Neue Gebühr für alte Medis
Apotheken nehmen abgelaufene Tabletten und Salben zur Entsorgung zurück - aber nicht mehr immer kostenlos.
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K-Tipp 4/2005
23.02.2005
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Christine Ruckli aus Wädenswil ZH ärgert sich: «Die Apotheken haben sang- und klanglos eine neue Taxe eingeführt», schreibt sie dem K-Tipp. Apotheken verlangen bekanntlich je nach Fall Pauschalen (Beratung, Generika-Abgabe usw.).
Neu knöpfe die Oberdorf-Apotheke in Wädenswil jedem Kunden zusätzlich einen Franken ab - für alte Medikamente, die zur fachgerechten Entsorgung in den Laden gebracht würden. «Das finde ich nicht in Ordnung», sagt Ruckli. «Bestimmt landen abge...
Christine Ruckli aus Wädenswil ZH ärgert sich: «Die Apotheken haben sang- und klanglos eine neue Taxe eingeführt», schreibt sie dem K-Tipp. Apotheken verlangen bekanntlich je nach Fall Pauschalen (Beratung, Generika-Abgabe usw.).
Neu knöpfe die Oberdorf-Apotheke in Wädenswil jedem Kunden zusätzlich einen Franken ab - für alte Medikamente, die zur fachgerechten Entsorgung in den Laden gebracht würden. «Das finde ich nicht in Ordnung», sagt Ruckli. «Bestimmt landen abgelaufene Medis jetzt wieder im Haus- statt im Sondermüll.»
Rucklis Sorge ist zum Glück unbegründet - zumindest, was die «neue Taxe» angeht. Der Schweizerische Apothekerverband SAV hat diesbezüglich keine Direktive herausgegeben und betont, dass es sich dabei nicht um eine neue Taxe handle. Das bestätigt Oberdorf-Apotheker Brunoldi. Er erklärte dem K-Tipp, er habe die Gebühr auf eigene Initiative eingeführt, weil er seit Anfang Jahr die Kosten fürs Entsorgen der Medikamente selber tragen müsse.
Apotheken müssen Entsorgung bezahlen
Bis Ende letzten Jahres teilten sich Kantone, Gemeinden und die Pharma-Grossisten die Kosten für die Entsorgung alter Medis. Seit Januar werden die Ausgaben auf die Apotheken abgewälzt. Der SAV geht aber davon aus, dass die Mehrheit keine Gebühr einführt.
Apotheker Brunoldi hält jedoch an seiner Taxe fest. Begründung: Oft würden ihm Medikamente gebracht, die von selbst dispensierenden Ärzten und aus dem Versandhandel stammten. «Ich finde, die Leute sollen Medikamente dorthin zurückbringen, wo sie sie gekauft oder bekommen haben.»
Dieses Argument stösst beim SAV auf Verständnis, denn es gehe hier ums Verursacherprinzip. Trotzdem sagt SAV-Sprecher Mesnil: «Ein Entsorgungs-Rappen, der auf den Medikamentenpreis geschlagen wird, steht noch nicht zur Diskussion.»
So oder so gilt weiterhin: Alte Medikamente - in der Schweiz werden jährlich Präparate im Wert von rund 150 Mio. Franken entsorgt - gehören nicht in den Hausmüll. Im Gegensatz zu Sondermüll wird dieser bei relativ tiefen Temperaturen verbrannt. Gewisse Wirkstoffe können dabei in das hochgiftige Dioxin umgewandelt werden, das dann in die Umwelt gelangt. Andere Stoffe wiederum belasten Gewässer und letztlich das Grundwasser mit Hormonen.