Heute werben viele Möbelhersteller mit einer nachhaltigen Produktion und buhlen damit um die Gunst umweltbewusster Kunden. Wann ein Möbelstück nachhaltig genannt werden darf, ist aber nirgends geregelt.
Fest steht: Die Bestandteile solcher Möbel sollten Mensch und Umwelt nicht schaden – sowohl während der Rohstoffgewinnung als auch bei der Produktion und der Benutzung. Sie sollten nur mit Wachsen und Ölen auf natürlicher Basis behandelt sein, die keine giftigen Schadstoffe oder Allergieauslöser absondern.
Als nachwachsender Rohstoff ist Holz an sich bereits nachhaltig. Es sollte am besten aus heimischen Wäldern stammen und umweltgerecht, sozial verträglich und ökonomisch bewirtschaftet werden. Idealerweise informieren die Hersteller freiwillig über die Produktionsbedingungen.
Gewisse Anhaltspunkte für eine sozial- und umweltverträgliche Produktion bieten Gütesiegel wie FSC, PEFC und «Schweizer Holz». Letzteres ist ein reiner Ursprungsnachweis für Holz aus der Schweiz und Liechtenstein. Inwieweit jedoch alle Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt wurden, ist nicht ersichtlich.
Bei der Deklaration hapert es noch immer
Seit 2012 müssen Möbelhäuser Holzart und Ursprungsland ihrer Produkte angeben. Darauf ist allerdings nur wenig Verlass. Eine Stichprobe des Büros für Konsumentenfragen im Jahr 2018 ergab, dass bei rund der Hälfte der Schweizer Händler kein einziges Produkt vorschriftsmässig deklariert war (siehe dazu «Saldo» 12/2019).
Auch die Holzlabels FSC und PEFC helfen punkto Herkunftsland nicht weiter, da sie keine spezifischen Angaben zur geografischen Herkunft der Hölzer machen.
Kommt dazu: Die Organisationen müssen sich den rechtlichen Gegebenheiten vor Ort beugen und können wenig dagegen ausrichten, wenn ein Land Abholzung zulässt. Und selbst wenn das zertifizierte Holz von Plantagen stammt: In vielen Fällen haben die kultivierten Anbauflächen den ursprünglichen Wald oder Dschungel verdrängt. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte also Möbel aus heimischen Hölzern kaufen.
Damian Oettli vom WWF Schweiz und Josef Känzig, Sektionschef Konsum und Produkte beim Bundesamt für Umwelt, sind sich einig: Konsumenten sollten gerade bei Holzmöbeln weniger auf Labels, sondern auf Qualität und eine lange Nutzungsdauer setzen oder zu Secondhand- Produkten greifen. Je zeitloser und multifunktionaler das Möbel, desto besser in ökologischer Hinsicht. Denn: Was lange im Einsatz ist, schont die Ressourcen.
Nachhaltig können auch Möbel sein, die aus rezyklierten Materialien gefertigt sind. Zum Beispiel ein Sideboard aus gebrauchten Weinkisten oder ein Teppich aus Stoffresten (siehe Beispiele im Kasten).
Möbel aus gebrauchten Materialien oder Produkten
Sideboard
Aus gebrauchten Weinkisten, 3 x 3 Schubladen, Masse: 109,5 x 30 x 63 cm. Grandcube.ch, Fr. 1100.–
Kleiderschrank Portobello
Aus PEFC-zertifiziertem Holz. Eiche aus Frankreich, Holzfaserplatten aus Norwegen und Vietnam. Masse: 195 x 120 x 55 cm, Maisonsdumonde.ch, Fr. 1199.–
Bürostuhl Giroflex
Besteht aus nur vier wiederverwertbaren Grundkomponenten. Am Lebensende nimmt der Hersteller das Produkt kostenlos zurück und zerlegt es in seine Einzelteile. Metallteile werden wiederverwertet, Textilien kompostiert. Bürostuhl Chair 2 Go 434, Galaxus, Fr. 374.–
Nomad Chair von We Do Wood
Aus Leinen und FSC-zertifiziertem Bambus. Der Stuhl kann innert Sekunden auseinander- oder zusammengebaut werden. Galaxus, Fr. 900.–
Kartonregal Hugo
Mit 6 Regalböden, belastbar mit je 20 kg. Masse: 80 x 20 x 181 cm, Kartonbett.ch, Fr. 95.– (plus Fr. 25.– für Versand)
Ikea-Flickenteppich Tamum
Aus Stoffresten, die bei der Herstellung von Bettwäsche anfallen. Wird von Handwerkern in Bangladesch gewoben und soll deren Einkommen
sichern. Masse: 90 x 60 cm, Fr. 4.95
Hocker aus Olivenkanister
Gepolsterter Hocker aus gebrauchtem Olivenkanister, jedes Modell ein Unikat. Von innen mit Holz verstärkt und mit Filzfüssen versehen. Masse: 40 x 23 x 23 cm. Vielfach.ch, Fr. 99.–
Klappbarer Z-Hocker
Beistell- oder Nachttisch aus Schweizer FSC-Holz. Hülsen und Endkappen vernickelt. Faircustomer.ch, Fr. 287.–
Fertigvorhang Sirius
Aus biologisch abbaubarem Batist. Wird nach Gebrauch vom Händler zurückgenommen und kompostiert. Masse: 135 x 270 cm, Pfister, Fr. 99.95
Sofatisch
Aus Palettenmodulen. Masse: 90 x 45 x 36 cm. Grösse kann angepasst werden. Rewood.ch, Fr. 349.–