Musik-CD - Kopierschutz: Frust statt Musik
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saldo 12/2002
19.06.2002
Musik-CDs lassen sich am PC kopieren. Das sieht die Musikindustrie ungern und hat deshalb den Kopierschutz entwickelt. Doch der funktioniert nicht einwandfrei. Das Nachsehen haben die Kunden.
Thomas Abegglen hat eine CD von Sony Music gekauft. Die Musik der Kolumbianerin Shakira gefällt dem Stadtberner. Schade nur, dass er die rassigen Rhythmen nicht hören kann, denn die Sony-CD hat einen digitalen Kopierschutz. Und der ist Gift für Abegglens CD-Player: Kopierschutz und Abspiel...
Musik-CDs lassen sich am PC kopieren. Das sieht die Musikindustrie ungern und hat deshalb den Kopierschutz entwickelt. Doch der funktioniert nicht einwandfrei. Das Nachsehen haben die Kunden.
Thomas Abegglen hat eine CD von Sony Music gekauft. Die Musik der Kolumbianerin Shakira gefällt dem Stadtberner. Schade nur, dass er die rassigen Rhythmen nicht hören kann, denn die Sony-CD hat einen digitalen Kopierschutz. Und der ist Gift für Abegglens CD-Player: Kopierschutz und Abspielgerät vertragen sich nicht. Statt Musik kommt der Frust: «Jetzt habe ich für 30 Franken eine Sony-CD gekauft und kann die Musik nicht hören. Das ist ein Riesenbeschiss», empört sich Abegglen.
Zu Recht. Denn der Kopierschutz sollte nur auf einem CD-ROM-Laufwerk, also in einem Computer, wirksam sein, nicht aber auf einem normalen CD-Abspielgerät.
Sony hat den Kopierschutz entwickelt, weil immer mehr Kunden eine CD kaufen, diese dann mit dem Computer kopieren und an Kollegen und Freunde weiterverteilen. So gingen der Musikindustrie letztes Jahr 4,3 Milliarden Dollar verloren. Weltweit setzen die Musik-Multis Universal, Sony Music, Emi, Warner und BMG Entertainment schätzungsweise 40 Milliarden Dollar pro Jahr um.
Kopierschutz: Gut für Künstler, aber nicht ausgereift
Gegen den Kopierschutz wäre grundsätzlich nichts einzuwenden: Die Künstler sind auf die Tantiemen aus dem CD-Verkauf angewiesen. Doch die Musikindustrie hat Kopierschutzsysteme auf den Markt geworfen, die nicht einwandfrei funktionieren.
«Wir haben immer wieder Kunden, die eine normale Audio-CD auf ihrem normalen CD-Player nicht abspielen können, und das ist ärgerlich», sagt Markus Coradi, Managing Director von City Disc. «Wir warnen deshalb den Käufer vor jedem Kauf und weisen ihn auf den Kopierschutz hin.»
Kompliziert: Sechs verschiedene Systeme
Das sollte nicht nötig sein, denn kopiergeschützte Audio-CDs müssen auf normalen CD-Geräten einwandfrei abspielbar sein. Weshalb das nicht immer so ist, erklärt Franco Zanini vom Hersteller CD-Press in Bergdietikon ZH: «Audio-CDs werden seit 30 Jahren nach einem genau festgelegten Prozess produziert, dem so genannten Red-Book-Standard. Die CD-Abspielgeräte sind auf diesen Standard ausgelegt. CDs mit Kopierschutz aber weichen davon ab.» Die Folge: CD-Player und kopiergeschützte CDs sind auf digitaler Ebene nicht kompatibel.
Das variiert von Gerät zu Gerät, manchmal funktionierts, manchmal nicht. Und weil die Musikindustrie sechs verschiedene Kopierschutzsysteme auf dem Markt hat, die alle unterschiedlich arbeiten, kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu.
Eine CD, die auf dem normalen Player nicht abspielbar ist, kann man zurückgeben: «Da ich die CD ja kaufe, um sie mir anzuhören, ist der Kaufvertrag ungültig, wenn das Anhören nicht möglich ist», führt David Rosenthal, Spezialist für Urheber- und Internetrecht, aus.
Kopierschutz muss klar auf der CD vermerkt sein
«Wenn dieselbe CD aber auf dem PC-Laufwerk nicht abgespielt werden kann, liegt der Fall anders: Der Hersteller kann sich darauf berufen, dass er die CD nicht für einen Computer, sondern für einen normalen CD-Player entwickelt hat.» Das setzt aber einen klaren, gut sichtbaren Vermerk auf der CD voraus: Der Käufer muss sich darüber informieren können, dass die CD einen Kopierschutz hat.
Das heisst für den Musikliebhaber: im Laden checken, ob die CD kopiergeschützt ist. Zu Hause, bevor die Quittung in den Abfall wandert, ausprobieren, ob die CD auf dem CD-Player läuft.
Michael Perticone
Disc-Formate - Welcher Datenträger passt in welches Gerät?
Es gibt viele Silberscheiben, die in jede Schublade jedes CD-Abspielgerätes passen. Aber nicht immer kann der jeweilige CD-Leser die CD auch abspielen. Eine Übersicht:
- Audio-CD: Ältestes Format. Wird standardisiert hergestellt und lässt sich in Audio-CD-Geräten und CD-ROM-Playern abspielen, sofern die Audio-CD keinen Kopierschutz hat. DVD-Player müssen speziell für Audio-CDs eingerichtet sein.
- DVD: Die Digital Video Disc lässt sich nur in DVD-Playern abspielen. Der Computer muss über ein DVD-Laufwerk verfügen.
- CD-R: Einmalig bespielbare Audio-CD. Sie hat aber eine andere digitale Struktur und ist deshalb nicht in allen CD-Playern abspielbar. Von den Herstellern gibt es keine Garantie. Dem Konsumenten bleibt nur der Test auf dem jeweiligen Gerät. Bei DVD-Playern muss ausdrücklich erwähnt sein, dass eine CD-R abgespielt werden kann.
- CD-RW: Bespielbare Audio-CD. Im Gegensatz zur CD-R können die Daten auf einer CD-RW wieder gelöscht werden. So sind beliebig viele Aufnahmen möglich. Nachteil: Ihre digitale Struktur ist noch empfindlicher als die der CD-R; sie ist deshalb nur auf wenigen CD-Playern abspielbar.
- CD-ROM: Das Format wurde für den Gebrauch in CD-Rom-Lesewerken entwickelt, also für den Computer. Dort sollte es einwandfrei laufen. Viele Konsumenten setzen die CD-ROM aber auch als CD mit Aufnahmefähigkeit ein und spielen so Musik auf normalen CD-Geräten ab. Das funktioniert, aber ähnlich wie die CD-R läuft die CD-ROM nicht auf allen Geräten.