Mühsamer, aber nicht schneller
Bahnfahrten nach Italien werden komplizierter und oft teurer. Und die mühsamen Wartezeiten an den Grenzen bleiben auch mit dem neuen Fahrplan bestehen.
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K-Tipp 20/2005
30.11.2005
Stephan Dietrich - stephan.dietrich@ktipp.ch
Schlecht, schlecht - schlecht.» So lautet der knappe Kommentar von Erwin Dutler, Präsident der Bahnkundenvereinigung Pro Bahn, zur obligatorischen Sitzplatzreservation. Sie tritt zusammen mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember in Kraft und betrifft fast alle IC- und EC-Züge von und nach Italien. Damit gebe die Bahn gegenüber dem Flugverkehr einen wichtigen Trumpf aus der Hand: die Flexibilität.
Die Bahnfahrt Richtung Süden wird allerdings auch in vielen Fällen teurer. Für...
Schlecht, schlecht - schlecht.» So lautet der knappe Kommentar von Erwin Dutler, Präsident der Bahnkundenvereinigung Pro Bahn, zur obligatorischen Sitzplatzreservation. Sie tritt zusammen mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember in Kraft und betrifft fast alle IC- und EC-Züge von und nach Italien. Damit gebe die Bahn gegenüber dem Flugverkehr einen wichtigen Trumpf aus der Hand: die Flexibilität.
Die Bahnfahrt Richtung Süden wird allerdings auch in vielen Fällen teurer. Für Zürich-Mailand (2. Klasse, Halbtax) etwa zahlt man neu 47 statt 43 Franken. Etwas günstiger wird die Fahrt mit dem Cisalpino-Neigezug: Zürich-Mailand kostet mit Halbtax im Normalfall neu 56 statt 58 Franken.
Ein Vorteil des neuen Systems ist laut SBB-Sprecher Roland Binz, dass die vom K-Tipp mehrfach kritisierte Preisdifferenz beim Billettkauf in der Schweiz und in Italien wegfalle.
Der K-Tipp kommt aber zu einem anderen Schluss: GA-Inhaber und Benutzer einer Tageskarte zahlen bei den SBB für die Strecke von der Grenze in Chiasso bis nach Mailand 13 Franken. Nach der Grenze kostet sie umgerechnet nur Fr. 9.40.
Lange Aufenthalte an der Grenze
Schneller werden die Verbindungen nach Italien mit dem Fahrplanwechsel nicht - nicht zuletzt wegen der lästigen Aufenthalte an der Grenze.
Die meisten internationalen Züge machen in Chiasso 20 Minuten Halt, in Domodossola bleiben sie für 15 Minuten stehen. Binz begründet die mühsamen Wartezeiten mit der Fahrplanstabilität. Will heissen: Die Züge aus Italien treffen oft mit Verspätung an der Grenze ein, was mit dieser Reserve aufgefangen werden könne.
Ausnahmen bilden einzig die Neigezüge mit ihren happigen Zuschlägen. Sie halten an der Grenze nur kurz oder gar nicht.
Eurocity nach Brüssel hält 42 Minuten
Die Pause an der Grenze variiert je nach Land und Zug: Im Verkehr nach Österreich sind es zwölf Minuten, wie bei den meisten deutschen ICEs in Basel. Eurocitys von und nach Deutschland stehen dort hingegen bis zu 25 Minuten. Dass es auch anders geht, zeigen die ICEs Zürich-Stuttgart. Für den Zwischenhalt an der Grenze in Schaffhausen brauchen sie bloss zwei Minuten.
TGVs von der Schweiz nach Paris bleiben an der Grenze sechs bis zwölf Minuten stehen. Wer mit der Bahn nach Brüssel will, braucht hingegen Geduld. Der Zwischenhalt des Eurocity-Zugs von Chur nach Brüssel beträgt in Basel rekordverdächtige 42 Minuten. Daran hat sich leider auch mit dem neuen Fahrplan nichts geändert.
Das wird neu ab 11. Dezember
Punkto Fahrzeit und Zahl der Verbindungen bringt der neue Fahrplan kaum Änderungen - aber drei wichtige Neuerungen.
- Am meisten umstellen müssen sich die Raucher: Ab Sonntag, 11. Dezember, gilt in allen Zügen, Bussen und Schiffen ein generelles Rauchverbot.
- Wer sein Billett erst im Zug kauft, muss neu 5 Franken Zuschlag zahlen; bis anhin waren es 10 Prozent des Fahrpreises, mindestens aber 3 Franken.
- Die Gültigkeitsdauer von Retourtickets ab 116 Kilometern wird von einem Monat auf 10 Tage verkürzt.
Als Alternative kann man eine Zwei-Fahrten-Karte kaufen. Sie ist ein ganzes Jahr lang gültig, kostet gleich viel wie ein Retourticket, muss aber vor Fahrtbeginn abgestempelt werden.