«Mit dem Charme eines CD-Gestells»
Laut Cailler löst die «neue» Frigor bei den Kunden «Begeisterung» aus. Eine K-Tipp-Stichprobe kommt zu einem anderen Ergebnis. Unbestritten: Die Schokolade ist deutlich teurer geworden.
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K-Tipp 9/2006
01.05.2006
Stephan Dietrich - stephan.dietrich@ktipp.ch
Die Kunststoffschublade verströmt den Charme eines CD-Gestells», sagt die 30-jährige Corinna Kirchow aus Basel zur «neuen» Frigor. «Die technisierte Verpackung und der Werbeauftritt haben mit dem sinnlichen Schoggi-Genuss gar nichts mehr gemeinsam.»
Solche Aussagen sind keine Seltenheit. Wegen der aufwändigen und nicht gerade ökologischen Verpackung ist Cailler heftig unter Beschuss geraten (siehe K-Tipp 8/06).
Ganz anders klingt es in ganzseitigen Zeitungs...
Die Kunststoffschublade verströmt den Charme eines CD-Gestells», sagt die 30-jährige Corinna Kirchow aus Basel zur «neuen» Frigor. «Die technisierte Verpackung und der Werbeauftritt haben mit dem sinnlichen Schoggi-Genuss gar nichts mehr gemeinsam.»
Solche Aussagen sind keine Seltenheit. Wegen der aufwändigen und nicht gerade ökologischen Verpackung ist Cailler heftig unter Beschuss geraten (siehe K-Tipp 8/06).
Ganz anders klingt es in ganzseitigen Zeitungsinseraten von Cailler, einer Marke von Nestlé. «Die neue Frigor: Der grösste Erfolg ist Ihre Begeisterung.»
Die Werbeaussage beruht auf einer repräsentativen Befragung von 1034 Konsumenten zur neuen Verpackung der klassischen Frigor. Gemäss der von Nestlé in Auftrag gegeben und bezahlten Marktforschung gaben 70 Prozent der Interviewten der neuen Frigor-Verpackung die Note 5 oder gar die Maximalbewertung 6.
Durchschnittsnote: Mit 3,3 ungenügend
Der K-Tipp hat in Basel, Luzern und Zürich nachgefragt und 100 zufällig ausgewählte Passanten im Alter zwischen 14 und 82 Jahren interviewt. Gezeigt wurde ihnen die neue Frigor-Packung, die auch in der Cailler-Werbung abgebildet ist. Nicht repräsentatives Fazit: Nur gerade 38 Prozent gaben die Note 5 oder 6. Insgesamt resultierte eine Durchschnittsnote von 3,3.
Gemäss Nestlé kommt die neue Verpackung vor allem bei jungen Frauen gut an. Auch hier machte der K-Tipp eine andere Erfahrung. «Das Design gefällt mir und die Schoggi ist gut, doch punkto Ökologie ist das ein riesiger Unsinn», urteilt die 31-jährige Basler Kindergärtnerin Michal Ulbrich Hernández. Ihr hartes Urteil: Note 1.
Ein Preisaufschlag von 16 Prozent
Nestlé betont, ihre eigene Werbeaussage in den Inseraten beruhe auf einer wissenschaftlich fundierten Analyse, und die sei «aussagekräftig».
Für Ärger sorgt die neue Frigor-Verpackung auch aus einem anderen Grund. Bei Coop kosten 140 Gramm Frigor neu Fr. 5.95, früher waren es Fr. 4.95 für 135 Gramm.
Auf 100 Gramm umgerechnet macht das einen Aufschlag von 16 Prozent.
Denner will sich dem Preisdiktat nicht beugen und wird deshalb von Nestlé nicht mehr beliefert. Darauf hat der Discounter die Wettbewerbskommission (Weko) angerufen.
Sie soll entscheiden, ob die Preisrichtlinien von Nestlé gesetzeskonform sind.