Rund um Pescara in der mittelitalienischen Region Abruzzen wächst die Traubensorte Montepulciano. Sorgfältig gepflegt und verarbeitet, ergeben die Trauben einen tiefroten, harmonischen Wein, der nach roten Früchten und Kräutern schmeckt. Trotzdem hat der Montepulciano d’Abruzzo schon lange einen schlechten Ruf. Er wird in der Schweiz meist als «Pizzawein» oder einfacher Tischwein serviert.
Der K-Tipp hat sich in den Regalen der Grossverteiler bedient und zwölf Weine blind degustieren lassen. Die Flaschen kosteten zwischen Fr. 2.25 und Fr. 17.40. Auffallend: Im Vergleich zur letzten Degustation vor sieben Jahren verschlechterte sich die Qualität der Weine deutlich (K-Tipp 9/2011): Damals erreichten alle acht Weine zumindest noch eine genügende Punktzahl.
In der aktuellen Degustation schnitten zwei Produkte ungenügend ab. Der Wein von Aldi für Fr. 2.78 roch nach muffigem Keller und schmeckte nach fast nichts. Vier Flaschen aus anderen Läden rochen deutlich nach Essigsäure. Kräftigen Weinen kann diese flüchtige Säure in der Nase eine gewisse Fruchtigkeit verleihen. Ab einem gewissen Mass wird das Aroma aber unangenehm stichig. Dies war beispielsweise beim teuersten Wein in der Degustation der Fall: Der «Ogniquattro» von Rutishauser für Fr. 17.40 schnitt mit der Note «ungenügend» ab.
Eine gute Flasche für nur Fr. 3.50
Der Lichtblick: Für nur Fr. 3.50 erhält man bei Coop einen guten Montepulciano. Mit 14,9 von maximal 20 Punkten erzielte der «Antonini Monte Chiara» knapp ein gutes Gesamturteil. Dieser Wein ist zwar einfach, er zeigt aber immerhin Frucht und Kräuterwürze.
Aldi will nach der schlechten Bewertung des «Selezione N7» mit dem Lieferanten Rücksprache nehmen. Und der Weinhändler Rutishauser schreibt, der «Ogniquattro» werde inzwischen nicht mehr verkauft.
Achtung, Verwechslungsgefahr: In den Regalen findet man häufig auch den Vino Nobile di Montepulciano. Dieser stammt aber aus der Region um das südtoskanische Städtchen Montepulciano und wird hauptsächlich aus San-giovese-Trauben hergestellt.
Die K-Tipp-Fachjury
Die Experten haben die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten:
- Hans Georg Babits, Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger, Önologin, Redaktorin «Vinum»
- Andreas Keller, Inhaber Presse- und Eventagentur für Wein
- Rudolf Trefzer, Experte für Ess- und Trinkkultur bei Radio SRF 1
- Eva Zwahlen, Weinjournalistin