Vor drei Jahren lancierte die Swisscom ihr Handy-TV. Zehn Sender wurden via UMTS auf spezielle Handys übertragen, 30 Minuten fernsehen kostete Fr. 4.–. Mittlerweile sinds knapp 30 Sender, und der Preis wurde auf Fr. 1.50 Franken pro Stunde reduziert.
Begehrt ist der Dienst allerdings nicht: Laut einer Studie des Bundesamts für Kommunkation (Bakom) nutzen 96 Prozent der Handy-Besitzer das TV-Angebot nie. Am ehesten zieht noch die 100-Sekunden-Tagesschau – mit laut Swisscom gerade mal 40 000 Abonnenten. Zum Vergleich: In der Schweiz gabs Ende 2006 über 7,4 Millionen Handy-Abos.
Netz soll nicht mehr zusammenbrechen
Obwohl also das Handy-TV wenig Erfolg hat, wird nun für die nächste Generation nochmals ein komplett neues Sendernetz installiert. Die digitale Sendetechnik nennt sich DVB-H (Digital Video Broadcasting – Handhelds). Während TV via UMTS zusammenbricht, wenn zu viele Leute zum Beispiel ein Fussball-Finalspiel sehen wollen, soll DVB-H mit unbeschränkt vielen Nutzern funktionieren.
Allerdings muss man auch für digitales Handy-TV zahlen – entweder im Zeit-Abo oder für bestimmte Sendungen. Wie viel, das kann Swisscom-Sprecher Sepp Huber noch nicht sagen: «Im europäischen Ausland rechnet man mit monatlich 8 bis 12 Euro für den unbeschränkten Konsum von rund 15 Fernsehkanälen.»
Es gibt aber bereits Widerstand: DVB-H sei eine «neue unnötige Verstrahlung des Lebensraums», so die Schweizerische Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener (gigaherz.ch). Um TV-Programme auf DVB-H-fähige Mobiltelefone zu übertragen, würden viele neue Sender benötigt.
Dazu Swisscom: «Für eine 30-prozentige Abdeckung mit DVB-H wollen wir bis Ende Mai rund 26 Antennen in Betrieb nehmen.» Gigaherz hat Beschwerden gegen erste Senderstandorte angekündigt. Insbesondere kritisiert sie, dass etwa auf dem Zürichberg ein Sender mit 13 000 Watt installiert werden soll, während für die Radioübertragung vom gleichen Standort 200 bis 600 Watt genügen.
Die Notwendigkeit der digitalen TV-Technik für Handys bezweifelt auch Lothar Geppert vom Verein Diagnose-Funk: «Wir haben einen Overkill an Funkanwendungen, die teilweise gar nicht genutzt werden. Und man ignoriert einige Dutzend Studien, die gesundheitliche Effekte auch unterhalb der Grenzwerte gezeigt haben.»
Grundsätzlich stellt sich die Frage, wer überhaupt auf dem Mini-Display fernsehen will. Denn mit DVB-T (statt -H) existiert ein nationales digitales Fernsehnetz, das problemlos mobil genutzt werden kann (siehe unten).
Neben Senderstandorten mangelt es DVB-H an passenden Handys. Mit den aktuell erhältlichen Modellen kann man digitales TV nicht empfangen. Passende Handys wie das Nokia N92 werden rund Fr. 600.– kosten.
Umfrage zeigte: Kaum Interesse an Handy-TV
Ebenfalls wenig Chancen geben dem neuen Handy-TV auch die auf Technologiefragen spezialisierten Marktforscher von Gartner: Nur rund 5 Prozent der kürzlich befragten Europäer äusserten Interesse daran, in den kommenden zwölf Monaten auf dem Handy Fernsehen oder Videos zu schauen.
Mobil-TV: Es geht auch gratis
Unterwegs kostenlos digitales Fernsehen empfangen (DVB-T): Technisat bietet mit dem Digit-Mobil 3 einen nur 200 g schweren Mobilfernseher. Die 7,6-cm-Bildschirmdiagonale hat eine bessere Auflösung als Handy-Displays. Der Akku reicht für vier Stunden fernsehen. Die SRG-Sender kann man landesweit gratis empfangen, in Grenzgebieten auch deutsche Sender. Das Gerät kostet rund Fr. 200.–, Gebühren fallen nicht an, sofern eine TV-Empfangskonzession vorhanden ist.