Ein Benzin-Automotor der jüngsten Generation beruht auf dem Direkteinspritzen des Treibstoffs. Dadurch verbraucht das Auto weniger Benzin und stösst weniger CO2 aus. Die Leistung bleibt trotzdem gleich. Soweit die gute Meldung.
Die schlechte: Die Technik des Direkteinspritzens hat einen grossen Nachteil – die Motoren produzieren mehr Russ. Dabei handelt es sich um Kleinstpartikel, die tief in die Lunge gelangen. Dort können sie Reizhusten, Asthma und im schlimmsten Fall Krebs auslösen.
1000-mal mehr Russpartikel
Aus diesem Grund sind Diesel-Autos mit Direkteinspritzermotoren heute wegen verschärfter Umweltnormen ausnahmslos mit Partikelfiltern ausgestattet. Für Benziner mit Direkteinspritzung gelten die Vorschriften jedoch nicht. Folge: Die Autos verkehren ohne spezielle Filter. Dabei stossen sie grosse Mengen der gefährlichen Partikel aus. Das zeigen zwei aktuelle Messungen:
- Laut dem deutschen Prüfinstitut TüV Nord produzieren Benzin-Direkteinspritzer etwa 1000-mal mehr Russpartikel als normale Benzinmotoren.
- Die Fachhochschule Bern hat im Auftrag der deutschen Umwelthilfe erstmals zwei Benziner mit Direkteinspritzung im realen Betrieb getestet. Auch hier lautet das Fazit: Ungefilterte Direkteinspritzer-Motoren sind um ein Vielfaches schmutziger als gefilterte Dieselmotoren. Und zwar um den Faktor 10 bis 50, sagt Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte und früherer Leiter der Abteilung Verkehr beim deutschen Umweltbundesamt.
Aufgrund der zwei Untersuchungsresultate fordern die Experten auch für Benzinmotoren mit Direkteinspritzung einen Partikelfilter. Laut Friedrich reduziert dies den Ausstoss von Russpartikeln um 90 bis 99 Prozent. Das ist in etwa gleich viel wie ein Filter beim Dieselauto.
Andreas Burgener von der Vereinigung der Automobil-Importeure sieht keinen Grund zur Eile. Das Partikelproblem sei mit der Euro-6-Norm erledigt. Es sollen keine Technikvorschriften gemacht werden: «Es ist Sache der Hersteller, mit welchen Technologien sie die Grenzwerte erfüllen.»
Verkehrsexperte Friedrich versteht diese Verzögerungstaktik nicht. «Filter kosten in Serie produziert weniger als 50 Euro pro Stück – also nur gerade rund 65 Franken pro Auto.»
Amtl. bewilligte Luftverpestung
Seit Januar 2013 gilt in der Schweiz und in der EU für Dieselautos ein Grenzwert für die Partikelanzahl. Benziner mit Direkteinspritzung müssen ihn erst ab 2017 einhalten. In diesen drei Jahren dürfen sie damit zehnmal mehr Partikel ausstossen als Dieselfahrzeuge.