Nein zum Rentenklau: Ein Erfolg für die Versicherten

Das Volk hat die geplante Rentenkürzung abgelehnt. Das ist ein Erfolg für die Versicherten. Die Abstimmung zeigt aber auch: Sie sollten sich vermehrt um ihre Pensionskasse kümmern.

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K-Tipp 05/2010

07.03.2010

Letzte Aktualisierung:
09.03.2010

Silvio Bertolami

Um fast sechs Prozent hätten die Renten der Pensionskassen sinken sollen. Das haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit ihrem Nein vom vergangenen Sonntag verhindert. Die Erwerbstätigen können aufatmen. Den Pensionskassen ist es nun verboten, den Umwandlungssatz für die künftigen Renten im obligatorischen Bereich von 6,8 Prozent auf 6,4 Prozent zu drücken. Aber selbstverständlich dürfen die Pensionskassen freiwillig über das gesetzli...

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Umwandlungssatz: Die Sammelstiftung Profond wendet nach wie vor einen Umwandlungssatz von 7,2 Prozent an – bei ihr gibt es also pro 100‘000 Franken Altersguthaben eine jährliche Rente von 7200 Franken.
Zins: Die Pensionskassen dürfen auch die Altersguthaben höher verzinsen als minimal vorgeschrieben. Für 2010 hat der Bundesrat den Mindestzins auf 2 Prozent festgelegt. Das hindert etwa die Pensionskasse der Stadt Zürich nicht daran, die Altersguthaben ihrer Versicherten mit 3 Prozent zu verzinsen. Die Unterschiede von Kasse zu Kasse sind gross.

Deshalb lohnt es sich für jeden Einzelnen, genau hinzuschauen und zu fragen: Wie gut ist meine Pensionskasse? Wo steht sie im Vergleich mit anderen Kassen – punkto Zins, Umwandlungssatz, Kosten und Rendite der Geldanlagen? Und was kann ich tun, um meine spätere Rente zu erhöhen? «Die Pensionskasse ist ein Lohnbestandteil», sagt der unabhängige PK-Berater Werner C. Hug, «man muss sich darum kümmern».
Informationsquellen: Eine erste Informationsquelle ist der persönliche Vorsorge-Ausweis, den alle Versicherten Anfang Jahr von ihrer Pensionskasse erhalten sollten. Er gibt Auskunft darüber, was die Pensionskasse mit dem einbezahlten Geld macht. Wichtig ist vor allem, welcher Teil der Lohnabzüge als Altersguthaben auf die Seite gelegt und bis zur Pensionierung verzinst wird. Und wie viel für Versicherungsprämien und Verwaltungskosten weggeht (siehe unten).
Verwaltungskosten: Darüber steht im Vorsorge-Ausweis nicht die ganze Wahrheit. Die Summe, die im Vorsorge-Ausweis unter «Verwaltungskosten» aufgeführt wird, ist lückenhaft. Denn die Kassen bedienen sich nur zum Teil direkt bei den einbezahlten Beträgen. Für die Administration der Kasse wird auch ein Teil der Zinserträge abgezwackt. Deshalb sollten die Versicherten unbedingt auch die Jahresberichte ihrer Pensionskasse anschauen.

Dort sind die Kosten, welche die Verwaltung der Pensionskasse und der Gelder verursacht, teilweise unter verschiedenen Stichworten ausgewiesen. Wer diese Beträge zusammenzählt, kann das Resultat mit den Kosten anderer Pensionskassen vergleichen. «Bei Kosten von mehr als 300 Franken pro Versicherten und Jahr sollte man sicher fragen, was los ist», rät Christoph Häberli, Stiftungsrat der Pensionskasse des Schweizerischen Baumeisterverbandes. Häberlis Kasse kommt mit 140 Franken aus.
Einflussmöglichkeiten: Ist eine Pensionskasse schlecht geführt, können die Versicherten ihr Geld nicht einfach zu einer besseren zügeln. Sie können aber Kontakt mit den Stiftungsräten aufnehmen und auf bessere Leistungen pochen. Die Hälfte der Stiftungsräte sind Vertreter der Angestellten und werden von diesen gewählt. Da gilt es, kompetente und standfeste Kandidaten in den Stiftungsrat zu wählen. Und in kleineren Unternehmen, in denen man den Chef persönlich kennt, kann es sich durchaus lohnen, ihn auf wunde Punkte anzusprechen.

Das Sparpotenzial bei den Pensionskassenprämien kann gross sein. Das zeigt der konkrete Fall eines Berner Transportunternehmens mit 32 Mitarbeitern. Die Firma hatte ihre Pensionskasse in der Vergangenheit bei einer grossen Versicherungsgesellschaft. Die jährlichen Kosten für die Altersguthaben, die Deckung der Risiken Tod und Invalidität sowie die Verwaltung beliefen sich auf 254'000 Franken. Dann holte das Unternehmen bei vier Versicherungen Offerten für das genau gleiche Leistungspaket ein.

Und siehe da: Die günstigste Offerte für die genau gleichen Leistungen lag bei 222 000 Franken. Der Clou: Sie kam von der bisherigen Versicherung. Unter dem Konkurrenzdruck hatte sie die Kosten um satte 32 000 Franken gesenkt. Das sind pro Jahr 1000 Franken für jeden Versicherten.

So lesen Sie den Ausweis Ihrer Pensionskasse

Was geschieht eigentlich genau mit den Pensionskassen-Prämien, die den Angestellten vom Lohn abgezogen werden? Darüber gibt der persönliche Vorsorge-Ausweis Auskunft. Der Ausriss zeigt ein konkretes Beispiel (siehe Ausriss im pdf-Artikel). Klar ersichtlich: Für das Alter wird nur ein Teil der von den Angestellten einbezahlten Prämien angelegt, nämlich Fr. 8164.80. Die Versicherungsprämien für den Fall einer Invalidität oder eines Todesfalls vor Erreichen des Pensionsalters kosten Fr. 2095.20. An den Sicherheitsfonds gehen pro Jahr Fr. 49.20. Dieser Fonds springt ein, wenn eine Kasse pleite geht. Die ausgewiesenen Verwaltungskosten betragen Fr. 225.–. In diesem Posten kann vieles stecken: von den Löhnen des PK-Personals bis zur Dividende der Aktionäre einer Versicherungsgesellschaft.

Auf dem Vorsorge-Ausweis wird nur ein Teil der Verwaltungskosten ausgewiesen. Die Kassen nehmen den Rest aus den Zinserträgen, die sie nicht an die Versicherten weitergeben. Oder sie profitieren von einem zu tiefen Umwandlungssatz.

Die Stimmbürger haben sich nicht verunsichern lassen

Wer vom Gesetz gezwungen wird, monatlich einen Teil des Lohns in eine Pensionskasse einzuzahlen, will mitreden, wenn es um die späteren Leistungen geht. Und für eine Kürzung der Renten ist man nur zu haben, wenn es dafür gute Gründe gibt. Das ist das Fazit des letzten Abstimmungssonntags. Gründe für eine Rentensenkung gibt es aber zurzeit nicht. Das haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gemerkt. Weder mit der aktuellen Lebenserwartung noch mit den erzielten Kapitalerträgen könnte heute eine Kürzung der Altersrente begründet werden.

Das wussten auch der Pensionskassenverband und die Versicherungslobby. Deshalb versuchten sie vier Monate lang, die Stimmbürger zu verunsichern. Und zu verwirren. Wer seine Rente retten wolle, müsse «Ja» stimmen, hiess es beispielsweise in vielen Inseraten. Das Gegenteil war richtig. Oder die Rentner lebten heute auf Kosten der Jungen. Auch dies eine krasse Falschbehauptung, zu der niemand eine Rechnung vorgelegt hat – weil man keine vorlegen konnte. Die Kürzung der Renten ist nun vom Tisch.

Die Angestellten sollten jetzt ihr Augenmerk auf den Mindestzinssatz richten. Denn je höher der Zins auf dem jährlich einbezahlten Kapital, desto höher das Altersguthaben. Ein Prozent Zins mehr auf eine Erwerbsdauer von 40 Jahren bedeutet bei einem mittleren Einkommen ein zusätzliches Alterskapital von 80‘000 Franken.

Der Ball liegt beim Bundesrat. Er legt den Zinssatz jährlich fest. Zurzeit wird das vom Lohn abgezogene Altersguthaben mit mickrigen 2 Prozent verzinst. Hört der Bundesrat bei der Festsetzung des Zinses weiterhin nur auf die Finanzlobby, werden sich die Versicherten überlegen müssen, auch diesen Punkt noch selber in die Hand zu nehmen.

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