Es zieht und sticht im Bauch und man möchte sich am liebsten im Bett zusammenrollen: Viele Frauen haben während der Periode Schmerzen. In den USA gibt es ein neues Mittel dagegen: Vaginalzäpfchen mit einem Extrakt aus Cannabis. 10 US-Dollar kostet das Stück. Forscher verglichen 2015 in einer britischen Studie 28 Datenbanken und fanden Hinweise, dass Cannabis gegen Schmerzen und Krämpfe hilft. In der Schweiz sind die Vaginalzäpfchen nicht zugelassen. Denn sie enthalten den Cannabis-Wirkstoff THC. Er löst massgeblich den Rausch aus und untersteht dem Betäubungsmittelgesetz.
Anders sieht es bei Produkten mit dem Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol (CBD) aus. Er löst keinen Rausch aus und ist in der Schweiz erlaubt. Immer mehr Läden verkaufen denn auch Produkte, die den Stoff enthalten – sei es Cannabisblüten oder -öle, Pasten, Kapseln oder Salben mit Extrakten. Er soll Krämpfe lindern, Entzündungen hemmen und Ängste lösen. Laut Bundesamt für Gesundheit ist die medizinische Wirkung von CBD aber noch ungenügend erforscht.
«Produkte mit CBD lindern die Symptome»
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser ist «absolut» überzeugt, dass solche Produkte schmerzgeplagten Frauen während der Menstruation helfen können: «Entspannung ist in diesem Fall das Wichtigste.» Auch der Zürcher Allgemeinarzt David Winizki sagt: «Man kann es auf jeden Fall probieren.» Jedoch lindere CBD nur die Symptome, nicht aber die Ursache.
Es gibt auch sanfte Massnahmen, die besser erforscht sind als Cannabis (siehe Tabelle im PDF). Ein einfaches Mittel ist Wärme. Britische Mediziner fanden 2006 heraus, dass eine Bettflasche ähnlich wirkt wie Medikamente: Erwärmt man die Haut in der Nähe der schmerzenden Stelle auf über 40 Grad, schalten sich die Schmerzrezeptoren aus.
Ein Bad mit ätherischen Ölen – Lavendel oder Muskatellersalbei –kann ebenfalls helfen. «Zehn Tropfen pro Vollbad reichen», sagt Apothekerin Karoline Fotinos-Graf aus Bern. Allerdings muss man die Tropfen zuerst in etwas Rahm auflösen. Sonst vermischen sie sich nicht mit dem Wasser, sondern schwimmen auf der Oberfläche und können so die Haut reizen. Alternative: Einige Tropfen in einem neutralen Öl wie Sesamöl auflösen und damit täglich bis zu drei Mal den Unterbauch massieren.
Auch Tees lösen die Krämpfe in den Gebärmuttermuskeln. Frauenärztin Gesa Otti-Rosebrock aus Biel empfiehlt Frauenmantel, Gänsefingerkraut und Schafgarbe. Sie nimmt einen Teelöffel Kräutermischung pro Tasse, lässt den Tee 7 Minuten ziehen und trinkt davon schon fünf Tage vor der errechneten Periode täglich drei Tassen. «Durch dieses Ritual kommt man zur Ruhe und entspannt sich automatisch.»
Akupressur und Yoga helfen beim Entspannen
Wer sich moderat bewegt, kann die Schmerzen ebenfalls senken. Britische Forscher verglichen dieses Jahr 15 Studien. Ihr Fazit: Yoga hilft. Es verringert das Schmerzempfinden und setzt möglicherweise natürliche Schmerzmittel im Körper frei. Die Forscher empfehlen Hatha Yoga. Dort geht es vor allem um Atem- und Entspannungsübungen.
Bei der Akupressur massiert man während ein bis zwei Minuten einen Punkt, der eine Handbreite unter dem Nabel und zwei Daumenbreiten über dem Schambein liegt. Durch die Akupressur sollen Energiebahnen im Körper wieder zum Fliessen gebracht werden.
Manchmal hilft ein zeitweiliges Umstellen der Ernährung. Die Bülacher Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff rät, schon in der Woche vor der Periode wenig Fleisch, Eier und fettreiche Milchprodukte zu essen – dafür viel Gemüse, Obst, Kartoffeln und Fischöl. Nüsse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Bananen können wegen des Magnesiums die Krämpfe ebenfalls abschwächen. Gewürze wie Anis, Fenchel und Kümmel entspannen die Muskeln.
Erst wenn sanfte Methoden nicht helfen, sollte man zu Medikamenten greifen, sagt Frauenärztin Regula Bürki aus Bern. Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Paracetamol und Naproxen lindern Bauchkrämpfe recht zuverlässig (siehe Tabelle im PDF).
Buscopan löst die Krämpfe nur kurzzeitig. Thomas Walser rät, es nicht zu verwenden, es könnte die Haut reizen. Hersteller Sanofi sagt, ihr Medikament sei nicht gegen Regelbeschwerden zugelassen. Buscopan könne aber Krämpfe in der Muskulatur der weiblichen Geschlechtsorgane lösen. Hautreizungen und ein beschleunigter Puls könnten gelegentlich vorkommen.
Manche Ärzte verschreiben gegen die Krämpfe eine Verhütungspille. Die Hormone sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufgebaut wird. Dadurch ziehen sich die Muskeln bei der Periode nicht mehr so stark zusammen. Die Pille muss man aber über Monate täglich einnehmen.
Bürki sagt: «Wenn gar nichts hilft, sollte man für weitere Abklärungen zur Frauenärztin.» Mögliche Ursachen für die Schmerzen sind Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut in anderen Organen, Myome, eine Entzündung oder eine Infektion der Gebärmutter.
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