Der Branchenverband des öffentlichen Verkehrs Alliance Swisspass führt zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember ein neues Guthabenmodell ein. Es wird auch «Halbtax Plus» genannt, funktioniert aber anders als das Halbtaxabo: Kunden zahlen einen bestimmten Betrag, und je nach Höhe erhalten sie einen Bonus.
Kunden können aus drei unterschiedlichen Guthaben wählen. Beispiel: Wer für ein Jahr einen Betrag von 800 Franken bezahlt, kann mit dem Guthabenmodell Billette für 1000 Franken kaufen. Fährt man in besagtem Jahr aber für weniger als 800 Franken, gibt es die Differenz zurück, aber keinen Bonus. Wer 1500 Franken einzahlt, kann für 2000 Franken Billette kaufen. Und wer 2100 Franken zahlt, für 3000 Franken.
Alliance Swisspass will noch nicht sagen, wie Kunden das Guthaben einzahlen können und welche Zahlungsmittel akzeptiert werden. Unsicher ist auch, ob der Verkauf wie geplant zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember startet. Eine Sprecherin von Alliance Swisspass lässt durchblicken: Eine Verzögerung um einige Wochen sei möglich.
Bereits bekannt ist, welche Billette die Kunden mit dem Guthabenmodell kaufen können: Billette für die 1. und die 2. Klasse, Klassenwechsel, Sparbillette sowie Velo- und Hundebillette. Abos hingegegen kann man mit dem Guthaben nicht bezahlen, auch das Halbtaxabo nicht.
Berechnungen des K-Tipp zeigen: Das Guthabenmodell lohnt sich nicht für alle Reisenden, sondern vorab für Gelegenheitsfahrer und einige Abobesitzer:
- GA-Besitzer: Wer mit einem Generalabo beispielsweise an vier Tagen pro Woche von Bern nach Zürich pendelt und pro Jahr fünf Wochen Ferien hat, zahlt beim neuen Modell massiv drauf. Für ihn kommt es fast 7000 Franken teurer, wenn er Einzelbillette löst, statt mit dem GA zu fahren. Auch wenn der Bahnkunde nur drei Tage oder nur zwei Tage pro Woche pendelt, ist er mit dem Generalabo besser bedient.
- Besitzer eines Rentner-GA: Ein Rentner, der einmal pro Woche einen Ausflug von Zürich unternimmt, etwa auf die Rigi, fährt mit dem neuen Guthabenmodell günstiger als mit dem GA. Wechselt er, spart er 276 Franken pro Jahr – obwohl er neu ein Halbtaxabo kaufen muss.
- Besitzer eines Verkehrsverbund-Abos: Wer zum Beispiel mit dem Abo des Zürcher Verkehrsverbundes vier Mal pro Woche von Winterthur ZH nach Zürich pendelt, profitiert von einem Wechsel. Er spart 383 Franken, in der 1. Klasse gar 689 Franken. Wer vier Mal pro Woche mit dem Verbund Libero von Thun nach Bern pendelt, fährt hingegen mit dem Verbundabo günstiger. Bei einem Wechsel würde der Pendler 144 Franken draufzahlen – in der 1. Klasse gar 1917 Franken.
- Gelegenheitsfahrer: Wer Bahn und Bus für Ausflüge und Besuche benutzt und bisher Einzelbillette kaufte, profitiert rasch vom Guthabenmodell. Beispiel: Ein Kunde, der einmal wöchentlich von Winterthur nach St. Gallen und zurück reist oder von Aarau nach Biel und zurück, spart rund 500 Franken. Reist er die Strecke nur jede zweite Woche, spart er rund 200 Franken.
Fazit: GA-Besitzer, die an mehreren Tagen pro Woche und auf längeren Strecken zur Arbeit pendeln, zahlen mit dem neuen Guthabenmodell in der Regel drauf. Wer innerhalb eines Verkehrsverbundes fährt, sollte ausrechnen, ob sich der Umstieg vom Jahresabo zum Guthabenmodell für ihn lohnt.
Kunden ohne Internet haben das Nachsehen
Nachteil des neuen Guthabenmodells: Das Reisen in Bahn und Bus ist damit weniger bequem als mit einem General- oder Verbundabo. Denn man muss für jede einzelne Fahrt ein Billett kaufen oder sich bei Easyride oder Fairtiq ein- und ausloggen.
Weiterer Nachteil: Billette sind mit dem Guthabenmodell nur via Internet auf Sbb.ch und über die Apps SBB Mobile und Fairtiq erhältlich. Am Bahnschalter und am Billettautomaten kann man mit dem Guthaben nicht bezahlen. Barzahlung ist nicht möglich.
Die SBB, wichtigstes Mitglied beim Branchenverband Alliance Swisspass, benachteiligen damit Kunden, die kein Handy besitzen. Zudem ist es beim neuen Guthabenmodell um den Datenschutz schlecht bestellt: Die SBB speichern alle Fahrten. Mit einem Generalabo hingegen werden die gefahrenen Strecken nicht aufgezeichnet, sondern in der Regel nur die Billettkontrollen.
Alliance Swisspass teilt dem K-Tipp auf Anfrage mit, man kenne die Wünsche der Kunden aus Markttests: «Beim Guthabenmodell wurden die Kundenwünsche berücksichtigt.»
So berechnen Sie, ob Sie sparen können
- Überlegen Sie, wie oft Sie welche Strecke pro Jahr fahren und ob Sie zur Fahrt ein einfaches Billett oder ein Retourbillett brauchen.
- Schreiben Sie auf, wie viel die Billette kosten. Die Preise sind im Internetfahrplan auf Sbb.ch ersichtlich: Dabei Datum ab 10. Dezember eingeben, damit die neuen Preise angezeigt werden. Notieren Sie den Halbtaxtarif. Fahrten zum Volltarif lohnen sich beim Guthabenmodell nie.
- Berechnen Sie die Summe aller Einzelbillette.
- Erreicht die Summe über 800 Franken, lohnt sich das Guthabenmodell im Vergleich zu Einzelbilletten.
- Wenn Sie mit einem Abo vergleichen: Ziehen Sie von der Summe den Bonus ab, den Sie erhalten. Es gilt: Bonus von 200 Franken, wenn man 1000 Franken erreicht; Bonus von 500 Franken, wenn man 2000 Franken erreicht; Bonus von 900 Franken, wenn man 3000 Franken erreicht.
- Vergleichen Sie den berechneten Betrag (inklusive Preis fürs Halbtaxabo) mit dem Preis, den Sie für Ihr bisheriges Abo zahlen, etwa für das Generalabo oder das Jahresabo Ihres lokalen Verkehrsverbundes. Ist der berechnete Betrag tiefer, lohnt sich ein Wechsel.