Möbelkauf mit Risiken

Wer Designermöbel günstig im Ausland bestellt, geht ein Risiko ein: Im schlimmsten Fall bleibt die Lieferung am Zoll hängen. Und das Geld ist weg.

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K-Tipp 19/2011

12.11.2011

Letzte Aktualisierung:
15.11.2011

Beatrice Walder K-Tipp

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Silvio Kramer (Name geändert) aus Chur GR bestellte im Juli 2011 auf der Internetseite www.infurn.com das Sofabett LC 5 von Le Corbusier. Für die Reproduktion des Designer-Klassikers zahlte er der Designfurn Limited mit Sitz in London rund 1550 Euro. Kurz darauf erhielt er die Meldung, das Sofa werde demnächst geliefert.

Doch statt der Couch erhielt Kramer Post von der eidgenössischen Zollverwaltung: Man habe das Sofa wegen «Verdachts auf Verstoss gegen das Urheberrechtsgesetz» zurückbehalten. Drei Woche später teilte ihm die Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau mit, dass eine Strafuntersuchung gegen Designfurn laufe. Das Möbel sei beschlagnahmt worden.

Kramer reklamierte bei Designfurn. Doch der Lieferant konterte, er müsse bei der Staatsanwaltschaft selbst dafür sorgen, dass das Möbel freigegeben werde. Mit der Postaufgabe in England sei das Eigentum an den Kunden übergegangen.

Nur: Das stimmt nicht. Der auf internationales Privatrecht spezialisierte Zürcher Rechtsanwalt Gion Jegher sagt: «Da die Parteien nichts anderes ver-einbart haben, ist englisches Recht auf den Kaufvetrag anwendbar.» Bei einem Kauf auf Distanz haben die Käufer das Recht, ihre Bestellung bis sieben Tage nach Erhalt der Ware zu widerrufen. Der Laden müsste den Kaufpreis dann innert 30 Tagen zurückerstatten. Das Risiko, dass dem Artikel während des Transport etwas passiert, trägt der Verkäufer. Auch die Rechtsabteilung des englischen Konsumenten-Magazins «Which?» stellt klar: «Designfurn muss Kramer den Kaufpreis zurückerstatten.»

Geld-zurück-Garantie: Ein leeres Versprechen

Designfurn zeigte sich jedoch nicht bereit, das Geld zurückzuzahlen – trotz der Geld-zurück-Garantie, die auf der Homepage versprochen wird. Kramer hat nun zwei Möglichkeiten: Er kann den Ausgang des Strafverfahrens abwarten oder in Chur gegen das britische Unternehmen klagen. Obsiegt er vor Gericht, müsste er das Geld am Firmensitz in London eintreiben. Eine teure und langwierige Sache.

Mit seinem Ärger über den englischen Möbelhändler steht Kramer nicht alleine da. Auch Susanne Trier (Name geändert) aus Hunzenschwil AG hatte im Juli 2010 eine Le Corbusier Chaise Longue LC4 für 750 Euro bestellt und den Betrag im Voraus überwiesen. Designfurn vertröstete sie darauf über ein Jahr lang, bis die Aargauerin Anfang August 2011 vom Vertrag zurücktrat. Designfurn versprach schriftlich, das Geld zurückzuerstatten. Stattdessen verschickte die Firma das Möbel trotzdem. Auch diese Lieferung wurde von der Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau beschlagnahmt.

Möbel online bestellen: Das sollten Käufer beachten

Schauen Sie auf der Internetseite unter «Impressum», «Kontakt» oder in den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen» nach, mit wem Sie einen Kaufvertrag abschliessen und wo sich der Firmensitz befindet.
Rufen Sie auf die Firmen-Hotline an, um zu klären, ob jemand erreichbar ist und welche Auskünfte man Ihnen erteilen kann.
Lesen Sie in Internet-Foren nach, welche Erfahrungen andere Käufer mit dieser Firma gemacht haben.
Lassen Sie sich schriftlich bestätigen, dass der Verkäufer berechtigt ist, die Möbel in die Schweiz zu liefern.
Zahlen Sie keine Ware zum Voraus. Oder leisten Sie höchstens eine kleine Anzahlung.
Hält der Zoll bestellte Ware zurück, sollten Sie keine Verzichtserklärung unterzeichnen. Der Zoll muss die Ware nach zehn Tagen herausgeben – sofern der Inhaber der Design- oder Markenrechte kein Verfahren einleitet.

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