Die Neat ist ein Geschenk der Steuerzahler an die SBB. Trotzdem will die Bahn für die Fahrt auf der neuen Gotthardstrecke einen Zuschlag verlangen. Die Billettpreise berechnen sich grundsätzlich nach der Länge der Strecke. Effektiv legt der Zug ­zwischen Altdorf UR und Castione-Arbedo TI nach der Eröffnung des Tunnels 80 Kilometer zurück. Die SBB verkürzen die Strecke aber auf dem Papier nicht: Sie berechnen weiter die ganze Strecke von 110 Kilometern. Zusätzlich soll der ­Ticketpreis steigen: «Der Aufpreis soll einen Franken und ein paar Rappen betragen», kündigen die SBB an.

Heute kostet ein Bahnbillett in der 2. Klasse von Zürich nach Lugano retour 128 Franken, von ­Luzern nach Bellinzona retour 104 Franken. Neu wollen die SBB dafür mindestens 129 bzw. 105 Franken verlangen. Dies begründen sie mit der Reduktion der Reisezeit um 30 Minuten.

Auch nach der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels 2007 rechneten die SBB nicht mehr mit dem normalen Kilometerpreis. Die Bahnstrecke zwischen Spiez und Visp ist seither nur noch rund halb so lang, dennoch sanken die Preise nicht. Immerhin verlangten sie damals keinen Zuschlag für die kürzere Strecke. 

Preisüberwacher Stefan Meierhans äussert sich  zur Preispolitik der SBB «skeptisch»: «Die Bahnstrecke wird kürzer, der Preis steigt. Gegenüber den Bahnkunden ist dieser Preisaufschlag nicht erklärbar». Noch habe er den Preisantrag der SBB aber nicht auf dem Tisch. 

Pro Bahn Schweiz, die Interessenvertretung der Bahnkunden, sagt: «Das ist eine Schnapsidee. Für die kürzere Tunnelstrecke ist noch genügend Luft vorhanden, ohne dass an der Tarifstruktur gerüttelt werden muss.»