30 geprüften deutschen Mineralwassersorten Verunreinigungen aus oberirdischen Schichten festgestellt («Test», 8/2014). Dabei handelte es sich zwar um unschädliche Abbauprodukte von Pestiziden oder kleinste Rückstände von Süssstoffen. Trotzdem ist dies mit dem Anspruch auf Reinheit von Mineralwasser nicht vereinbar.